DIE SCHINDER: Wundenmann

"Die Erde ist uns nicht genug, fliegen wir nun hinauf zum Mond" – eine gute Idee, die sich da im Text von "Menschenskinder" versteckt. Doch ob der Mann im Mond mit diesem einfallslosem Griffbrettgeschrubbe, drögen Synthiesounds und monotonen Songsstrukturen belästigt werden sollte, ist fraglich…

Irgendwie werde ich mit dem neuen Werk der SCHINDER nicht warm. Zu kalt, zu steril klingt „Wundenmann“, zu durchkalkuliert, zu konstruiert. Musikalisch beschränkt sich die Band auf stumpfe, gleichförmige Gitarrenriffs, öde Elektronik, monotones Gebrüll und nervige Genöle. „Die Erde ist uns nicht genug, fliegen wir nun hinauf zum Mond“ – eine gute Idee, die sich da im Text von „Menschenskinder“ versteckt. Doch ob der Mann im Mond mit einfallslosem Griffbrettgeschrubbe wie in „Blut Christie“, drögen Synthiesounds und monotonen Songsstrukturen belästigt werden soll, ist fraglich. Eigentlich hat er uns doch nichts getan, oder? Lediglich an „L4“ könnte er Gefallen finden, der Song hat im Vergleich zum restlichen Material Seele, eine Melodie und hebt sich angenehm vom Eintönigen ab, die unverzerrte Gitarre tut gut inmitten dieser Lärmkonstrukte. Auch „Rosengarten“, ein Duett mit Frauengesang und einer verzerrten Stimme, bei dem auch wieder eine Geige zum Einsatz kommt, erinnert eher an „Gottesknecht“, ein Album, das übrigens auf mehr hoffen ließ. „Rosengarten“ gehört zwar zu dem besseren Stücken, klingt andererseits aber dermaßen nach RAMMSTEIN, das anfängliches Aufhorchen schnell einer gewissen Ernüchterung weicht.

Keine Ahnung, warum sich DIE SCHINDER neuerdings auf stumpf-dumpfe musikalische Kraftmeierei beschränken. „Wundenmann“ ist härter als der Vorgänger, gleichzeitig aber auch viel eintöniger. Größter Kritikpunkt ist aber nicht das betont harte, langweilige Riffing, sondern der Gesang. Daniel Kaczmarek und sein Kollege Jens Dietrich nerven gleichermaßen mit eintönigem Gebrüll und übertriebenen irrem Rezitieren von Textpassagen. Ich werde den Eindruck nicht los, dass hier eine Band versucht hat, ein in seiner Monotonie bewusst sperriges und pseudo-anspruchsvolles Album zu machen. Ich habe allerdings keine Lust, mich mit deutschen Texten, die auf dieser unsäglichen „Neue Deutsche Härte“-Schiene fahren, zubrüllen zu lassen, auch der penetrant auf Freak getrimmte gesangliche Gegenpart nervt einfach. Das hat der Mann im Mond wirklich nicht verdient, und eigentlich auch sonst niemand.

Tracklist:

Menschenskinder

Blut Christi

Zeugen in der Schlacht

L4

Heile Welt

Rosengarten

Wundenmann

Vortrieb

Ablass 2000

Todesmaschine

Besetzung:

Daniel Kaczmarek – Gesang

Jens Dietrich – Gitarre, Gesang

Olaf Martin – Gitarre

Jan Irmscher – Schlagzeug

Thomas Havliczek – Bass

Mattias Sohn – Keyboards

Spielzeit: 43:52

Label: Moonstorm Records

Veröffentlichungstermin: 07.01.2002

Hompage: http://www.die-schinder.de

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