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CENTURIES: Taedium Vitae

Ein starkes Hardcore-Debüt mit Crust-Einschlag, Noch weit von der Perfektion entfernt, aber mit dem richtigen Maß an Gefühl.

Ob Caspar David Friedrich selbst Taedium Vitae verspürte? Ich glaube nicht. Wie er da steht, in dem Selbstportrait Der Wanderer über dem Nebelmeer, empfindet man beim Betrachten des Bildes viel mehr eine gespenstische Ruhe. Caspar David Friedrich betrachtet die Welt trotz des Nebels von oben, und vermutlich war es vor 200 Jahren noch weniger ekelerregend als heute. Vielleicht ist dies der Gedanke, den CENTURIES haben, wenn sie sich mittels des schönen Covers ihres Debüts vor dem Wanderer über dem Nebelmeer ehrfürchtig verneigen. Und Ehrfurcht kann auch der Hörer empfinden, wenn Taedium Vitae zum ersten Mal über ihn hinweg fegt.

An guten neuen Hardcore-Bands mangelt es derzeit nun wirklich nicht. Auch wenn man meinen könnte, hier kommt der nächste Trend, der nächste große Hipster-Alarm, demonstriert diese florierende Szene genügend Standhaftigkeit. Sie lässt sich nicht von den großen Labels im Musikzirkus einlullen, sondern bleibt im Underground. Und dieses Prinzip funktioniert, nicht zuletzt durch eine gute Vernetzung und Tools wie Bandcamp, durch die Fans ohne große Umwege herumkommen und viel Neues entdecken können. Und vielleicht ist das auch eine Art Wandern über das digitale Nebelmeer. Diese Szene hat uns in Deutschland Bands wie JUNGBLUTH und THROWERS beschert, in den USA sind CENTURIES auf nicht unähnlichen Pfaden unterwegs und wurden mittlerweile abgefangen durch Greg Andersons Label SOUTHERN LORD. CENTURIES spielen sich nun so viel Wut und Verzweiflung von der Seele, wie es in zwanzig Minuten möglich ist – und das ist eine Menge. Schon der Titel Taedium Vitae lässt Düsternis vermuten, so dass es keine Überraschung ist, dass die Riffs und Melodien messerscharf sind, wehtun und sich eine finstere Atmosphäre ausbreitet.

Die Mischung aus D-Beat, eingängigen Melodien und Geschrei, das durch Mark und Bein geht, ist natürlich nichts Neues, dafür kommt die Leidenschaft ungefiltert und unvermittelt durch. CENTURIES haben sieben wuchtige, brutale und verzweifelte Songs parat, die im besten Falle wie Caeruleus, Pessum Ire und Irrita nicht nur rasant sind, sondern auch eine Menge Tiefgang in all ihrer Kompaktheit besitzen. Taedium Vitae mag verflucht kurz sein, aber es ist wie eine mentale Achterbahnfahrt, die Herz und Nieren durchschüttelt und entkrampft, auch wenn CENTURIES zwischendurch hier und da die Puste ausgeht und sich doch ein, zwei Füller eingeschlichen haben. Dass CENTURIES zusätzlich einen überdurchschnittlich guten Sinn für Ästhetik an den Tag legen, das muss bei diesem Artwork nicht näher erläutert werden. Taedium Vitae ist somit ein starkes Hardcore-Debüt mit Crust-Einschlag von einer talentierten Band, noch weit von der Perfektion entfernt, aber mit dem richtigen Maß an Gefühl.

Veröffentlichungstermin: 9. August 2013

Spielzeit: 20:18 Min.

Line-Up:
Eric Derporter
Vincent Conti
Dionisio Rodriguez

Produziert von Kris Gilbert
Label: Southern Lord Recordings

Homepage: http://centuriesfl.bandcamp.com
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/centuriesfl

Tracklist:
1. Incipit Tragoedia
2. Caeruleus
3. Gelu
4. Metus
5. Pessum Ire
6. Tabeo
7. Servisse
8. Irrita
9. Void

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