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DEW-SCENTED: Insurgent

Umfangreiche Thrash-Sammlung zum verspäteten Jubliläum. Für Sammler und Fans einen Blick wert.

Eine Ironie des Musikgeschäfts ist, dass ausgerechnet spezielle Jubiläumsveröffentlichungen kaum Besonderes bieten. Fallen die Feierlichkeiten in den Lebenszyklus eines regulären Albums, wird nicht selten ein Paket zusammengeschustert, dessen Mehrwert bezweifelt werden darf. Eine schlechte Ausgangsposition also für DEW-SCENTED, deren letztjähriges Album “Icarus” noch gar nicht so lange zurückliegt? Nicht ganz, denn tatsächlich feierte das deutsche Thrash-Urgestein schon 2012 sein 20-jähriges Bestehen. “Insurgent” ist damit eine nachgereichte Sonderveröffentlichung, die sich gezielt an die Anhänger der Truppe richtet.

Das spricht “Insurgent” nicht von sämtlichen Krankheiten vieler Jubiläumsplatten frei, an mangelndem Gegenwert fürs Geld darf sich bei 76 Minuten Laufzeit aber niemand beschweren. Gefüllt sind diese mit zwei neuen Eigenkompositionen, sieben Cover-Songs – davon einer bislang unveröffentlicht -, ebenfalls sieben Live-Mitschnitten sowie drei weiteren Thrash-Keulen. Eine Menge Stoff für den Fan, wenngleich die Die-Hard-Fraktion in der zweiten Hälfte teils mit Bekanntem gefüttert wird. Aber eins nach dem anderen.

In der ersten Hälfte von “Insurgent” will der Funke nicht überspringen

Die beiden neuen Songs “Confronting Entropy” und “Guided By The Dead Light” lassen sich mit jeweils grob fünfeinhalb Minuten viel Zeit und reißen kreativ keine Bäume aus. Im Prinzip wird zweimal solider Thrash Metal rausgehauen, der keine ganz großen Riffs auspackt, als Entschädigung jedoch anarchische Soli bereithält. Tja, und Frontsau Leif Jensen darf einmal mehr unterstreichen, warum er eine der abartigsten Stimmen im Genre hat. Das INCUBUS-Cover “Sadistic Sinner” beschließt das Dreigespann an neuem Material ordentlich. Überspringen will der Funke bis jetzt leider nicht.

Der sieben Titel umfassende Live-Mitschnitt ist eine zweischneidige Angelegenheit. Der Mix ist gelungen, der Sound kantig und rau, wie es sich für eine Live-Aufnahme gehört. Auf der anderen Seite bekommt man vom Publikum kaum etwas mit – die zwei bis drei grölenden Rufe, die zwischen den Songs auszumachen sind, erwecken den Eindruck, als hätten DEW-SCENTED vor vielleicht fünf Nasen gespielt. Atmosphärisch ist das leider ein Dämpfer, weshalb dem sonst gut hörbaren Live-Part ein wenig Sterilität anhaftet.

DEW-SCENTED bieten uns immerhin auch eine Rarität

In der zweiten Hälfte betreiben DEW-SCENTED hingegen Song-Recycling. Bei den neun verbleibenden Stück handelt es sich jeweils um die Bonusinhalte der beiden letzten Alben “Icarus” und “Invocation“. Besitzt man den jüngsten Spross in seiner limitierten Auflage, ist man mit “In Dying Mode” und den beiden Cover-Titeln “Steady Decline” (PRONG) sowie “No Spiritual Surrender” (INSIDE OUT) bereits vertraut. Besitzer der iTunes-Fassung hingegen treffen mit dem WASTED YOUTH-Cover “Good Day For A Hanging” sowie JUDGEs “The Storm” auf vertrautes Material.

Anders verhält es sich mit den “Invocation“-Dreingaben. Hierbei handelt es sich nämlich um das Bonusmaterial der japanischen Edition. “Insurgent” ist somit die erste Gelegenheit, unkompliziert an das gefällige “The Death Of Common Sense” mit seinem Intro “Recall The Pain” sowie die beiden POWERMAD– und GENOCDIE SUPERSTARS-Interpretationen zu gelangen. Das nimmt der Fan natürlich gerne mit.

Weil das Jubiläumswerk darüber hinaus zu leicht reduziertem Preis auf den Markt kommt, ist “Insurgent” für treue Supporter dank der ersten Albumhälfte ebenso eine vertretbare Anschaffung wie für den Sammler, der etwaige Lücken schließen will. Ein Sammlerobjekt ist die Platte letzten Endes auch. Nicht ihres exklusiven Wertes wegen, sondern aufgrund ihres umfangreichen Inhalts. Unterm Strich feiern DEW-SCENTED ihren 20. Geburtstag leicht verspätet, und ohne die qualitativen Glanzstücke ihres Schaffens zu erreichen. Als zusätzliche Praline darf man sich das Werk aber ausnahmsweise gönnen – sofern man auf Naschereien abseits des Hauptgangs steht.

Veröffentlichungstermin: 24.05.2013

Spielzeit: 76:12 Min.

Line-Up:
Leif Jensen – Vocals
Rory Hansen – Guitars
Marvin Vriesde – Guitars
Joost van der Graaf – Bass
Koen Herfst – Drums

Label: Metal Blade

Homepage: http://www.dew-scented.net/
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/dewscented

DEW-SCENTED  “Insurgent” Tracklist

01. Confronting Entropy (Audio bei YouTube)
02. Guided By The Dead Light
03. Sadistic Sinner (INCUBUS-Cover)
04. Sworn To Obey (Live)
05. Turn To Ash (Live)
06. Soul Poison (Live)
07. Storm Within (Live)
08. Cities Of The Dead (Live)
09. Never To Return (Live)
10. Acts Of Rage (Live)
11. In Dying Mode (von Icarus – Ltd. Edition)
12. Steady Decline (PRONG-Cover; von Icarus – Ltd. Edition)
13. No Spiritual Surrender (INSIDE OUT-Cover; von Icarus – Ltd. Edition)
14. Good Day For A Hanging (WASTED YOUTH-Cover; von Icarus – iTunes-Edition)
15. The Storm (JUDGE-Cover; von Icarus – iTunes-Edition)
16. Recall The Pain (von Invocation – Japan-Edition)
17. The Death Of Common Sense (von Invocation – Japan-Edition )
18. Slaughterhouse (POWERMAD-Cover; von Invocation – Japan-Edition )
19. Superstar Destroyer (GENOCDIE SUPERSTARS-Cover; von Invocation – Japan-Edition)

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