CULT OF LUNA: Vertikal II [EP]

"Vertikal II" kann nicht aus dem großen Schatten des Originals treten und ist doch eine sinnvolle Ergänzung und ein netter thematischer Abschluss für das aktuelle Kapitel von CULT OF LUNA.

Na sowas, da hat sich Meister Persson scheinbar noch ein paar  Asse im Ärmel zurückbehalten. CULT OF LUNA, die mit Vertikal Anfang des Jahres eine triumphale Rückkehr feierten, melden sich recht überraschend mit drei neuen Songs und einem Remix zurück. CULT OF LUNA auf EP-Länge, das hat es seit 2001 nicht mehr gegeben, mit Ausnahme der 7-EP mit Covers. Aus gutem Grund: Die Musik der Schweden ist großformatig, da nützt eine EP nicht viel. Ist Vertikal II nun eine Erweiterung des Konzeptes? Es scheint, als hätten CULT OF LUNA hier eher Ausschussware versammelt, Lieder die nicht ins Albumkonzept passen wollten, aber zu schade zum Wegwerfen waren. Stilistisch wird der Weg von Vertikal natürlich fortgeführt, die ganz großen Momente gibt es aber dennoch nur auf dem vollen Album zu hören.

Vertikal II baut dennoch einen recht guten Spannungsbogen auf. Oro beginnt sehr ruhig und atmosphärisch, es scheint beinahe dort anzuknüpfen, wo Vertikal mit Passing Through aufhört. Allerdings wirkt Oro nicht wie ein Outro, das einfach an den Anfang einer EP gestellt wurde: Hier erleben wir durchaus einen spannenden Beginn, vor allem, weil gegen Ende der ruhig gehauchte Gesang von Geschrei aus dem Hintergrund abgelöst wird und es recht subtil heavy wird. Light Chaser nimmt die stampfenden Rhythmen von Vertikal wieder auf, klingt dabei allerdings vergleichsweise LoFi und dreckig – gar nicht schlecht, dieses vergleichsweise kurze Stück. Shun The Mask hätte dann am ehesten auf dem originalen Album stehen können: Das zwölfminütige Stück hat alles parat, was Songs wie I: The Weapon oder In Awe Of auszeichnet. Allerdings ist der Mittelteil recht aus den Fugen geraten, hier lässt die Intensität deutlich nach. Und auch hier wird es deutlich: Qualitativ kann Vertikal II nicht aus dem großen Schatten von Vertikal treten.

Ausgerechnet der abschließende Remix von Vicarious Redemption ist das beste Stück von Vertikal II, und das, obwohl Remixe sonst eigentlich eher stören. Das liegt nicht daran, dass die drei CULT OF LUNA-Songs so schlecht wären, sondern viel mehr daran, dass Vicarious Redemption von Justin Broadrick (natürlich, der Mastermind von JESU und GODFLESH) bearbeitet wurde, und er daraus ein anfangs wunderschönes Ambient-Stück macht, das später abstrakt heftig wird, das dem Thema des Originals sehr frei folgt, aber ihm eine ganz andere Atmosphäre verleiht. Fraglos: Hier stecken großes Können und viel Einfühlungsvermögen in dem Lied drin. Davon abgesehen ist Vertikal II eine nette Ergänzung zum Anfang des Jahres erschienen CULT OF LUNA-Comeback, aber es ist nicht essentiell. Einfach weil die weit besseren Songs auf Vertikal stehen und auf der EP keine ebenso beeindruckend dichte Atmosphäre entstehen will. Fans des letzten Albums dürfen gerne zugreifen, sollten aber kein neuerliches Wunder erwarten, sondern einfach eine halbstündige Zugabe, die dieses Kapitel der Bandgeschichte selbstbewusst abschließt.

Veröffentlichungstermin: 20. September 2013

Spielzeit: 36:36 Min.

Line-Up:
Johannes Persson – Guitars, Vocals
Magnus Lindberg – Drums, Studio-Engineering
Erik Olofsson – Guitars
Andreas Johansson – Bass
Anders Teglund – Keyboards, Electronics
Fredrik Kihlberg – Guitars, Vocals
Thomas Hedlund – Drums, Percussion

Produziert von CULT OF LUNA
Label: Indie Recordings

Homepage: http://www.cultofluna.com

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/cultoflunamusic

Tracklist:
1. Oro
2. Light Chaser
3. Shun The Mask
4. Vicarious Redemption (Remix by Justin K. Broadrick)

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