CHTHONIC: Relentless Recurrence [Re-Release]

Symphonischen Black Metal gibt es auch in Taiwan…

Nachdem vor allem japanische Visual Kei-Bands in letzter Zeit den Sprung nach Europa wagen, bekommt jetzt das schwarzmetallische Genre ebenfalls vermehrt asiatischen Zuwachs. Nach den altehrwürdigen Nippon-Black Metallern SIGH und SABBAT folgten die symphonisch angehauchten Japaner TYRANT; mit CHTHONIC betritt nun eine taiwanesische Truppe das Parkett. Das üppige Digipack mit zarten Zeichnungen, chinesischen Zeichen und spezieller Falt-Kombination-trifft-auf-Postkarten Aufmachung ist nicht nur ein Festmahl für Origami-Verrückte, sondern lässt allgemein vermuten, dass CHTHONIC keine scheppernde Kellerformation sind, sondern mit entsprechender Labelverstärkung ins Rennen steigen. In der Tat ist die Formation aus Taipei im Heimatland denn auch sehr erfolgreich und setzt diesen Sommer mittels OZZFEST-Teilnahme auch zum Angriff auf den amerikanischen Markt an.

Bei Relentless Recurrence handelt es sich denn auch nicht um ein neues Werk, sondern um einen internationalen Re-Release des 2002 erschienen Albums. Dementsprechend handelte es sich damals bei CHTHONIC noch um ein Quintett, das mittlerweile jedoch mit drei neueren Mitstreitern verstärkt wurde. Trotz seines Alters und der kleineren Manpower beherbergt Relentless Recurrence bereits die Trademarks der taiwanesischen Band. Mit reichlich Keyboards und üppigem Kitsch werden schwarzmetallisch symphonisch taiwanesische Mythen besungen. Im metallischen Sektor orientieren sich CHTHONIC stark an europäischen Bands des Genres. So gemahnt Onset of Tragedy etwa an die Nexus Polaris-Zeiten von THE KOVENANT, während mit einem schwachen Frauenstimmchen und entsprechender Sounduntermalung in Grievance, Acheron Poem oder in Grab The Soul To Hell / Relentless Recurrence CRADLE OF FILTH Tribut gezollt wird.

Während diese Passagen wenig Interessantes oder Innovatives bieten und die teilweise hohen Frequenzen des Keyboards vor süßem Kitsch triefen, besinnen sich CHTHONIC zeitweise doch auch auf eigen(ständig)e Qualitäten. Kommt nämlich die asiatische Er-Hu Violine zum Einsatz, bekommen Songs wie Funest Demon Born dadurch eine exotische, interessante Note, welche die Taiwanesen wohl ganz für sich beanspruchen dürfen. Auch der Umstand, dass sich die Band mit der taiwanesischen Mythologie beschäftigt und sich in ihrer Muttersprache ausdrückt, macht Relentless Recurrence speziell und erfrischend anders. Die Vorstellung taiwanesischer Wikinger mit einem A-Jay-Drummer, der nicht bei den BACKSTREET BOYS ist, wäre denn wohl doch etwas allzu bizarr.

Fazit: In Sachen Songwriting können die Taiwanesen sicherlich noch etwas zulegen, selbst wenn sie sich technisch auf ihrem Werk keine Blößen geben. Wer auf der Suche nach poliert produziertem, sehr keyboardlastigem Gothic / Black Metal mit einem Schuss Exotik ist, sollte CHTHONICs Relentless Recurrence jedoch auf jeden Fall auf die Einkaufsliste setzen.

Veröffentlichungstermin: 01.06.2007

Spielzeit: 56:52 Min.

Line-Up:
Freddy: Vocals, Er-Hu (asiatische, zweisaitige Violine)
Jesse: Gitarre
Doris: Bass, Background Vocals
Vivien: Synthesizer, Piano
A-Jay: Drums

Label: Down Port Music / Deathlike / SPV

Homepage: http://chthonic.org/en

Tracklist:
1. Nemesis
2. Onset Of Tragedy
3. Obituary Tuning
4. Grievance, Acheron Poem
5. Revert To Mortal Territory
6. Funest Demon Born
7. Vengeance Arise
8. Slaughter In Tri-Territory
9. Grab The Soul To Hell / Relentless Recurrence (Hidden)

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