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FIVE FIFTEEN: The Man Who Sold The World

FIVE FIFTEEN sind in den frühen Siebzigern hängen gebliebene Hippies und stehen dazu. Wer sich ihnen nicht zu ernst nähert und keine Probleme mit Phrasendrescherei hat, wird bestimmt seine Freude an diesem Sammelsurium von ansprechend gemachtem und solide produziertem Altbekanntem haben und – wer weiß – vielleicht sogar ein paar echte Perlen finden.

Die Finnen FIVE FIFTEEN bieten handwerklich gut gemachten und von daher durchaus akzeptablen Retro-Rock. Mit viel Esprit, ausgezeichneter Kenntnis ihrer Helden sowie einer großen Portion Spaß kommt The Man Who Sold The World ganz angenehm daher.

Ich bin mir auch sicher, dass einem die Jungs um Mika Järvinen und dem Frontmädel Saana Koskinen einen gut gelaunten, nostalgischen Konzertabend bieten können, falls man auf LED ZEPPELIN, ROLLING STONES, THE WHO oder ähnliches steht und nichts weiter braucht.

Nur die Muckerpolizei wird natürlich sagen: Was für´n klischeetriefender Abklatsch oder wo bleibt denn die eigene Identität?. Naja, die haben ja immer was zu mosern…

Bei der aktuellen CD handelt es sich um eine Zusammenstellung einzelner Songs der bereits in den letzten zehn(!) Jahren erschienenen Veröffentlichungen der Band, bunt gemischt und variationsreich serviert. Da man aber deswegen auch vergeblich nach einem Spannungsbogen sucht, schlage ich vor, die Platte ruhig mal im Shuffle zu hören. Das ist genauso interessant, wie die Tracklist einzuhalten und verdeutlicht nochmal die große Vielfalt, die FIVE FIFTEEN in Ihrem Repertoire haben.

Ein Anspieltipp wäre auf jeden Fall direkt der Opener Stone Cold Heartbreaker, bei dem auch Saitenlegende Brian Robertson von den immer noch nicht heilig gesprochenen THIN LIZZY mit von der Partie ist und der Sache seinen unverkennbaren Stempel aufdrückt. Straight nach vorne rockend, mit herrlichen Gitarren-Doppelläufen bestückt und einem Refrain, der sofort ins Ohr geht – Geil!

Beim zweiten Song Innocence Is No Excuse sind wir leider schon wieder ganz woanders. Meiner Meinung nach handelt es sich hier um den unerträglichsten Song auf der ganzen CD, zumindest vom Text her: wieso nur reimen Mika und Saana auf einen derart abgedroschenen (und somit eh´ schwer entschuldbaren) Spruch wie Innocence Is No Excuse auch noch And I´m walking without shoes? Wieso? Auch der nächste Song Jesus Went To New York City überzeugt mich nicht wirklich. Dafür gehen dann aber Mrs. Rolling Stone und die HAWKWIND-Coverversion Silver Machine wieder weit mehr als in Ordnung.

Wobei das bei letztgenanntem nicht nur am zweiten Gastspiel auf diesem Silberling, namentlich Nik Turner von den original-HAWKWIND, liegt – FIVE FIFTEEN sind wirklich gut und wissen bis auf die lyrischen Schwächen restlos zu überzeugen. Das beweist zum Beispiel Black Monday, das wie ein ROLLING STONES-Sahnestück von Exile On Main Street oder Beggars Banquet klingt. Oder Believer, das zwar an LED ZEPP´sche Marokko-Ausflüge erinnert, aber durchaus originell und inspiriert vorgetragen wird. Oder Mrs Dalloway Meets Mrs Gallagher, das vorletzte Liedchen: ein progressiver Bombast-Rocker par excellence, wie man ihn sich nur wünschen kann!

Bei Prostitute, dem Rausschmeisser, gibt sich auch noch HIMs Ville Vallo die Ehre. Eigentlich ein guter Song, auch das Thematisieren der Hure Rock´n´Roll ist eine gute Idee. Aber auf den Text sollte man hier besser nicht zu sehr achten – da hat man einfach mehr schlecht als recht so viele Classic-Rock-Songtitel wie möglich in Gedichtform aneinander gereiht…

Und danach gibt´s dann noch einen offensichtlich ziemlich spät und unnüchtern aufgenommenen Hidden Track in Lo-Fi-Qualität – Hajajai!

FIVE FIFTEEN sind in den frühen Siebzigern hängen gebliebene Hippies und stehen dazu. Wer sich ihnen nicht zu ernst nähert und keine Probleme mit Phrasendrescherei hat, wird bestimmt seine Freude an diesem Sammelsurium von ansprechend gemachtem und solide produziertem Altbekanntem haben und – wer weiß – vielleicht sogar ein paar echte Perlen finden. Ich für meinen Teil hoffe jedenfalls, die Band livehaftig zu erleben und freue mich auf kreischende Hammond-Orgeln, erdigen Rock sowie eine unschuldige Party-Atmosphäre.

(Miguel-Angelo Ramalhosa)

Veröffentlichungstermin: 04.10.2004

Spielzeit: 77:47 Min.

Line-Up:
so ziemlich alle, da Sampler;

Mikko Karmilla

Jani Kelli Ketonen

Viveka Kuusela

Splendid Laine

Kai The Whip Lammervo

Johannes Leppälä

Maikki Liuski

Tatu Mannberg

Ilkka Pakkala

Brian Robertson

Matti Sivonen

Nik Turner

Ufo

Ville Vallo

Vänni Väänänen

daher auch das aktuelle Line-Up:

Mikko Karmilla – Gesang, Gitarre

Saana Koskinen – Gesang

Mikko Määttä – Bass

Santeri Saksala – Schlagzeug, Percussion, Begleitgesang

Matti Salovaara – Gitarre

Kalle Sinkkonen – Keyboards
Label: Ranch Rec.

Hompage: http://www.novision.fi/fivefifteen

Tracklist:
01. Stone Cold Heartbreaker

02. Innocence Is No Excuse

03. Jesus Went To N.Y.C. (again)

04. Mrs Rolling Stone

05. Silver Machine

06. Wayward Child

07. Games Of May

08. Black Monday

09. Eastern Song

10. Call The doctor (Live)

11. My Oh My

12. Rocking Horse

13. Believer

14. Hanuman Dance

15. I Don´t Remember

16. Mrs Dalloway Meets Mrs Gallagher

17. Prostitute

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