CANVAS SOLARIS: Cortical Tectonics

Ein wunderschöner Überschalltrip durch das Universum.

Schön, dass heutzutage instrumentale Musik keine Ausnahme mehr ist. Schön, dass diese Musik sich weiterentwickeln zu vermag und dass allein mit Instrumenten Popmusik der Mittelfinger gezeigt wird und dass Künstler jeglicher Colheur sich entschließen, diese Art Musik zu machen. Ich habe das Gefühl, diese Bands können sich freier entfalten, zeigen mehr Entwicklungspotenzial, sind trotz, oder gerade wegen dem kommerziellen Selbstmord kreativer.

Dass CANVAS SOLARIS extrem kreativ sind haben sie bereits auf ihrem letzten Album Penumbra Diffuse gezeigt, jetzt gehen sie noch einen Schritt weiter. Musikalisch immer noch zwischen CYNIC und TWISTED INTO FORM angesiedelt, frickeln die drei Musiker aus dem Staate Georgia, als ob ihr Leben davon abhinge. Hochtechnisch, verschachtelt bis dorthinaus, aber nie hektisch oder überladen präsentieren CANVAS SOLARIS ihr drittes Album und nach der Eingewöhnungsphase entpuppt sich dieses großartige, progressive Instrumentalwerk als Balsam für die Seele, als wunderschönes Werk zum abschalten und abdriften ins Universum.

Die sechs Stücke auf dem Album vergehen viel zu schnell, sind so kurzweilig, dass man weinen könnte – so ein Album dürfte nie enden. Die überschäumende Kreativität und Spielfreude ist faszinierend, hier wirkt nichts aufgesetzt oder unecht. Dieser Trip durch Raum und Zeit, er erscheint, als wäre es das natürlichste auf der Welt, auch Perry Rhodan würde vor Glück weinen. Und hier haben wir einen weiteren Punkt, warum dieses Album so gut ist: Die Frickelei und Technik hat keinerlei Auswirkungen auf das Gefühl. Warmherzig und nicht technisch-kalt, so muss Progressive Metal sein – was leider nur in den seltensten Fällen eintritt. Für Cortical Tectonics ist es die Grundvoraussetzung.

Es gibt zwei Arten, wie ich gerne durch das All tingle: Einerseits bilderhaft, wie es die Soundtrack-Visionäre ZOMBI machen, andererseits wie bei CANVAS SOLARIS: Abstrakter, mystischer, geheimnisvoller. Beides erfüllt gleichermaßen und ist dennoch grundverschieden. Cortical Tectonics erzeugt zwar langsame, schöne Bilder, wie in Gamma Knife und im abschließenden, 17minütigem Synthie-Übersong Reticular Consciousness, aber auch heftig und schnell wie ein Stroboskop werden die drei Musiker, siehe Berserker Hypothesis oder Rhizome.

Von schnellem Gitarrengefrickel und – trotz allem, dezentem – Überschalldrumming bis hin zu langsamen, emotionalen Momenten, ist dies eine schwer zu fassende, spannende Reise, auf der es mit jedem Mal Hören noch immer viel zu entdecken gibt. Selten hat mich Progressive Metal mehr berührt und mitgerissen. Cortical Tectonics ist, wie schon sein Vorgänger, schlicht und ergreifend Pflicht für alle, die atmosphärische und anspruchsvolle Musik mögen.

Veröffentlichungstermin: 8. Juni 2007

Spielzeit: 46:04 Min.

Line-Up:
Nathan Sapp – Lead/Rhythm Guitars, Guitar Synthesiter, MicroMog, Yamaha CS-60, Korg Poly-61, Roland Juno-D Synthesizers
Ben Simpkins – Rhythm Guitars, Clean Guitars, Bass Guitar, Fender Rhodes Bass Keyboard
Hunter Ginn – Drums, Conga, Morrocan Clay Drums, Glockenspiel, Fender Rhodes Electric Piano

Produziert von Jamie King und CANVAS SOLARIS
Label: Sensory Records

Homepage: http://www.myspace.com/canvassolaris

Tracklist:
1. Berserker Hypothesis
2. Sinusoius Mirage
3. Interface
4. Gamma Knife
5. Rhizome
6. Reticular Consciousness

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