CHRIS CAFFERY: Pins & Needles

Was ist los bei CHRIS CAFFERY? Auf seinem dritten Album präsentiert sich der SAVATAGE-Axeman erschreckend schwach.

Schier unerschöpflich scheint das kreative Potential der einzelnen SAVATAGE-Mitglieder beziehungsweise Ex-Mitglieder zu sein. Ex-Frontmann Zak Stevens hat mit CIRCLE II CIRCLE bereits drei, allesamt hochklassige Scheiben veröffentlicht und auch der Mountain King war nicht faul und hat unter dem JON OLIVA´S PAIN-Banner bereits zwei starke Alben veröffentlicht. Und dann wäre da noch CHRIS CAFFERY, der Kronprinz und Erbe Criss Olivas. Dieser machte erstmals 2004 mit seinem ersten Solostreich Faces von sich Reden. Jenes Album war sicher eines der Highlights des Jahres und bestach durch ausgewogenes und dennoch abwechslungsreiches Songmaterial. Der Nachfolger W.A.R.P.E.D. konnte da nicht ganz mithalten. Zwar war auch das Zweitwerk noch ein durchaus gelungenes Album, an die Klasse des Debüts reichte es aber eben nicht heran. Dann ging CAFFERYs Label Black Lotus Records den Bach runter, so dass er jetzt bei Metal Heaven gelandet ist. Auf Album Nummer Drei ist von seiner ursprünglichen Band nur noch Keyboarder Paul Morris übrig. SAVATAGE-Drumtier Jeff Plate und Bassist Dave Z sind nicht mehr dabei, dafür aber eine ganze Wagenladung Gastmusiker, was das dritte Album vom Bandalbum weg noch mehr in Richtung Solo-Projekt drückt. Dementsprechend klingt Pins & Needles auch deutlich weniger homogen als die beiden Vorläufer. Noch ein gutes Stück moderner als bisher präsentiert sich CHRIS CAFFERY hier. Leider ging das auch deutlich zu Lasten der Qualität, so dass Pins & Needles das mit Abstand schwächste Album von CAFFERY ist.

Dabei geht es äußerst vielversprechend los. Der Opener und Titeltrack ist eine Aggro-Dampframme allererster Güte. Modernes Stakkato-Riffing trifft auf tierisch angepissten Gesang. Mit seiner Hauptband, deren Einflüsse auf den Vorgänger-Alben zumindest hier und da noch heraus zu hören waren, hat das rein gar nichts zu tun, irgendwelche SAVATAGE-Trademarks sucht man auf der kompletten Scheibe eher vergebens. Das wäre ja auch nicht schlimm, wenn das Album durchgehend die Qualität des Openers halten würde. Tut es aber leider nicht. Denn schon mit der folgenden, unspektakulären Mid-Tempo-Nummer Sixty-Six geht es abwärts. CHRIS CAFFERY macht es dem Hörer aber auch nicht leicht, Zugang zu diesem Album zu finden. Sei es nun das konfuse Torment oder auch Walls mit dem Jazz-Part mittendrin, bei allem hat man das Gefühl, es ist zu viel des Guten und zu wenig schlüssiges Songwriting. Solo-Projekt in der negativsten Bedeutung des Ganzen. Das schleppende YGBFKM erinnert zumindest ein wenig an den Vorgänger, macht aber im Vergleich zu den besten Songs auf W.A.R.P.E.D. oder gar Faces keinen Stich. Der nette Melodic Metal-Song Chained lässt noch mal kurz aufhorchen, wobei die Synthies bei diesem Song, wie auch an einigen anderen Stellen, auf dieser Scheibe mehr nerven als den Song bereichern. Um wirklich mitzureißen, ist dieser Song dann aber doch zu sehr Tralala-Metal. Das düstere, von Violinen unterstützte Metal East klingt ebenfalls recht interessant, aber das war es auch schon. Der Rest der Songs kann qualitativ nicht im geringsten mit dem mithalten, was CAFFERY bisher so veröffentlich hat.

Fairerweise muss man anmerken, dass CHRIS CAFFERY auch auf seinem dritten Album mal wieder zeigt, was für ein begnadeter Gitarrist der kleine Amerikaner doch ist. Nahezu bei jedem Song gibt es das eine oder andere bemerkenswerte Solo zu bewundern. Dass er auch als Sänger äußerst talentiert ist, konnte er auf den beiden vorherigen Scheiben deutlich machen. Auch diesmal schlägt er sich am Mikro recht gut, beschränkt sich aber insgesamt zu sehr auf modernes Shouting oder ab und an gar Sprechgesang, anstatt mal öfters richtig zu singen. Das Gesamturteil zu Pins & Needles fällt also mehr als ernüchtern aus und glaubt mir, es tut mir in der Seele weh, das schreiben zu müssen, da mir SAVATAGE und deren Musiker sehr am Herzen liegen, aber da lässt sich wirklich nicht viel schönreden. Es bleibt zu hoffen, dass Pins & Needles ein einmaliger Ausrutscher bleibt, und die nächste Scheibe aus dem Hause CAFFERY wieder gewohntes Niveau erreicht. Allen Besitzern der Vorgänger, die damit liebäugeln, sich auch Pins & Needles anzuschaffen, rate ich dringend, sich das Album vorher anzuhören.

Veröffentlichungstermin: 23.03.2007

Spielzeit: 57:08 Min.

Line-Up:
Chris Caffery – all vocals, all guitars, bass guitars
Yael – all drums
Nick Douglas – bass guitars
Dave Eggar – cello & string arrangements
Paul Morris – piano & keyboards
Lucia Micarelli – violin on Metal East
Rachel – violin on Once Upon A Time
Ferdy Doernberg – keyboard solo on Metal East
additional keyboards – Paul La Placa, Nik Chinboukas & Chris Caffery
Alex Skolnick – ending guitar solo on Sad
Marcus DLoach – opera vocals on The Time
Additional drum magic – Nik Chinboukas
Chris Caffery – sax solo on Worms, marching drums on Walls, additional percussion

Produziert von Chris Caffery & Nik Chinboukas
Label: Metal Heaven / Soul Food

Homepage: http://www.chriscaffery.com

Email: BiffRanger@aol.com

Tracklist:
01. Pins & Needles
02. Sixty-Six
03. Torment
04. Walls
05. YGBFKM
06. Sad
07. Chained
08. Worms
09. Crossed
10. The time
11. Metal East
12. Qualdio
13. The Temple
14. Once Upon A Time (Bonustrack)

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