CALLEJÓN: Willkommen im Beerdigungscafé

Mutig? Ja. Peinlich? Nein.

Außergewöhnliches Artwork, gewöhnungsbedürftige Lyrik. CALLEJÓN sind mutig. Angesiedelt im Metalcore/Screamo-Bereich entfesseln die Düsseldorfer ihre explosive Mischung aus angesagten Elementen und Experimenten. CALLEJÓN heißt auf spanisch Sackgasse, aber Willkommen im Beerdigungscafé verirrt sich ganz sicher nicht in eine solche. Treibender Metalcore, der sich mal eben durch alle erdenklichen Tempi arbeitet, schneidender Gitarrensound, präzise Leads, filigrane Melodien und hier und da mal wuchtige, kantige Riffs, aber immer alles andere als Standard-Mosh oder schon tausendfach gehörte Breakdowns. Der Gesang bewegt sich von emotionalem Schreien bis hin zu klarem Gesang. Besonders letzterer hat sich zwar verbessert, zwängt sich aber in Verbindung mit den deutschen Texten manchmal immer noch etwas behäbig ins Ohr und bleibt auch auf Dauer gewöhnungsbedürftig. Textlich wühlen CALLEJÓN tief in der Kiste der deutschen Sprache und zimmern sich ein Schema zusammen, das sich am besten als abstrakte, neue deutsche Melancholie bezeichnen lässt. Für weitere Fragen konsultiert bitte den Titel der Scheibe… alles klar?
Willkommen im Beerdigungscafé bietet Material in Hülle und Fülle, die Band hat Talent und geht offenbar ihren eigenen Weg, was sich durch ungewohnte Songstrukturen, die aber nie im absoluten Chaos versinken, offenbart. Textlich geht man nicht nur eigene, sondern sogar ziemlich neue Wege, ohne sich dabei aber sonderlich ernst zu nehmen. So findet sich zum Beispiel eine Hommage an die Masters of The Universe auf der Scheibe (Snake Mountain) und etliche weitere, kleine Kuriositäten verbergen sich hinter dem pink-lastigen Cover. Mutig? Ja. Peinlich? Nein. Das sind CALLEJÓN. Was die Geschmacksfrage angeht werden die Düsseldorfer zwar hiermit zwischen vielen Stühlen landen, aber alle anderen offenen Fragen konnte man mit Willkommen im Beerdigungscafé ganz eindeutig für sich entscheiden, strotzt es doch nur so vor Spielfreude, Kreativität und Eigenwilligkeit – was für andere Kriterien braucht es dabei schon? Für den ganz großen Wurf sind CALLEJÓN sowieso zu speziell. Sprich, außerhalb des Kerns des innovativen Screamo/Metalcores wird man sich hiermit keine Fans erspielen.

Veröffentlichungstermin: 07. 07. 2006

Spielzeit: 28:44 Min.

Line-Up:
Bastian Sobtzick – Gesang
Bernhard Horn – Gitarre
Stefan Vohberger – Gitarre
Sven Wasel – Schlagzeug
Frank Walther – Bass

Produziert von Christian Boche und Andreas Vieten
Label: My Favourite Toy Records

Homepage: http://www.callejon.de

Tracklist:
01. Eingang
02. Es regnet
03. Erkenntnis
04. Bitter mach lustig
05. 1000 Winter fauler Tau
06. Love sucks
07. Snake Mountain
08. Astronaut (2006)
09. Mirage
10. Und die Sterne sagen: Es werde Licht!
11. 22 Teile

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