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CANDLEMASS: Die Re-Releases

Von wegen Abzocke! CANDLEMASS legen den Re-Releases ihrer vier Erstwerke jeweils eine ganze CD mit Bonusmaterial bei, bei denen sich der Kauf durchaus lohnt.

Aus heutiger Sicht ist es sicherlich ganz schwierig festzulegen, wann der Begriff Doom-Metal seinen Einzug in den Metal-Jargon hielt. Nachdem BLACK SABBATH bereits mit ihrem Debütalbum 1970 den Stil an sich mit ihrer höllenschweren und extrem langsamen Bandhymne definierten und Bands wie PENTAGRAM und ST. VITUS etwas später ihren weiteren Einfluss auf den Sound ausübten, waren es sicherlich CANDLEMASS, die die Stilbezeichnung 1986 mit ihrem Debüt Epicus Doomicus Metallicus etablierten.

Und auch für den Stil an sich sollten die Schweden einer der wichtigsten Einflüsse bis dato werden.

Denn während andere Bands noch immer sehr stark im Sound der 70´er verwurzelt blieben, erfanden CANDLEMASS eine weitaus metallischere und vor allem auch epischere Variante dieses einzigartigen Stils.

Maßgeblich für die Bedeutung CANDLEMASS´ auf die Doom-Szene waren sicherlich die ersten vier Alben, die dieser Tage als Re-Releases erscheinen.

Denn leider zerfiel die Band nach der Veröffentlichung von Tales of Creation und vor allem das Fehlen des zu Nightfall-Zeiten eingestiegenen Sängers Messiah Marcolin machte sich auf den Nachfolgealben doch sehr stark bemerkbar.

So kann Chapter VI trotzt einiger guten Parts im Nachhinein nur als Flop gewertet werden und auch mit den späteren Werken From the 13th Sun und Dactylis Glomerata machte sich Leif Edling bei vielen CANDLEMASS-Fans eher Feine als Freunde, auch wenn vor allem From the 13th Sun musikalisch hervorragend geraten ist.

Und genau diese treue Fangemeinde wird sich auch jetzt wieder fragen, wozu brauche ich diese Re-Releases?

Doch Abzocke kann man CANDLEMASS bei diesen Werken sicher nicht vorwerfen wenngleich der Geldbeutel beim Erwerb der Stücke sicherlich extrem strapaziert wird.

Denn während andere Bands lediglich ein bis zwei Bonustracks zu den Alben packen, liegen den CANDLEMASS-Klassikern jeweils eine ganze CD mit interessantem Material bei.

Epicus Doomicus Metallicus wurde hierbei durch einen Livemitschnitt von 1988 aus Birmingham ergänzt, der zwar auf eine sehr eigentümliche Weise abgemischt wurde (vom Publikum ist fast gar nichts zu hören), dennoch aber ganz gut einen Eindruck von einem CANLEMASS-Konzert vermittelt. Aber nicht nur beim Sound an sich sind leichte Abstriche zu machen, auch Messiah Marcolin kann bei diesen Aufnahmen nicht vollends überzeugen und kackt an mancher Stelle doch ganz schön ab. Dafür ist die Songauswahl aber allererste Sahne.

Insgesamt ist diese Bonus-CD aber ganz klar die entbehrlichste.

Umso interessanter ist dahingegen die zu Nightfall ausgefallen.

Die Scheibe beginnt mit Demoaufnahmen zu Bewitched und Battlecry (die es nie auf ein CANDLEMASS-Album geschafft hat).

Bewitched weicht hierbei nur in Details von der Albumversion ab, immerhin ist auf dieser jedoch kein geringerer als Kurzzeit-CANDLEMASS-Mitglied Mike Wead an der Gitarre zu hören.

Battlecry hingegen ist ein flotter, metallischer CANDLEMASS-Song, der sich vor dem übrigen Band-Material wirklich nicht zu verstecken braucht, und gleichzeitig ist dies die erste Aufnahme, die CANDLEMASS je mit Messiah Marcolin am Gesang aufzeichneten.

Es folgen zwei Live-Versionen von Well of Souls (sehr geil!) und Dark are the Veils of Death, aufgenommen im Elm Street Club in Stockholm.

Die nächsten beiden Tracks At the Gallows End und Mourners Lament sind dann in erster Linie wieder für die Vorher-Nachher-Vergleicher von Bedeutung, da die ursprünglichen Versionen dieser Songs wieder kleine aber feine Unterschiede zu den Albumaufnahmen beinhalten.

Absoluter Höhepunkt dieser CD ist aber ganz klar das Video zu Bewitched, das man einfach gesehen haben muss. Das Ding ist so was von kultig-schrottig, dass man eigentlich jeden Respekt vor dieser genialen Band verlieren müsste. Zum Brüllen komisch, aber dennoch sehr sehenswert!!!

Allen drei Messiah-Ära-Bonus-CDs ist darüber hinaus noch ein äußerst informatives Audio-Interview zur jeweiligen Bandphase gemein, die einige sehr lustige Anekdoten, wie aber auch erstaunlich ehrliche Fakten zur Bandhistory parat halten. Gleiches gilt übrigens auch für die Line-Notes, die Leif selbst für jeden einzelnen Song verfasst hat.

Die Bonus-Tracks zu Ancient Dreams bestehen dann wieder zum größten Teil aus soundtechnisch mehr oder weniger guten Live-Mitschnitten diverser Auftritte. Ansonsten gib es eben noch das Interview und das Video zu Mirror Mirror. Insgesamt ist auch diese CD ganz gut, aber nicht essentiell.

Absolutes Highlight der Bonus-CDs ist für mich aber ganz klar die zu Tales of Creation.

Die darauf enthaltenen Demo-Versionen diverser CANDLEMASS-Songs wurden komplett von Leif Edling eingesungen und klingen zum Teil völlig anders als die späteren Albumversionen.

Und auch wenn Leif sicher alles andere als ein guter Sänger ist, verkauft er sich mit seiner Selbsteinschätzung in den Linernotes ganz klar unter Wert. Denn gerade Leif´s Vocals geben den Songs eine ganz eigene Atmosphäre, die man fast schon als zerbrechlich bezeichnen kann, wodurch die Songs, die man als so mächtig verinnerlicht hat, einen ganz neuen, persönlicheren Charakter erhalten und das Werk von CANDLEMASS in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen. Sehr cool!

Echte Fans müssen hier auf jeden Fall zuschlagen. Und natürlich gibt es auch hier wieder das obligatorische Interview plus Video zu Dark Reflections.

Fierce

Veröffentlichungstermin: Februar 2002
Label: Powerline Records

Hompage: http://www.candlemass.net

Tracklist:
Bonus-CD Epicus Doomicus Metallicus:

CANDLEMASS live in Birmingham März 1988:

1. The Well of Souls

2. Demons Gate

3. Crystal Ball

4. Solitude

5. Bewitched

6. A Sorcerer´s Plegde

7. Black Sabbath Medley

Bonus-CD Nightfall:

1. Bewitched (Demo)

2. Battlecry (Demo)

3. The Well of Souls (live)

4. Dark are the Veils of Death (live)

5. At the Gallows End (Studio Outtake)

6. Mourners Lament (Studio Outtake)

7. Interview

8. Bewitched (Video)

Bonus-CD Ancient Dreams:

1. Mirror Mirror (live)

2. The Bells of Acheron (live)

3. Bearer of Pain (live)

4. A Cry from the Crypt (live)

5. Interview

6. Mirror Mirror (Video)

Bonus-CD Tales of Creation:

1. Dark Reflections (Demo)

2. Under the Oak (Demo)

3. Into the Unfathomed Tower (Demo)

4. Sonewhere in Nowhere (Demo)

5. A Tale of Creation (Demo)

6. Interview

7. Dark Reflections (Video)

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