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EPHEL DUATH: The Painter´s Palette

Das Album des Jahres?

Farben und Klänge haben bereits einige Bands versucht zu vermischen, aber wenn ich mir solche Musik anhöre, so geht das Farbenspiel unter. Auch bei EPHEL DUATH ist es nicht anders, schließlich konzentriere ich mich komplett auf die Musik, was bei The Painter´s Palette auch dringend nötig ist. Denn der etwas kindliche Avant-Black Metal der Band ist Vergangenheit, heute gibt es, grob umschrieben, Jazzcore zu hören. Und da ist bei mir eh alles zu spät.
Geniale Musiker geben sich auf diesem Album die Klinke in die Hand, Ausnahmegitarrist Davide Tiso ist an seinem Instrument ein begnadeter Virtuose, der nicht nur wie ein Wahnsinniger frickelt, sondern auch viel Emotion seinem Instrument entlockt. Er zeigt einen sehr offenen Background sämtlicher Stilrichtungen, Jazz und Fusion sind sehr wichtig, aber auch Hard- und Noisecore und Progressive Rock sind keine Hindernisse für den jungen Italiener. Kein Wunder, dass dieser das Line-Up nach sehr strengen Kriterien auswählte. Dem 47-jährigen Drummer Davide Piovesan merkt man an, dass er nicht aus dem Metalbereich stammt. Metal-Beats hört man nur sehr selten, dafür geniale Jazz-Break Beats, die vielleicht nicht rasend schnell sind, aber so wirken. Das Line-Up wird vervollständigt von einem der begabtesten Basser, Fabio Fecchio, den ich jemals gehört habe. Allein in Labyrinthe (Crimson) hat dieser Mann einen Einsatz, bei dem selbst der allmächtige Steve Di Giorgo erblassen würde. Schließlich sind noch Hardcore-Sänger Lucio Lorussu mit seiner brutalen Stimme und Davide Tolomei mit seinem an Mikael Akerfeldt erinnernden Gesang mit von der Partie, die dem Album noch größere Abwechslung geben. Produzent Paso fügt noch schräge Samples ein, während Jazz-Trompeter Maurizio Scomparin eine reife Gastvorstellung liefert und man sich wünscht, dass dieser noch öfter zu hören wäre.
Wenn ihr meint, das höchst anspruchsvolle Songsmaterial sei unmöglich zu durchdringen, oder gar durchgehend chaotisch, so habt ihr euch getäuscht, denn The Painter´s Pallete wartet von Anfang bis Ende mit spannenden, meist nachvollziehbaren Teilen auf, die immer Sinn machen. So sind also alle Tracks stimmig und homogen gehalten, man bekommt das Gefühl in einem Film zu sitzen, in dem der Hauptcharakter eine starke Psychose durchmacht. Und genau wie ein guter Film fesselt auch dieses Album von Anfang bis Ende, enthält keine Sekunde, in der die atemberaubende Spannung und die kranke Atmosphäre nachlässt und überrascht immer wieder mit unvorhergesehenden Wendungen. Es gibt keine Chance dieses Album bereits vorher aus dem Player zu werfen, so fesselt es. Die Musik ist wichtig, nicht die unbestreibar hohen Fähigkeiten der Musiker. So ist zu einem Drittel die Musik sehr aggressiv, zu einem weiteren Drittel melancholisch und traurig, während das letzte Drittel einfach nur verrückt ist.
The Painter´s Palette ist kein Album zum nebenbei hören, kein Album für Zwischendurch, kein Album um es jederzeit zu hören und erst recht kein Album, das jeder gut finden wird. Die Minderheit, die Jazz und Fusion mag, die eine Steigerung zu AGHORA, CYNIC, JOHN ZORN, YAKUZA und THE DILLINGER ESCAPE PLAN braucht, wird es lieben. Gut, dass es noch solch ambitionierte Bands gibt und dass diese kompromisslos ihren Weg gehen. Von EPHEL DUATH war so etwas in keinster Weise zu erwarten, was das Album noch positiver auf mich wirken lässt, genau wie der tolle Multimedia-Teil auf der CD, der die Ästhetik der CD nochmals unterstreicht. Ich könnte mich jetzt noch ewig in Lobeshymnen zum bisher ungewöhnlichsten Album des Jahres vergehen, aber das lasse ich jetzt lieber, schließlich sollt ihr auch noch die Zeit finden diese Scheibe zu kaufen. Schon jetzt das Album des Jahres? Mit großer Wahrscheinlichkeit, ja.

VÖ: 19. Mai 2003

Spielzeit: 45:46 Min.

Line-Up:
Davide Tiso – Guitars

Davide Piovesan – Drums

Fabio Fecchio – Bass

Davide Tolomei – Skimming Vocals

Lucio Lorusso – Screams

Produziert von Paso & EPHEL DUATH
Label: Elitist / Earache Records

Homepage: http://www.ephelduath.net

Email: davide@ephelduath.net

Tracklist:
1. The Passage (pearl grey)

2. The Unpoetic Circle (bottle green)

3. Labyrinthe (crimson)

4. Praha (ancient gold)

5. The Picture (bordeaux)

6. Ruins (deep blue and violet)

7. Ironical Comunication (amber)

8. My Glassy Shelter (dirty white)

9. The Other´s Touch (amaranth)

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