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FLARES: Levitation [EP] [Eigenproduktion]

Ein erstaunlich reifes Debüt einer jungen Instrumental Rock-Band.

Sie sind jung und sie sind weit davon entfernt, erfolgreich zu sein. So ist es eben, wenn man sich für den unkonventionellen Weg entscheidet. Aber statt aus FLARES eine brutale Deathcore-Band zu machen, wie sie die Regale der Mailorder überfluten, bleiben sie lieber bei schönem Instrumental Rock, der schon jetzt, auf dieser Debüt-EP, erstaunlich ausgereift klingt. Und selbst wenn keine großen Innovationspunkte verteilt werden können, FLARES bewegen sich sicher zwischen den farbenprächtigen Welten der heftigen RED SPAROWES, von den verträumten PELICAN und der Atmosphäre von LONG DISTANCE CALLING, vergessen während dieser vier Abstecher durch Raum und Zeit alles um sich herum und reißen den Hörer konsequent mit.

Hier gibt es die obligatorische Laut-Leise-Dynamik, noch ein wenig grob eingesetzt, aber schon auf dem richtigen Wege. Die langen ruhigen Stellen steigern sich wenig, stattdessen brechen vergleichsweise schwere Lärmorkane unkontrolliert auf den Hörer herein, was die Musik einerseits ein wenig manisch klingen lässt, andererseits sorgt genau dies für Würze. Den roten Faden behalten FLARES eigentlich immer, höchstens im beginnenden 299792458 m/s weiß man zwar noch nicht so recht, wo die Reise hingehen soll, aber ab diesem Zeitpunkt steigert sich die Band kontinuierlich, glänzt mit einem feinen Gespür für Orchestrierung und Arrangements, die immer atmosphärisch dicht sind, egal, ob das Quintett aus Saarbrücken nun voll reinhaut oder es etwas gediegener angehen lässt. Whale Dance ist zum Beispiel eine entspannte Reise durch den Ozean, farbenprächtig, detailliert, liebevoll dargeboten, mit einer Rhythmussektion, die den Takt angibt, damit sich die Gitarren und Synthesizer austoben können.

Das Riff an sich kommt allerdings auch nicht zu kurz, gerade in den saftigen, heftigeren Stellen beweisen die Gitarristen, dass sie auch ein Gespür für das Pragmatische haben. Dennoch trifft der Titel Levitation den Nagel auf den Kopf, hier kann man sich gehen lassen, völlig egal, ob die Gitarren gerade hämmern oder es leise und entspannt vonstatten geht. Highlight dieser EP ist sicherlich das abschließende Antares, das nochmals alles verbindet, was die zwanzig Minuten zuvor verzaubert hat. Gesang braucht dieses Saarbrücker Gespann wahrlich nicht, die Instrumente haben die Gabe, alles zu sagen, was gesagt werden muss, auch wenn ich mir vom Synthesizer etwas mehr Mitspracherecht erwartet hätte. Auf gut Deutsch, hier könnte mehr sein, als nur Flächensounds.

Die Debüt-EP von FLARES ist erstaunlich gut und muss sich hinter ihren Kollegen aus diesem Lande wirklich nicht verstecken. Ein paar kleinere Baustellen gibt es zwar dennoch, aber FLARES haben schon das richtige Grundgerüst, auf dem sie nun hervorragend aufbauen können, um sich zum Beispiel das nächste Mal auf eine mörderische Produktion zu konzentrieren. Freunde von instrumentalem, epischem und mitreißendem Post Rock sollten in Sachen Nachwuchsförderung lächerliche 5 € dringend investieren in einen tollen musikalischen Kurztrip nach Surrealistan, der noch dazu im feschen Digipack mit seinem schönen Cover auch optisch was hermacht. Kontaktiert die jungen Musiker via Myspace und vergesst mir ja nicht Levitation zu bestellen.

Veröffentlichungstermin: November 2008

Spielzeit: 26:13 Min.

Line-Up:
Christian D. – Guitar
Aljosha L. – Bass
Christian S. – Drums, Piano
Mike B. – Synth
Tobias W. – Lights, Percussion

Produziert von Phil Hillen
Label: Eigenproduktion
MySpace: http://www.myspace.com/flaresband

Tracklist:
1. 299792458 m/s
2. Rope Dance
3. Whale Highway
4. Antares

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