FEUERSCHWANZ: Wunsch ist Wunsch

Jetzt warte ich nur darauf, dass mir die zauberhafte Fee erscheint, die das toll aufgemachte Album ziert. Bis zu jenem schönen Tag wird mir "Wunsch ist Wunsch" den Tag erhellen.

Ich mag Mittelalter-Rock/Metal sehr, dass Bands und Fans sich und ihre Musik und das Drumherum oft so überzogen ernst nehmen, das gefällt mir weniger. Aber genau hier kommen die Franken FEUERSCHWANZ ins Spiel, die ich bisher nicht kannte. Die Band aus Erlangen versteht es, unbeschwerten Spaß zu verbreiten. Keine Ahnung, was die Genre-Polizei davon hält, aber muss man das Leben immer so ernst nehmen, wie es das Mittelalter wohl war? Hirn aus, Met auf, Spaß haben, so darf es auch gern mal sein! Eben wie auf dem vierten Studioalbum Wunsch ist Wunsch der J.B.O. des Mittelalter-Rock, wie Kollege Schaffi es beim Livealbum Drachentanz treffend bezeichnete.

So zeigen die Franken bei der Intro-Erzählung, dass sie ONKEL HOTTE mögen, um dann gleich mal mit dem ersten Song dafür zu sorgen, dass einem die Sonne aus dem Hintern scheint. Da zucken die Glieder, wackelt der Popo, den Refrain zum Dudelsack singt man schon mit, bevor man ihn überhaupt gehört hat. Spätestens beim lustig groovenden Jungfernkranz schwingt man hemmungslos das Tanzbein. Mit welch Schelmen wir es zu tun haben, das zeigt der Titelsong, musikalisch ein großartiger Gute Laune-Bringer, ist der Text mal ziemlich frech, ein Highlight ohne Zweifel mit der zauberhaften Gaststimme von Corinna Schwertner von den Nürnberger Pop-Jazzern BURBON STREET. Die schlüpfrigen Texte sind witzig, wenn man mit Humor rangeht, ein offensichtlich ehrlicher und nicht aufgesetzt wirkender Wesenszug von FEUERSCHWANZ, da bemerkt man kaum, dass sie hier und da durchaus mehr zu erzählen haben als nur Geschichten über Weib, Met und noch mehr Weib und Met. In Vordergrund steht aber immer der Humor, ihre Kämpfe tragen die Dame und Herren nicht mir gen Himmel gereckten Schwert aus, sondern mit einem dicken Schalk im Nacken und reichlich Met und Hormone im Blut. So zaubern einem Lieder wie Maria, Des Kriegers Sohn  mit tollem Happy End, auch das sympathisch-alberne Der Henker(letzteres auch als Video) sofort ein Grinsen ins Gesicht. Krass ist, wie kunterbunt der Haufen allerlei Klänge einfließen lässt, die man im Mittelalter-Rock so nicht oft hört. Klar gibt es allerlei typische Mittealterklänge mit Getröte und Geflöte, bei Maria fröhliche englische Tänze, mit den ruhigeren Tönen bei Des Kriegers Sohn oder Albrecht verbeugt man sich unüberhörbar vor den Kollegen SCHANDMAUL. Aber es geht auch anders, da werden mal RAMMSTEIN ordentlich durch den Kakao gezogen wie bei Metmaschine, man baut eine Portion Neue Deutsche Welle ein bei Wunsch ist Wunsch, beim Henker die ÄRZTE, bei Toleranz denkt man schnell an die Kölner BAP. Schade, hätte man gern in fränkischer Mundart bringen können. Ganz vorbei ist es dann, wenn immer mal wieder die True-Metaller hochgenommen werden oder man zu Ska-Klängen abgehen oder Pogo tanzen kann. Was die Jungs und Dame hier machen, das ist echt klasse, der Sound ist super, die Vocals gut und immer mit einem Augenzwinkern in der Stimme, instrumental hat man alles im Griff. Älteres Material kenne ich nur von der Bandhomepage, aber mit dem neuen Album scheint man einen großen Schritt nach vorn gemacht zu haben.

Wer mit Humor und offenem Herzen durchs Leben zieht, mit den schlüpfrigen Texten klar kommt  und bei Mittelalter-Rock schlichtweg seinen Spaß haben will, der kommt an FEUERSCHWANZ nicht mehr vorbei. Vor allem live dürfte das Spektakel total Spaß machen, aber auch hier auf dem Album ist eine unterhaltsame Mittelalter-Party garantiert. Dass zum Ende hin nicht mehr jeder Song mit der ersten Hälfte mithalten kann, nun denn, bis dahin ist man so gut drauf, dass man damit gut leben kann. Jetzt warte ich nur darauf, dass mir die zauberhafte Fee erscheint, die das toll aufgemachte Album ziert. Bis zu jenem schönen Tag wird mir Wunsch ist Wunsch den Tag erhellen.

Veröffentlichungstermin: 18.03.2011

Spielzeit: 48:29 Min.

Line-Up:
Hauptmann Feuerschwanz – Laute, Gesang
Prinz Richard Hodenherz – Flöten, Schalmeien, Dudelsack, Gesang
Johanna von der Vögelweide – Geige
Sir Lanzeflott – Drums, Percussion, Gesang
Der Knappe – Bass, Gesang
Hans der Aufrechte – E-Gitarre

Label: Deaf Shepherd Records

Homepage: http://www.feuerschwanz.de

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/feuerschwanz

Tracklist:
1. Es war einmal… (Teil 4)
2. Wir lieben Dudelsack
3. Jungfernkranz
4. Wunsch ist Wunsch
5. Latte
6. Monogamie
7. Maria
8. Des Kriegers Sohn
9. Der Henker
10. Toleranz
11. Metmaschine
12. Vorspiel
13. Symposium
14. Albrecht der Bruchpilot

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