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BOWNECK: Dialectic Disorder [Eigenproduktion]

Der Progressive Metal erinnert stellenweise an alte RAGE-Alben, wobei BOWNECK wesentlich hektischer und komplexer agieren. Die Musik bezieht ihre Eigenständigkeit aus der abgefahrenen Grundeinstellung, was die Musik und die Texte angeht.

Es gibt sie also noch, die deutschen Newcomer, die im Progressive Metal neue Wege suchen – und finden. Es fängt schon beim gewagten Titelbild an, auf dem Schmetterlinge und Drachen und Blümchen für Stirnrunzeln sorgen. Musikalisch agiert das Quartett aus Aachen dann zum Glück weniger kitschig, aber mindestens ebenso abgefahren. Textlich gibt es bei Dialectic Disorder II dazu Zeilen wie This is my love, I married music, now she´s my bitch that I´m ever abusing. BOWNECK wollen offenbar nicht nur spielen, sondern am besten uneingeschränkt über den Spielplatz herrschen und ihn in eine Psychatrie verwandeln. Die Produktion hat so ihre Kanten, was das Hörerlebnis jedoch nicht nennenswert einschränkt. Langfristig unterbrechen dagegen die Sprechteile zwischen den Stücken den Fluss.

Die Rhythmusgruppe liefert solide Arbeit. Die Gitarren wechseln zwischen ruhigen Passagen, härteren Riffs und schrägen Harmonien hin und her. Der Gesang passt sich flexibel den verschiedenen Stufen des Wahnsinns an. Dialectic Disorder I, Nothing On Top und Trapped In Hell klingen beispielsweise nach einer hyperaktiven Fassung alter RAGE-Songs. Ansonsten lässt das rockende Last Braincell aufhorchen. Der eingängige Refrain hat Single-Potenzial und der eigenwillige Text macht deutlich, was bei DREAM THEATER in diesem Bereich auf den letzten zehn Alben fehlte. Wie einst bei SECRECY oder JESTER´S MARCH gibt es keine nennenswerten Keyboardpassagen, so dass man wirklich reichlich Metal auf die Ohren bekommt. Die Musik bezieht ihre Eigenständigkeit aus der abgefahrenen Grundeinstellung, was die Musik und die Texte angeht. So verwundert am Ende der akustischen Achterbahnfahrt auch ein verstecktes ABBA-Cover nicht mehr sonderlich.

Die brachiale Wucht, mit der typische Prog-Elemente aufgebrochen werden, ist stellenweise beängstigend. Da wechselt das Empfinden von Schönheit, Irritation und Abneigung teilweise von Takt zu Takt. Entsprechend ist Dialectic Disorder für Fans von unkonventionellem Metal sicher reizvoll, selbst wenn ich nach diesem Review erstmal zur Beruhigung eine Runde Parallels hören werde.

Veröffentlichungstermin: 13.05.2013

Spielzeit: 60:04 Min.

Line-Up:
Thomas Lehmann: Gesang, Gitarre
Mathias Rohler: Gitarre
Andreas Gäb: Bass
Timm Roegler: Schlagzeug

Produziert von BOWNECK

Homepage: http://www.bowneck.de

Mehr im Netz: http://bowneck.bandcamp.com

Tracklist:
1. Brain Surgery
2. Kingdom Fall
3. Princess Of Baboons
4. Ten Years
5. Black Hole Me
6. Last Braincell
7. Rack Attacker
8. Dialectic Disorder I
9. Dialectic Disorder II
10. Alive When I Can Rot
11. Nothing On Top
12. Trapped In Hell

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