Immer mal wieder taucht eine Band quasi aus dem Nichts auf, und verblüfft mit grandiosem Death Metal in technisch-frickeliger Ausrichtung. Leider verschwinden die meisten Bands dann ebenso schnell wieder in der Versenkung, in der sich nur wirkliche Insider zurecht finden. CARCARIASS aus Frankreich sind wie SCEPTIC, THEORY IN PRACTICE oder NEGLECTED FIELDS eine solche Band. Was umso bedauerlicher ist, denn die Franzosen haben mit „Killing Process“ ein kleines Meisterwerk abgeliefert.
Natürlich dürfen in diesem Zusammenhang die Namen ATHEIST, CYNIC und NOCTURNUS nicht fehlen, wobei CARCARIASS durchaus ihren eigen Weg gehen. Statt sphärischer Keyboardsounds und Frickelsongstrukturen, die kein Mensch nachvollziehen kann, setzt das Trio auf durchdachte Songs. Effekthascherei sucht man in den Songs genauso vergeblich wie nervende Fähigkeitsdemonstrationen der einzelnen Musiker. Neben Gitarrenparts, die bei ungelenkigeren Zeitgenossen lediglich Verstauchungen der Fingergelenke zur Folge haben, finden sich auf „Killing Process“ auch wunderbar simple, eingängige Riffs, die auch Nicht-Musiker einen Anker zum Festklammern in der stürmischen See der Titel bieten. Auffallend ist, dass CARCARIASS relativ wenig bis keinen Gesang verwenden – doch von instrumentalem Endlosgejamme sind die Jungs weit entfernt. Stattdessen schreiben die Franzosen Songs, die vor überraschenden Wendungen nur so strotzen und werfen dennoch immer wieder einen Widerhaken aus, der es leicht macht, dem roten Faden zu folgen.
Trotz der aufregenden Songstrukturen fährt die Band genügend Härte auf, und gerade die eher simpel gehaltenen thrashigen Parts machen es leicht, Einstieg in die Musik zu finden. CARCARIASS haben einfach ein Gespür für gute Riffs, die sie raffiniert mit ebenso raffinierten Spielereien verknüpfen, so dass man mit diesem Album im Endeffekt eine ausgesprochen spannende und abwechslungsreiche Reise weitab der ausgelatschten Pfade erleben kann. Dabei scheint es bei den Franzosen keine bandinterne Hierarchie zu geben, neben den Gitarristen finden auch Bassist und Schlagzeuger genügend Raum zur Entfaltung, „Killing Process“ ist schlich ein rundum gelungenes Album, an dem man sehr, sehr lange Spaß haben kann – denn viele Kleinigkeiten erschließen sich erst nach mehreren Durchgängen.
Tracklist:
Watery Grave
Tragical End
Killing Process
Mortal Climb
Earth In Sorrow
Winds Of Death
Burn In peace
Under Concrete
Lost In Agony
Besetzung:
Raphael Couturier – Bass, Gesang
Pascal Lanquetin – Gitarre
Bertrand Simonin – Schlagzeug
Label: Adipocere Records
VÖ: September 2001