CLOSTERKELLER: Graphite

Ein atmosphärisches Gothic Rock-Album mit starkem Gesang, bei dem aber weniger mehr gewesen wäre, denn gegen Ende gibt es einige Ausfälle zu verzeichnen.

Nein, CLOSTERKELLER ist kein Bier, um das mal gleich klarzustellen. Vielmehr handelt es sich dabei um eine in ihrem Heimatland Polen etablierte und äußerst erfolgreiche Gothic Rock-Formation, die nun mit Graphite die englischsprachige Version des gleichnamigen Erfolgsalbums vorlegt, das ursprünglich vor vier Jahren das Licht der Welt erblickte. Und die Chancen, damit auch auf internationaler Ebene auf sich aufmerksam machen zu können, stehen gar nicht schlecht. Denn Graphite weiß durch atmosphärische, elegische und wenig aufdringliche Düster-Klänge zu bezaubern, bei denen dennoch durchweg deutlich wird, dass es sich hierbei um eine echte Rock-Band handelt, denn auch wenn stimmungsvolle Keyboards einen nicht unwesentlichen Anteil am Sound von CLOSTERKELLER haben, so zeichnet sich dieser doch auch gerade durch warme Gitarrenriffs- und Akkorde sowie das lebendige Drumming aus, anstatt völlig auf kalte Elektronik-Klänge zu setzen.
Eine ganz zentrale Rolle bei CLOSTERKELLER spielt allerdings die charismatische Sängerin Anja Orthodox, welche sich alleine schon durch ihre recht tiefe Stimme positiv vom Einerlei der Gothic-Chanteusen abhebt und die Songs mit ihrem ungewöhnlichen Gesang – ab und zu kommen einem beim Hören Vergleiche mit Dolores O´Riordan von den CRANBERRIES in den Sinn – veredelt und dafür sorgt, dass der Hörer in der Musik vollends in eine Traumwelt versinkt und alles um sich herum vergisst. Dabei hat sie ein echtes Händchen für eingängige und gleichzeitig ergreifende Gesangslinien, die den Hörer nicht mehr los lassen und ihn in tiefe Melancholie stürzen. In Perfektion zu hören ist dies etwa beim sparsam instrumentierten, sehr ruhigen The Reign of the Comet oder auch beim verträumten The Secret Place.
Auf der anderen Seite stehen dann aber härtere und eher tanzflächenkompatible Stücke wie The Ego Game, welche dafür aber auch viel oberflächlicher sind und den Hörer nicht so mitnehmen wie die atmosphärisch ausgelegten Stücke.
Auch The Symbol Shatterer und das mit einem flachen Refrain daherkommende Love for Money fallen in diese Kategorie und werden gefolgt von zwei Songs, die zwar wieder eher die atmosphärische Seite der Band abdecken, jedoch reichlich unspektakulär wirken, so dass sich die Frage stellt, warum man das Album nicht einfach nach dem zehnten Lied abgeschlossen hat, wäre es doch immer noch lang genug für eine Full-Length-Scheibe. So allerdings bleibt ein fader Beigeschmack, denn ein ansonsten äußerst gelungenes Album bleibt aufgrund seines schwachen Abschlusses in nicht ganz so guter Erinnerung.

VÖ: 24.03.2003

Spielzeit: 65:51 Min.

Line-Up:
Anja Orthodox – Vocals
Michal Rollinger – Keyboards
Gerard Klawe – Drums
Freddie – Guitars
Pucek – Bass guitar

Produziert von Jacek Gawlowski
Label: Metal Mind Records

Homepage: http://www.anja.pl

Tracklist:
1. Athe
2. Somewhere Inbetween
3. The Mermaid
4. The Pearl
5. The Secret Place
6. The Ego Game
7. Eve and Adam
8. Two Days
9. Marble-Enchanted
10. The Reign of the Comet
11. The Symbol Shatterer
12. Love for Money
13. The Piano
14. Graphite

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