The rapist gets all the girls – eine furchtbar eingängige Textzeile. Danke auch, Herr Kather. Nicht nur deshalb ist FAKE IDYLL, das neue Betätigungsfeld dem ehemaligen JAKA-Drummer Christof Kather, die pure Hölle. Es ist bezeichnend, dass einige der Songs unverschämt catchy sein können, der Mix aus CEPHALIC CARNAGE-artigem, technischem Death-Grind mit elektronischen Spielereien, Freakshow, Gerwürge, ach, weiß der Geier was, ist als Ganzes gesehen nicht gerade leicht verdaulich. Wie das Buffet, das mir letztens fast den Gar aus gemacht hätte und ein paar Knöpfe am Hemd fast zum platzen brachte. Irgendwie ist es so köstlich und gut zubereitet, das ich immer mehr davon will, aber am Ende ist mir schlecht davon. Da hätte ich wohl eine spezielle Medizin gebraucht, denn Schlangenmilch is good for everything empfiehlt uns Track drei. Nun gut, diese Übelkeit ist wahrscheinlich genau das, was dieser wahnsinnige Death-Grind-Koch mit Therapist auch auslösen wollte. Die Spasmen, die Experimente, die FAKE IDYLL auszeichnen, lösen sich immer wieder mit perversen Eingängigkeiten ab, die hier und da gar ins Orchestrale abdriften können. Das setzt auch erfahrenen Hörern mitunter recht zu, wenn es dann aber rein elektronisch wird, klart sich das Bild zumindest etwas mehr auf, selbst wenn Marc Reign im Hintergrund Bekifft in Deutschland röchelt, oder obszön gestöhnt wird.
Was Therapist fehlt, ist die klare Linie, auch wenn diese wohl nicht wirklich gesucht war. FAKE IDYLL zeichnet sich durch abenteuerliches Drumming, saftige Riffs und einige schräge Leadgitarren aus, die mittels elektronischer Momente auf Schubumkehr gebracht werden. Wenn wir alle Elemente für sich betrachten mag das teils sogar traditionell klingen, aber die Verbindung macht Therapist recht spannend. Therapist (Getsallthegirls), Schlangenmilch, Urschmerz und Supreligios sind clevere Songs, die genügend Spontaneität zeigen, dabei aber beweisen, dass jede Menge Arbeit darin steckt. Christof Kather holt sich Hilfe vom JAKA-Gitarrist Robert Nowak und JACK SLATER-Bassist Christian Neumann, bastelt unter dem Namen elektrokill seine Samples selbst, auch wenn diese manchmal nicht gerade aufregend und etwas altbacken klingen, und engagiert eine Menge Sänger, die sich in der jeweiligen Stimmlage austoben können, vom grummeligen Geknurre von CEPHALIC CARNAGEs Leonard Leal über leicht schiefen, netten Klargesang ist alles enthalten.
Therapist ist garantiert keine Easy-Listening-Platte, macht aber durchaus Spaß, zumindest wenn den sensiblen Kopf keine Schmerzen quälen. FAKE IDYLL ist durchaus eine Grenzerfahrung, ein gelungenes Experiment, das aber nur den ganz offenen Death-Grind-Fans zu empfehlen ist. Schade, dass nach acht Songs schon Schluss ist, statt der Karaoke-Versionen wären ein paar bizarre Knallersongs mehr noch schön gewesen. So oder so ist es aber gut zu hören, dass a) Kather noch immer Lust hat, Lärm zu machen und b) er sich nun von allen Genregrenzen freizuspielen vermag. Wer starke Nerven hat und eine dicke Portion Sarkasmus in Verbindung mit komischer Musik ertragen kann, der darf hier gerne ein Ohr riskieren.
Veröffentlichungstermin: 2. September 2011
Spielzeit: 38:15 Min.
Line-Up:
Robert Nowak – Guitars
Christian Neumann – Bass
Christof Kather – Drums, Samples
Carsten Benninghoff – Orchestra Tunes
Leonard Leal – Vocals
Nicholas Schendielos – Vocals
Serge Spiga – Vocals
Jason Peppiatt – Vocals
Tom Whitty – Vocals
Henry Bates – Vocals
Matt Unsworth – Vocals
Kevin Mccaughey – Vocals
Michal Mödder – Vocals
Jeroen Sanders – Vocals
Jaqueline Reberschak – Vocals
Simone Merk – Vocals
Xenia Sägesser – Vocals
Francesca Visani – Vocals
Label: Unundeux
Homepage: http://www.fakeidyll.de
Tracklist:
1. Therapist (Getsallthegirls)
2. Deadcowpizza
3. Schlangenmilch
4. Urschmerz
5. Supreligious
6. American Daze / German Nights
7. Bekifft in Deutschland
8. Moho
9. Therapist (Karaoke Version)
10. Deadcowpizza (Karaoke Version)
11. Schlangenmilch (Karaoke Version)
12. Supreligious (Karaoke Version)