CELESTIAL CROWN: A Veiled Empire

Die estnische Doom/Death/Gothic Band liefert ein anspruchsvolles Album ab, das in seinem Grundgedanken und Anliegen vielversprechend klingt, in seiner letztendlichen Ausführung jedoch noch den einen oder anderen Makel erkennen lässt.

Ach, was soll ich es verheimlichen: ich stehe auf Estland! Da bejubelte ich anno 1999 am Ramsauer Loipenrand Andrus Veerpalu, als er über 50 Kilometer im klassischen Stil zu Silber lief, und bewundere den technologischen Eifer der estnischen Regierung, die sich zum Ziel setzte, bis zum Jahre 2007 90 Prozent der Bevölkerung ans Internet zu binden und dafür vorbildhafte infrastrukturelle Voraussetzungen schuf. Doch auch musikalisch hat dieses kleine Land (rund 1,3 Millionen Einwohner) einiges zu bieten: auf der kommerziellen Bühne der Sieg beim Eurovision Song Contest 2001 oder die Girl-Band VANILLA NINJA und auch auf der metallenen Ebene wird zunehmend Staub aufgewirbelt.

Einer dieser Staub-Feger hört auf den Namen CELESTIAL CROWN und erzielt seine hygienische Effizienz beim Aufwirbeln von Staubpartikeln weniger durch schnelles Hin- und Herwedeln, sondern durch gezielte atmosphärische Death/Doom-Attacken, die der Band einen Vertrag beim mexikanisch-amerikanischen Divenia Records-Labels einbrachte. Die musikalische Basis von A Veiled Empire wird also von frühen 90er-Jahren Doom á la MY DYING BRIDE und ANATHEMA gebildet. Darauf setzt das Quintett einige stilistische Gothic-Säulen, meißelt zaghaft das eine oder andere Pentagramm hinein und verpackt das Ganze dann in den Terminus Atmospheric Blackened Doom Metal. Ganz so innovativ ist das natürlich nicht – hier und da hört man schon Parallelen zu bekannteren Acts wie TRISTANIA oder DRACONIAN heraus, doch bemühen sich die Esten mit zwei paarlaufenden Gitarren, sowie den eingestreuten Leads und Soli eigene Akzente zu setzen.

Positiv zu werten ist auch der atmosphärische Keyboard-Sound, der dezent und songdienlich die einzelnen Tracks bereichert. Leichte Probleme habe ich indessen mit der Rhythmus-Abteilung: so fiel mir der Bass kein einziges Mal während der ansprechenden Spielzeit von über einer Stunde wirklich auf und auch die Drums geben keinen Aufschluss darüber, ob sie aus dem Computer kommen oder von einem lustlos wirkenden Schlagzeuger eingespielt wurden (spektakuläre Breaks und dergleichen sind demnach Mangelware). Gesanglich überzeugt Denis Volynkin großteils mit seinen aggressiven und tiefen, jedoch ungeheuer undeutlichen Growls, die in Rage auch schon einmal zu einem schwarzmetallischen Gekeife ausarten können bzw. Erinnerungen an Tomas Lindberg (AT THE GATES) wachrufen. Bei Diana Volkova, seiner weiblichen Kollegin am Mikro, läuft dagegen noch nicht alles nach Plan. Vor allem in den ruhigeren Passagen, wie etwa in For One Love wirkt die Stimme noch zu unsicher und beinahe unausgebildet.

Zu den Tracks an sich ist zu sagen, dass sie sich fast ausnahmslos zwischen fünf und sieben Minuten bewegen. Das hängt nicht nur mit dem gemäßigten Tempo zusammen, sondern auch mit dem Versuch komplexe Arrangements zu schaffen. Dass sich dadurch auch die Eingängigkeit reduziert, ist verständlich. Erschwerend kommt hinzu, dass nur wenige Melodien wirklich im Kopf hängen bleiben, wenn man sich die CD an einem Stück angehört hat. Doch will ich nicht zu streng ins Gericht gehen – immerhin handelt es sich ja um Esten. Eine Reihe von Songs sind wirklich gelungen und bereichern fortan meine persönliche Playlist. Beispielsweise das verhältnismäßig flotte Sacrifice In Red, das mit druckvolleren Drums auch gut auf AT THE GATES With Fear I Kiss The Burnning Darkness gepasst hätte, oder – als schleppendes Gegenbeispiel – Stone Heart, das in seiner Melodik eher ANATHEMA huldigt. Somit leisten CELESTIAL CROWN ein anspruchsvolles Album ab, das in seinem Grundgedanken und Anliegen vielversprechend klingt, in seiner letztendlichen Ausführung jedoch noch den einen oder anderen Makel erkennen lässt (Stichwort Drums und Earcatcher).

Veröffentlichungstermin: 04.07.2005

Spielzeit: 62:47 Min.

Line-Up:
Sergei Vlassov – Guitar

Denis Volynkin – Vocals, Programming

Aleksander Shelepenkin – Guitar, Keyboards, Drums

Diana Volkova – Vocals

Arnold Looga – Bass
Label: Divenia Records

Homepage: http://www.celestialcrown.com

Email: band@celestialcrown.com

Tracklist:
1. Veil Of Eternity

2. Sacrifice In Red

3. Eclipsed My Hope

4. Deep Within

5. Night By The Silent Waters

6. Stone Heart

7. For The End Of The Days

8. For One Love

9. So Let Thy Will Shalt Be

10. New Aeon

11. Into Eternity

12. Consecration

13. A Sea

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