DARK FORTRESS: Ylem

Mächtig, atmosphärisch, beschwörend: DARK FORTRESS und ihre bisher größte Weiterentwicklung.

Die zähe Urmasse, aus der alles hervorgeht, ist ebenso schmutzig und grau, so undefinierbar und substanzlos, wie das was seit Jahrzehnten in Holzkisten auf  der ganzen Welt Totenäckern verwittert. Alpha ist gleich Omaga und Plus ist gleich Minus. Und DARK FORTRESS sind alles. Auf ihrem sechsten Album liegen die Pole nah beisammen. Chaos und Harmonie. Überhöhte Geschwindigkeit und langsame Beschwörung. Das Simple und das Komplizierte. Und trotzdem ist Ylem völlig ausgewogen. Eine Reise zwischen verschiedensten Polen, aber doch immer unverkennbar mit der Handschrift von DARK FORTRESS gekennzeichnet. Und auch wenn die geisterhafte Robe, die das Sextett dieses Mal trägt, etwas ungewöhnlich ist, nichts stand den Musikern bisher besser.

Es ist ja nicht so, dass vom Black Metal der Vergangenheit nichts mehr übrig ist, natürlich nicht. Ylem klingt mächtiger als Eidolon und atmosphärischer noch dazu. Dass es, um dieses Ergebnis zu erzeugen, nicht unbedingt nur klirrende Riffs in Höchstgeschwindigkeit braucht, wird schon bei As The World Keels Over klar. Hier wird mit unverzerrten Gitarren eine unheimliche Stimmung erzeugt, die durch morbide Leads und langsame, heavy Riffs, sowie völlig irrem Drumming finalisiert wird. Irgendwie erinnert das zunächst wohlig an Shadow Sun von MOONSPELL, eine Kopie ist das aber bestimmt nicht. Die Steigerung dazu ist Osiris, aber die Reise in das Herz des Nichts ist damit noch nicht beendet. Denn das Titelstück mit seinen hektisch-spastischen Leadgitarren, das grimmige Evenfall, das nackenbrechende Satan Bled und das komplexe Nemesis zeigen die andere Seite der Geschwindigkeitsskala.

Dennoch, mit Evenfall, Redivider und The Valley haben DARK FORTRESS noch einige weitere Songs im Gepäck, die sich bewusst von der Mentalität abgrenzt, die besagt, dass man schneller werden muss, um die Extremität zu erhöhen. Gerade das mörderisch schwere The Valley zeigt, dass DARK FORTRESS sich vor dem übermächtigen Schatten von CELTIC FROST nicht zu fürchten brauchen. Davon abgesehen stellen aber fast alle Songs eine Schnittmenge aus diesen beiden Polen dar. Trotzdem sticht hier das fies groovende Hirudineans heraus, ein eher rohes Stück, das ein wenig an Angstridden von SATYRICON erinnert und sofort ins Ohr geht. Das abschließende Wraith bietet allerdings etwas ganz neues. Ein sehr ruhiges und düsteres Stück, bei dem gänzlich auf extremen Gesang verzichtet wird und stattdessen mit einem CANDLEMASS-Touch die Atmosphäre der vergangenen sechzig Minuten fast ausgehebelt wird. Gerade nochmal gut gegangen, andererseits ein zu gutes Stück, um es zu überhören, auch wenn es stellenweise wie ein etwas zu lang geratenes Outro anmutet. Gastsänger Mortal, der zwischen Pasi Koskinen und Rob Lowe pendelt, macht seine Sache aber verdammt gut.

Fans von Stab Woundsund Eidolon könnten sich vielleicht an Ylem die Zähne ausbeißen, weil es so monolithisch und nicht gerade einladend wirkt. Nach einiger Zeit wird deutlich, dass DARK FORTRESS nie relevanter oder origineller waren und auch die Zweifler werden überzeugt sein. Aber auch technisch macht dem deutschen Sextett niemand was vor: Die Gitarren, egal ob komplex oder bodenständig, sind sehr eigenständig, der Bass pumpt ordentlich, das Drumming ist kreativ und gnadenlos tight zugleich und der Gesang von Morean ist abwechslungsreich und passt besser zur Musik als noch auf Eidolon. Die Keyboards sind dezent und weit entfernt von Kitsch, vielleicht sollten DARK FORTRESS in dieser Richtung aber dennoch noch etwas experimentieren, der schöne Synthiesizer am Ende von Wraith macht es vor. Eingefangen wurde das alles von Gitarrist V. Santura in ein makelloses Soundgewand, das gnadenlos drückt, aber die Ecken und Kanten nicht vermissen lässt.

Zu reinem Black Metal lassen sich DARK FORTRESS nach einem mächtigen, aber sehr kurzweiligem Album namens Ylem nicht mehr zählen, aber weich sind sie keinesfalls geworden. Sie haben ihre Kreativität in neue Bahnen gelenkt und wirken authentischer denn je. Ylem ist eine faustdicke, positive Überraschung, die es nicht zu missen gilt. Und lege dir auf jeden Fall die Erstauflage mit dem Bonuscover Sycamore Trees aus dem Twin Peaks-Soundtrack zu, denn hier lernen DARK FORTRESS sogar SUNN o))) samt Attila das Fürchten.

Veröffentlichungstermin: 22. Januar 2010

Spielzeit: 70:16 Min.

Line-Up:
Morean – Vocals
V. Santura – Guitar
Asvargr – Guitar
Draug – Bass
Seraph – Drums
Paymon – Keyboards

Produziert von V. Santura
Label: Century Media Records

Homepage: http://www.thetruedarkfortress.com

MySpace: http://www.myspace.com/darkfortress

Tracklist:
1. Ylem
2. As The World Keels Over
3. Osiris
4. Silence
5. Evenfall
6. Redivider
7. Satan Bled
8. Hirudineans
9. Nemesis
10. The Valley
11. Wraith

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