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ENABLERS: Blown Realms And Stalled Explosions

Eigenwilliges Avantgarde-Projekt mit Ecken und Kanten, aber dennoch grandios und zugänglich.

Das Label Avantgarde ist sicherlich nicht das Label, mit dem man eingängige Musik betitelt. Im Gegenteil. Oft knarzt, scheppert und dröhnt es einem aus den Boxen entgegen, dass man hier und da ernsthaft drüber nachdenkt, ob man sich die Scheibe wirklich hätte kaufen sollen. Bei den ENABLERS ist das aber doch ein Stückchen anders. Denn die ENABLERS haben sich vom üblichen Songkonzept – wir schreiben einen Song und unser Sänger singt darüber – sowie von der typischen Avantgarde – wir machen was total abgedrehtes – verabschiedet, auf angenehme Weise. Vielmehr ist der Ansatz, den die Band verfolgt, ähnlich aber dennoch auf fundamental anders.

Bei Blown Reals And Stalled Explosions, wie auch den Vorgängeralben der ENABLERS treffen nämlich Spoken Word-Poetry, die man sonst nur von mehr oder weniger elitären Poetryslams in kleinen rauchigen Clubs kennen dürfte, auf eine entsprechende Soundtrackuntermalung seitens der Band. Ein Konzept, was sich erst sehr verkopft oder erzwungen liest, aber das Hören der Scheibe belehrt einen eines Besseren. Daran mag auch Schuld sein, dass mit Joe Goldring (SWANS), Doug Scharin (CODEINE, HIM (US), MICE PARADE, REX, JUNE OF 44) und Kevin Thomson (NICE STRONG ARM, TIMCO) ein hervorragendes Trio an den Instrumenten sitzt, welches es wirklich sehr gut versteht, die ausladenden, kunstvollen Texte von Sänger Pete Simonelli in ein angnehmes wie auch manchmal forderndes Klangbett irgendwo zwischen Folk, Progressive-, Post-Rock oder experimenteller Avantgarde einzubetten. So schmiegen sich sanfte Gitarren an den Text von Career-Minded Invidual, während bei Cliff die Dissonanzen knarzen und schmerzen, wie die Gedanken und Gefühle des Protagonisten. Verspielt zeigen sich auch die Gitarren Morandi: Natura Morta #86, welche einen hypnotisch in den Song hineinziehen, bis sich die sanfte, tiefe Stimme von Simonelli über die Instrumente legt.

Besonderes Augenmerk ist bei ENABLERS, man kann es sich schon denken, auf die Texte zu richten. Umso besser, dass die Texte diesem Release – welches bei EXILE ON MAINSTREAM in einer kunstvoll gefalteten Siebdruckverpackung erscheint – beiliegen. Die Art und Weise der Erzählungen von Pete Simonelli über die Themen menschlichen Daseins wie den Tod, das Älterwerden, Liebe oder was man mit dem eigenen Leben eigentlich anfangen möchte sind wahrlich wunderschön und gekonnt erzählt, in Worten wie auch der Sprechweise. Mal leise flüsternd, tief erzählend oder predigend die Stimme erhebend, gelingt Simonelli ein gelungener Vortrag seiner Texte.

Viele Referenzen oder Verweise lassen sich aufgrund des doch sehr eigenwilligen Konzepts kaum finden, höchstens dürfte man als Vergleich frühere Werke NICK CAVES als Vergleich heranziehen dürfen. Wer sich also gerne auf etwas völlig Neues einlassen möchte oder auch mit NICK CAVE warm wurde, sollte sich die aktuelle Scheibe ENABLERS definitiv mal zur Gemüte führen, auch wenn es sicherlich keine der Platten ist, die beim ersten Hören gleich zündet.

Veröffentlichungstermin: 29.04.2011

Spielzeit: 40:29 Min.

Line-Up:
Joe Goldring: Guitars, Bass, Wurlitzer & ARP
Doug Scharin: Drums, Bass, Piano & Wurlitzer
Kevin Thomson: Guitars, Bass & Vocals
Pete Simonelli: Words & Voice
Label: Exile On Mainstream

Homepage: http://enablerssf.com
MySpace-Seite: http://www.myspace.com/enablers

Tracklist:
1. Patton
2. Cliff
3. Career-Minded Individual
4. Morandi: Natura Morta #86
5. No, Not Gently
6. The Reader
7. Hard Love Seat
8. Rue Girardon
9. Visitacion Valley
10. A Poem For Heroes

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