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CORVUS CORAX: Cantus Buranus II

Die Verbindung von mittelalterlichem Instrumentarium mit klassischer Musik funktioniert auch ein zweites Mal, hat jedoch erstmals mit einigen Schwächen im Songwriting zu kämpfen.

Es ist quasi ein ungeschriebenes Gesetz der Unterhaltungsbranche, dass ein erfolgreiches Konzept unbedingt einer Fortsetzung bedarf. Somit war es auch nicht verwunderlich, als die Mittelalterformation CORVUS CORAX einen zweiten Teil ihrer Interpretation der “Carmina Burana” ankündigte. Das Projekt “Cantus Buranus”, bei dem Klassik mit mittelalterlichem Instrumentarium verbunden wurde, ging damals nicht nur in künstlerischer Hinsicht auf, sondern wurde zudem von der Öffentlichkeit mit Begeisterung aufgenommen. Eine Fortführung lag also nahe, zumal die Schriftensammlung “Carmina Burana” mehr als genügend Stoff für eine weitere Vertonung liefert.

“Cantus Buranus II” ist düsterer als sein Vorgänger

Die Herangehensweise ist auf “Cantus Buranus II” eine ähnliche wie beim Vorgänger, eine Weiterentwicklung fand allerdings dennoch statt. Die Kompositionen sind diesmal nicht nur ausladender und einen Tick bombastischer ausgefallen, sondern machen auch atmosphärisch einen deutlich düstereren Eindruck, was der Musik fast schon rituellen Charakter verleiht. Bereits das eröffnende “Veritas Simplex” vereint in sich all die Stilmittel, die sich durch das komplette Werk ziehen. Nach einer ruhigen Einleitung, bei der Tenorgesang zu sanften Dudelsackklängen ertönt, schwingt sich das Stück im weiteren Verlauf zu einem kraftvollen, bedrohlichen Sturm auf, bei dem Streicher, Schalmeien, Trommeln und Chöre eine einzige, dichte Einheit bilden. Was für ein großartiger Auftakt! Auch das darauf folgende “Miser” kann überzeugen und erinnert trotz der ernsteren Grundstimmung ein wenig an den ersten Teil von “Cantus Buranus”. Ebenso das fantastische “De Mundi Statu”, welches mit seiner eingängigen Sackpfeifenmelodie und der groovenden Rhythmusfraktion eines der wenigen treibenden Stücke des Albums darstellt.

Im Mittelteil geht CORVUS CORAX etwas die Puste aus

Da haben es die nachfolgenden Tracks natürlich schwer; und tatsächlich, im Mittelteil scheint CORVUS CORAX etwas die Puste auszugehen. Klar, Lieder wie “Quid Agam” oder “Causa Ludi” sind handwerklich erste Sahne und weit davon entfernt, schlecht zu sein, aber der Funke will hier einfach nicht so recht überspringen. Stagnation auf hohem Niveau. Abgesehen davon muss man bei einer stolzen Laufzeit von 77 Minuten schlicht mehr Abwechslung bieten, als durchgehend im Midtempo unterwegs zu sein. “Ingordin et Ingordan” zeigt zwar ein paar auflockernde Ansätze in diese Richtung, eine tanzbare Uptempo-Nummer à la “Dulcissima” findet man jedoch leider erst mit dem finalen “Chou Chou Sheng – Preces Ad Imperatorem”. Hier hat man nicht nur einen alten Konzerthit in ein Klassikgewand gesteckt, sondern auch den perfekten, weil unbeschwerten, Abschluss für “Cantus Buranus II” gefunden.

Licht und Schatten

Im Endeffekt bleibt ein etwas zwiespältiger Eindruck zurück. Auf der einen Seite liefern die Spielleute von CORVUS CORAX wirklich großartige Stücke wie die oben erwähnten “Veritas Simplex” oder “De Mundi Statu” ab, auf der anderen laufen sie aber gerade im zweiten Drittel des Öfteren Gefahr, in die Belanglosigkeit abzudriften. Da wir es hier mit absoluten Profi-Musikern zu tun haben, bleibt dieses Fiasko glücklicherweise aus, ein wenig mehr hatte ich mir von den Jungs nach dem großartigen ersten Teil allerdings schon erwartet. Wer “Cantus Buranus” mochte, darf gerne in den Nachfolger reinschnuppern, Neulingen empfehle ich zum Einstieg jedoch lieber das insgesamt rundere Erstlingswerk.

Veröffentlichungstermin: 01.08.2008

Spielzeit: 77:20 Min.

Line-Up:
Castus Rabensang: Gesang, Dudelsack, Binjou, Schalmei, Bombarde, Cister, Trumscheit, Drehleier
Wim: Dudelsack, Schalmei, Zink
Teufel: Dudelsack, Schalmei
Jordon: Dudelsack, Schalmei
Ardor vom Venushügel: Dudelsack, Schalmei, Trumscheit
Hatz: Schlagwerk
Harmann der Drescher: Schlagwerk
Patrick der Kalauer: Davul, Pauke

Gäste:

Deutsches Filmorchester Babelsberg (Leitung: Bernhard Fabuljan)
Passionata Chor Berlin
Ingeborg Schöpf: Sopran
Klaus Lothar Peters: Tenor

Produziert von CORVUS CORAX
Label: Pica Music / Soulfood

Homepage: http://www.cantusburanus.de

CORVUS CORAX “Cantus Buranus II” Tracklist

01. Veritas Simplex
02. Miser
03. Custodes Sunt Raptores
04. De Mundi Statu
05. Ordu Languet
06. Vitium In Opere
07. Quid Agam
08. Causa Ludi
09. Ingording Et Ingordan
10. Magnum Detrimentum
11. In Orbem Universum
12. O Varium Fortune
13. Chou Chou Sheng – Preces Ad Imperatorem

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