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DEINONYCHUS: Insomnia

Nichts als Schwärze – Doom Metal der nihilistischsten Sorte.

Dass der gute Marco Kehren wohl schlaflose Nächte hatte, glaube ich gerne, wie kann ein Mensch ruhig schlafen, wenn er mit seiner Musik mühelos Dutzenden den Lebensmut rauben kann? Keine Frage, Insomnia, das neueste Werk aus der DEINONYCHUS-Schmiede, ist eine gefährliche Waffe, so nihilistisch, dass einem schlecht wird, so finster, dass selbst der sonnigste Sommertag in einem grauen, postnuklearen Licht erstrahlt.

Das mittlerweile sechste Studioalbum des Holländers strahlt nichts als Schwärze aus, Trauer und Hass, sehr oft im Zeitlupentempo, aber durchgehend verstörend und Gänsehaut erzeugend. Die langen Songs fügen sich aus wenigen Passagen zusammen, die sich jedoch im Laufe der Zeit beachtlich aufbauen und durchaus wie kleine Monumente wirken. Doch Abwechslung ist gegeben, Insomnia bedient sich nicht nur am Doom-Death, den Black Metal-Einfluss wird das Projekt nie loswerden. Aber das ist auch gut so, ohne die hier und da etwas schnelleren Passagen wäre das Werk doch ein wenig zu eintönig. Überraschend flott ist auch der Beginn von To Diagnose the Fortunes of Paranoia Consuming Consciousness and Sanity, der flott und groovend mit klassischem Todesblei liebäugelt.

Doch was am meisten an Insomnia beeindruckt sind die kompositorischen Fähigkeiten des Musikers, der sich größte Mühe gegeben hat und das Album mit derart vielen kleinen Details versehen hat, dass man sich gar nicht satt hören kann. Selbst wenn minimalistisches Dröhnen herrscht, so findet sich im Hintergrund immer wieder etwas Neues, Spannendes. Dazu trägt einerseits die hervorragende Schlagzeugarbeit von Guiseppe Orlando bei, der auch bei NOVEMBRE an der Schiebude sitzt, aber auch die Gitarrenarbeit von Marco Kehren ist versiert, seine Mollriffs fließen so dickflüssig und klebrig wie Blut dahin und seine zweistimmigen, leider etwas selten eingesetzten Gitarrenmelodien heben den Hörer kurz in die Lüfte um ihn anschließend wieder fallen zu lassen, bis er hart auf dem Boden aufschlägt und sich nicht mehr bewegen kann. Dazu holt er alles aus seinen Lungen raus, was da ist, brüllt, winselt und schreit wie besessen. Großes Kino.

Natürlich ist diese Scheibe nur etwas für die besonderen, dunklen Anlässe im Leben, doch zeigt sie ganz deutlich, wie weit man im Underground wühlen muss um an die echten Perlen zu gelangen. Das Niveau jedenfalls ist enorm hoch, so ein Album schaffen oft nicht mal die großen Bands im Doom-Zirkus, auch wenn diese doch etwas zugänglicher sind. Auf jeden Fall verarbeitet der manische Musiker seine Gefühle nach dem 11. September auf nicht gerade alltägliche Art und Weise und kleidet sie in verstörende Musik, ein herrliches Soundgewand und ein minimalistisches Artwork. Gewöhnlich ist nichts an dem manchmal schwer auszuhaltenden Insomnia, aber DEINONYCHUS ist auch keine gewöhnliche Band. Zum Glück.

Veröffentlichungstermin: Ende 2004

Spielzeit: 44:21 Min.

Line-Up:
Marco Kehren – Vocals, Guitars, Bass

Gastmusiker:

Guiseppe Orlando – Drums

Steve Wolz – Drums

Alessio Fagrelli – Keyboards
Label: My Kingdom Music

Homepage: http://www.deinonychus.net

Tracklist:
1. Nightfall Guides Insomnia to Be an Everlasting Mental Torture, with this Being the Consequence

2. We Have Uncovered a Question and Now We Must Unearth the Answer

3. To Diagnose the Fortunes of Paranoia Consuming Consciousness and Sanity

4. Long I Feared that My Sins Would Return to Visit Me, and the Cost is More than I Can Bear

5. Reasons to Open Your Eyelids and Awake the Apocalypse Iris is Telling You

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