CAVALERA CONSPIRACY: Inflikted

Es ist jetzt nicht so als würden der Papst und der Dalai Lama plötzlich heiraten, aber es ist ein verdammt gutes Thrash-Album im lang vermissten Chaos A.D.-Stil geworden

Da ist sie also nun, die lang erwartete und groß angekündigte Familienzusammenführung der Cavalera-Brüder. Angesichts des Medien- und Werbeaufwandes musste man mindestens ein epochales Meisterwerk erwarten, das den Metal, die Musik im Allgemeinen und alle zerstrittenen Familien der Welt gleichzeitig rettet. Aber erstaunlicherweise kommt in musikalischer Sicht genau das dabei raus, was der Fan im Stillen gehofft hatte: ein simples Thrash-Metal-Album mit Tribal-Einflüssen im SEPULTURA-Stil, das so auch direkt nach Chaos A.D. hätte erscheinen können. Endlich!!
Ich will jetzt nicht so weit gehen und die neuen Songs ihren alten Vorbildern zuordnen, obwohl man die auf oben erwähnter Platte und auch auf Roots und Arise nicht lange suchen müsste, sondern im Gegenteil, ich finde es klasse, dass es eine solche Platte jetzt GIBT.
Nachdem Max mit SOULFLY zwar das primitive Element am Leben erhielt, aber mit seinen Reggae- und anderen Experimenten nicht immer mein Geschmackszentrum traf und die Rest-SEPULTURA über mehrere Alben hinweg (vom letzen mal abgesehen) eher im Mittelmaß dümpelten als zu überzeugen, ist diese Platte einfach ein lang herbei gesehnter Knaller. Endlich gibt es wieder schnurgerades Uffta-Thrashing mit der markanten Stimme von Max wie in Hex, ohne dass man Angst haben muss, gleich aus dem Rückhalt mit der Sitar erschlagen zu werden oder ähnliches. Und es gibt wieder herrliches straightes Mid-Tempo-Riffing wie in The Doom of all Fires ohne Bongo-Part, sondern stattdessen mit schnellem Thrash-Part und dem genialsten Rumgekötere von Max seit langem, hasserfüllt wie in seinen besten Aggro-Zeiten.
Auch wenn das markante und von mir persönlich sehr geschätzte Gitarren-Spiel von Andreas Kisser noch zum perfekten Glück fehlt, gibt es viel, auch nicht zu verachtendes Gitarren-Gezwirbel von Latino-Gitarren-Held Marc Rizzo (Ex-ILL NINO; SOULFLY), sehr gute Old-School-Arangements, das geniale Drumming von IGGOR und irgendwo mittendrin dann doch noch ein Didgeridoo. Aber es gibt auch Gehämmer wie Nevertrust (dem inoffiziellen Biotech (is Godzilla)-Nachfolger, um es jetzt doch einmal zuzuordnen), es gibt astreine Thrasher wie Bloddbrawl und es gibt den Ohrwurm-Titelsong und somit ein ganze Menge Glückseligkeit für den Old-School-SEPULTURA-Fan. Für manchen jüngeren Fan, der eher von der SOULFLY-Hüpfburg-Seite kommt, wird dieses Album im Songaufbau und Sound vielleicht ein wenig zu altmodisch klingen, denn es gibt eben kein Hüpfing oder Tiefbass-Gedröhne. Auf dieser Platte fehlt mir das aber auch kein Stück, denn einfach nur die Rübe schütteln wie 1993 A.D. macht einfach Spaß! Die Entwicklung von Max´s Band hat ja in der letzten Zeit schon auf so eine unmoderne und geniale Thrash-Platte hingedeutet und die Entwicklung von Iggor ging nie woanders hin, es fehlte nur an Konsistenz und Qualität, aber mit dieser Platte springt der Thrash-Funke wieder rasant über. Es ist nicht so, dass sie zusammen irgend etwas großartig anders machen würden als allein, sie machen es nur irgendwie besser. Musik ist eben keine Wissenschaft sondern besteht zu 90% aus Emotionen und die scheinen zwischen den Brüdern einfach zu stimmen.
Ob sich daraus jetzt Entwicklungen oder Erwartungen für die Zukunft herleiten lassen, glaube ich eher weniger, aber was soll´s? Genießen wir das Quasi-Lost Album von SEPULTURA, denn es ist ein verdammt gutes geworden.

Veröffentlichungstermin: 28.03.2008

Spielzeit: 42.30 Min.

Line-Up:
Max Cavalera – Vocals, Guitar
Iggor Cavalera – Drums
Marc Rizzo – Guitar
Joe Duplantier – Bass

Produziert von Logan Madder
Label: Roadrunner Records

Homepage: http://www.cavalera-conspiracy.de

Tracklist:
1. Inflikted
2. Sanctuary
3. Terrorize
4. Black Ark
5. Ultra-Violent
6. Hex
7. The Doom of all Fires
8. Bloodbrawl
9. Nevertrust
10.Hearts of Darkness
11.Must Kill

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner