CRYPTOPSY: The Unspoken King

Wie alle Alben seit "None so Vile" macht auch dieses Scheibe sprachlos. Dieses Mal allerdings nicht vor Begeisterung. Dafür vor Entsetzen.

In jedem guten Film kommt folgendes Satz vor: Das ist nicht mehr die Person, die du liebst. Erschieß sie! CRYPTOPSY könnte diese Person sein. Als wären sie vom bösen Deathcore-Zombie gebissen worden, hat diese Band auf The Unspoken King ihre Identität komplett verloren und liefert ein Album ab, das scheinbar zurückgehen soll zu den glorreichen Tagen des Überhammers And then You´ll Beg, aber im Endeffekt ein Produkt geworden ist, das Bands wie DESPISED ICON zehnmal besser abgeliefert hätten.

Dabei fing alles so gut an. Nachdem Lord Worm nicht gerade mein Lieblingssänger war und durch Matt McGachy ersetzt wurde und mit Maggy Durand ein Mädel in die Band kam, das für Keyboards zuständig ist, war davon auszugehen, dass sich die Band nach dem leicht schwächelnden Once Was Not wieder fangen würde. Gelungene Experimente? Nein. Weiterentwicklung? Wenn man so will, ja. Aber wer davon ausgehen würde, CRYPTOPSY würden weitere Abstecher in Richtung Jazz machen, oder Death Metal durch irrwitzige, krude Ideen ad absurdum führen, täuscht gewaltig. Jedem soll seine Entwicklung gegönnt sein, aber ehrlich gesagt, The Unspoken King ist größtenteils einfach scheiße.

Die Songs klingen wie ein erbärmlicher Versuch diese Band fit für Deathcore zu machen und mit einer eigenen Note zu versehen. Gut, Ausnahmeschlagzeuger Flo Mounier schafft es auch bei diesen Songs eine irre Performance abzuliefern, aber die Riffs wollen nicht zünden, sind uninspiriert und langweilig. Der ansonsten sensationelle Slap-Bass von Eric Langlois ist irgendwo im Hintergrund versteckt. Die Arrangements sind lieblos, die Songs sind alles andere als homogen und klingen einfach zusammengeklatscht. Schade ist auch, dass Keyboarderin Maggie sich niemals wirklich durchsetzen kann und nur ein paar völlig kopflos eingestreute Piano-Passagen zu verantworten hat. Richtig übel wird es, wenn hier und da ein paar Alibi-Synthies eingestreut werden, nur damit die gute Frau was zu tun hat.

Lowlights gibt es keine zu vermelden, das Niveau des kanadischen Sextetts ist technisch zwar sehr hoch, aber das vom Material ist absolut unterirdisch. Dass der ehemalige Hauptsongwriter Jon Levasseur schon lange nicht mehr in der Band ist hört man deutlich. Da einige Songs, wie Silence the Tyrants, The Plagued und Resurgence of an Empire wenigstens ein paar gute Riffs beinhalten und nicht als Totalausfall durchgehen, und mit Leach sogar eine einigermaßen gute Nummer vertreten ist, scheint Hopfen und Malz noch nicht ganz verloren zu sein. Dies überdenkt man allerdings immer dann, wenn der neue Sänger Matt McGachy mit seiner Clean-Stimme daherkommt. In den extremen Stellen ist er sehr abwechslungsreich und kraftvoll, wenn auch nicht wirklich herausragend. Eine Deathcore-Version von Mike DiSalvo eben. Aber bei dem Cleangesang rollen sich die Fußnägel hoch, so schlimm ist diese Performance.

Der Versuch aus CRYPTOPSY eine Band zu machen, die auch gefahrlos zu Melodien und epischen Parts greifen kann, scheiterte also kläglich. The Unspoken King ist ein herzloses, langweiliges Album, das einen nicht Wut abbauen lässt, sondern sie vielmehr verstärkt. Fans der Band sind offen für qualitativ hochwertige Musik und anspruchsvolle Brutalität, aber das hier ist ein klarer Fall von der Gefolgschaft ans Bein gepisst. Wer das bisherige Schaffen von CRYPTOPSY auch nur ansatzweise gut fand, sollte dieses Machwerk bitte ignorieren. Um es kurz zu sagen, wie alle Alben seit None so Vile macht auch dieses Scheibe sprachlos. Dieses Mal allerdings nicht vor Begeisterung. Dafür vor Entsetzen.

Veröffentlichungstermin: 23. Mai 2008

Spielzeit: 47:07 Min.

Line-Up:
Matt McGachy – Vocals
Alex Auburn – Guitar
Chris Donaldson – Guitar
Eric Langlois – Bass
Flo Mounier – Drums
Maggy Durand – Keyboards

Label: Century Media Records

Homepage: http://www.cryptopsy.net

Tracklist:
1. Worship Your Demons
2. The Headsmen
3. Silence the Tyrants
4. Bemoan the Martyr
5. Leach
6. The Plagued
7. Resurgence of an Empire
8. Anoint the Dead
9. Contemplate Regicide
10. Bound Dead
11. (Exit) The Few

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