CHEENO: The Next Step Will Be the Hardest

Ehrlicher, perfekt gemachter Progressive und Alternative, der den Hörer 70 Minuten lang staunen lässt.

Wie vertragen sich Professionalität und Emotionalität? Wie schafft man es, als ausgebildeter Vollblutmusiker, der Musik theoretisch und praktisch verinnerlicht hat, seine tiefen Emotionen umzusetzen. Ich persönlich habe schon immer geglaubt, dass dies ein Gegensatz ist, eine Gratwanderung, die nur schwierig zu bewältigen ist, für die Meisten sicherlich unmöglich ist. Vor so einem Problem würde ich eigentlich auch bei CHEENO stehen. Was würde bedeutet? Obwohl sich hier eine Band versammelt hat, die aus ehemaligen Sessionmusikern von AUTUMNBLAZE, sowie der ausgebildeten Sängerin Jennie Kloos besteht, die in Sachen Darbietung und Songwriting wirklich professionell ist, gibt es keinerlei Zweifel an der Ehrlichkeit dieser Musik.

Denn CHEENO halten Balance. Zwischen Rifferuptionen und leisen Passagen, zwischen eingängigen Songs und Experimenten, zwischen Aggression und Sanftheit. Das Quintett aus Saarbrücken zeigt sich variabel, aber in einem weiten Rahmen recht fokussiert. Abgeschaut haben sie sich dies bei TOOL, den DEFTONES, PORCUPINE TREE und OCEANSIZE. Die konzeptionelle Herangehensweise ist bei dieser Fülle an Material und Stimmungen lebensnotwendig. CHEENO machen auf The Next Step Will Be the Hardest alles richtig und haben vor allem großartige Songs zu bieten. Angefangen vom nahezu perfekten Hit Invisible inklusive toller Bridge und Wahnsinnsrefrain, über das heftige Pacman, das vertrackte Silizium und das wunderschön melancholische WHEREAMINOW, sowie dem kräftigen So Shy / The Final Act werden sämtliche Stimmungen authentisch umgesetzt, die man sich nur denken kann.

The Next Step Will Be the Hardest ist weder zahnlos noch glatt gebügelt, das beweisen nicht nur die bizarren Songtitel, auch die Experimente innerhalb des Albums tragen ihren Anteil daran, wie das Trip Hop-Artige Interlude … mit seinem Vocoder-Gesang, aber auch der sensationelle, fünfzehnminütige Titeltrack, der das Album mit einer großen Verneigung vor TOOL abschließt, die aber so arrangiert ist, dass die Handschrift von CHEENO stets zu erkennen ist. Das ist spannend, episch und wird niemals langweilig. Ebenso wie der Rest des gut siebzigminütigen Albums, das zwar anstrengend und auch fordernd ist, aber doch so ausgewogen, dass es zu keiner Sekunde auf die Nerven geht. Kurz: The Next Step Will Be the Hardest ist bis ins kleinste Detail durchdacht, spannend und vergeht wie im Flug.

Die Instrumentalisten leisten großartige Arbeit, sind versiert, haben tolle Einfälle und leiten durch das schön dynamisch produzierte Album. Sängerin Jennie thront mit ihrer tollen Stimme gekonnt darüber, singt sowohl einfühlsam als auch wild und bis zu einem gewissen Grad wütend. Zur Klasse dieses Werks trägt außerdem das großartige Artwork bei, dass mit wunderschönen Bildern die Musik perfekt visualisiert. CHEENO laufen so selbstbewusst und gekonnt auf der dünnen Linie zwischen Emotionalität und Professionalität, dass es an ein Wunder grenzt, dass The Next Step Will Be the Hardest kein überambitioniertes Chaos geworden ist. Im Gegenteil, es ist eines der besten Debütalben des Jahres geworden. Und eins ist absolut sicher: Dieser Band steht eine große Zukunft bevor.

Veröffentlichungstermin: 5. Dezember 2008

Spielzeit: 71:36 Min.

Line-Up:
Jennie Kloos – Vocals
Joey Seidl – Guitar
Phil HIllen – Guitar
Carsten Pinkle – Bass
Mike Müller – Drums, Percussion

Produziert von CHEENO
Label: Prevision Music

Homepage: http://www.cheeno.de

MySpace: http://www.myspace.com/cheenorock

Tracklist:
1. Bo-toxx Mind Society
2. 64ad
3. Invsible
4. Buddhistic Hands
5. @
6. You
7. Pacman
8. …
9. Silizium
10. Go
11. Into a New State
12. WHEREAMINOW
13. Floor no7
14. Bye Sequence
15. Dragonfly Rise
16. So Shy / The Final Act
17. The Next Step Will Be the Hardest

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