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CEREMONY: Rohnert Park

Räudiger, zynischer Hardcore-Punk aus einem widerlichen US-Vorort.

Mongoloid, she was a mongoloid… Nein, hier spielen nicht THE FEMINISTS aus dem gnadenlosen Kultfilm Ex-Drummer, aber wenn du dir Rohnert Park, das dritte Album von CEREMONY reinziehst, könntest du meinen, dass die Typen aus eben diesem Film gelernt jüngst haben, ihre Instrumente zu spielen, und jetzt einen Amoklauf in dreizehn Akten verüben, der sich gewaschen hat. Das schlichte, aber grandios treffende Artwork zeigt es: CEREMONY kommen aus einer ebenso recht trostlosen Gegend wie Oostende, nämlich Rohnert Park, Kalifornien, dass sie so sehr hassen, dass sie ihren Drittling danach bekannt haben. Ein schlimmer Vorort, in dem Gott gepriesen, das Dienstmädchen vergewaltigt und der Sohn vernachlässigt, so dass der nächste Amoklauf bestimmt kommt. Ach ja, die Demokraten werden wegen ihrer Toleranz gegenüber Homosexualität demnächst auch noch von den christlichen Hardlinern zur Umkehr gezwungen.

Möchtest du dort leben? Eben. Kein Wunder, dass Sänger Ross Farrar mit seiner Ich-war-drei-Tage-lang-in-der-räudigen-Kneipe-Stimme im ersten Song runterbetet, von was er alles krank ist. Oha, denkst du dir, da geht jemand in die Vollen. Genau wie der etwas zu direkte Kollege, den du anfangs gar nicht leiden konntest, weil er so ein Grantler ist, der aber nach einiger Zeit sein Herz aus Gold gezeigt hat. CEREMONY ist keine einfache Band, die Hardcore-Punk-Mischung dieser fünf Pessimisten ist mal roh polternd und sowas von Anti, dann wieder überraschend zugänglich, melodisch und leise. CEREMONY sind eher BLACK FLAG als HAVE HEART, mehr CIRCLE JERKS als DEFEATER. Sie gehören zwar zu den jungen Wilden, sind aber dennoch so mies gelaunt, wie die alten Haudegen, vor allem wegen Ross Farrars Geröhre.

Trotzdem, Moving Principle, Terminal Addiction und Back In ´84 sind irgendwie originelle, primitive Songs, die trotzdem hier und da ordentliche melodische Ansätze haben und bei genauem Hinhören mehr bieten als stumpfes Geprügel. Dazu passt auch die räudige, aber trotzdem transparente Produktion von Dan Rathburn. Richtig überraschen CEREMONY allerdings mit dem Into The Wayside-Dreier, sowie The Doldrums (Friendly City), in denen Akustikgitarren und gekonnter klarer Gesang zum Einsatz kommen. Als würden endlich die Antidepressiva wirken. Und so wirst du auch von diesem Album entlassen, erschöpft, verstört, besudelt mit Blut, Schweiß und Pisse, aber lächelnd. Und hier sind wir wieder bei Ex-Drummer: This Is Hardcore.

Veröffentlichungstermin: 11. Juni 2010

Spielzeit: 35:49 Min.

Line-Up:

Ross Farrar – Vocals
Ryan Mattos – Guitar
Anthony Anzaldo – Guitar
Justin Davis – Bass
Jake Cazarotti – Drums

Label: Bridge Nine

Homepage: http://www.ceremonyhc.com

Tracklist:

1. Into The Wayside Part I / Sick
2. M.C.D.F.
3. Moving Principle
4. The Doldrums (Friendly City)
5. Open Head
6. Into The Wayside Part II
7. Terminal Addiction
8. Don´t Touch Me
9. Back In ´84
10. All The Time
11. The Pathos
12. Nigh To Life
13. Into The Wayside Part III

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