FLESH MADE SIN: Dawn Of The Stillborn

Aus sound- und spieltechnischer Sicht ist "Dawn Of The Stillborn" wirklich brilliant ausgefallen, in puncto Abwechslung und lukrativem Songwriting müssen sich die Thrasher FLESH MADE SIN bis auf ein bis zwei Ausreißer nach oben leider noch ein wenig steigern!

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte – diese bekannte Weisheit richtet sich zwar gegen meine Aktivitäten als Online-Rezensent, passt aber hervorragend zu den Holländern FLESH MADE SIN, die erst kürzlich ihr Karmageddon Media Labeldebüt veröffentlicht haben. Betrachtet man sich nämlich einmal das Artwork von Dawn Of The Sillborn, so gibt dieses unfreiwillig bereits erste Informationen über die Musik des Quartetts Preis: Auf der einen Seite wurden das abgebildete Cover sowie das vollständige Booklet nämlich in puncto Qualität sehr professionell umgesetzt, man erkennt hier ganz klar, dass Manuel Tinnemans zu den technisch fähigen Designern gehört. Auf der anderen Seite mangelt es dem Cover doch ein wenig an Ideen und die Grautöne erzeugen eine unsägliche Monotonie, in die sich das entstellte Gerippe, welches seines Zeichens ein gewisses Maß an Leblosigkeit skizziert, reibungslos eingliedert.

Mit diesen oder ähnlichen Eindrücken das insgesamt dritte Album der Band in den CD-Schacht manövriert, scheint das Cover tatsächlich wie eine aussagekräftige Beschreibung der Musik der Thrasher zu sein: Nach einer kurzen Kampfansage jagt der Opener Crowned In Torment jedenfalls sofort mit einem treibenden, an bekannte Vorbilder aus der Bay-Area angelehnten Gitarrenriff los, bevor das große Thrash-Donnerwetter auf den Hörer einbricht, welches soundtechnisch auf höchstem Niveau anzusiedeln ist. Produzent Marc ter Braak hat hier wirklich großartige Arbeit geleistet und die vier sehr talentierten Musiker mit einer nahezu perfekten Symbiose aus Druck, Dynamik und Transparenz in Szene gesetzt. Auch von der spieltechnischen Seite gibt es auf Dawn Of The Stillborn nicht viel zu meckern: Die Riffs reißen sofort mit, die immer wieder auftauchenden Breaks lassen schon beim ersten Hördurchlauf die Kinnlade des Hörers weit herunterklappen und wer beim Überhammer Possess The Flesh nicht euphorisch durch sein Zimmer springt, ist entweder obdachlos oder einfach nur ein Die-Hard-Phlegmat! Sänger Twan van Geel liefert hier mit seinen kernig-röchelnden Vocals, mit denen er problemlos selbst bei Death Metal-Bands wie den Landsmännern CALLENISH CIRCLE antreten könnte, seine Höchstleistung ab und intoniert durchgeknallte, wenn auch innovationsfreie Hasstiraden über morbide Fleischeslust. Einen so intensiven Song habe ich in diesem Genre schon lange nicht mehr gehört!

Doch wie das zwiespältige Cover bereits ankündigt, gibt es auf Dawn Of The Sillborn – abgesehen von der technischen Qualität und einzelnen, wirklich genialen Stücken – auch ein paar Defizite zu verzeichnen. Ein ganz elementares Problem ist die über weite Strecken herrschende Monotonie: Die Riffs sind immer gut, die Drums knüppeln entsprechend hochwertig und auch unser Herr van Geel macht seinen Job stets tadellos, aber die insgesamt acht Songs grenzen sich einfach nicht stark genug voneinander ab – und das sage ich nach wesentlich mehr als einem Durchlauf! Das große Problem der Holländer ist also weniger auf den Studioaufenthalt zurückzuführen, es entpringt vielmehr bereits im Proberaum. Man darf das jetzt nicht falsch verstehen, Dawn Of The Stillborn ist kein schlechtes Album und unterhält eigentlich auch von vorne bis hinten, aber eben leider – trotz der mit 37 Minuten sehr kurzen Spielzeit – nicht an einem Stück! Ein paar mehr eingängige Hooklines, wie beim erwähnten Possess The Flesh oder etwas mehr rhythmische Variation, wie es beim groovigen Descending Life gelungen ist, hätten den übrigen Songs definitiv gut getan und das Album in seiner Gesamtheit ein wenig überschaubarer gestalten können. So muss man sich insgesamt gesehen mit wenigen wirklich herausragenden und etwas mehr nur guten Stücken begnügen – zwei bis drei Perlen ergeben eben noch kein Schmuckstück! Für das nächte Album wünsche ich mir, dass man aus den wirklich sehr hoffnungsvollen Ansätzen einen Tick mehr Eingängigkeit herausholen kann, dass die technische Brillianz durch lukratives Songwriting veredelt wird und dass FLESH MADE SIN den Sprung in die internationale Thrash-Elite schaffen – ich bin jedenfalls schon mal auf das nächste Artwork gespannt!

Veröffentlichungstermin: 15.11.2004

Spielzeit: 37:57 Min.

Line-Up:
Twan van Geel – vocals, guitars

Bjorn van Hamond – lead guitars

Marc van Stiphout – bass

Marco Stubbe – drums

Produziert von Marc ter Braak
Label: Karmageddon Media

Homepage: http://www.fleshmadesin.nl

Tracklist:
01. Crowned In Torment

02. Possess The Flesh

03. Dawn Of The Stillborn

04. The Cleansing

05. Descending Life

06. Ritual For The Dead

07. Wastelands

08. Spiritual Death Trip

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