BONRUD: Bonrud

Melodischer Hardrock zwischen FOREIGNER-B-Seiten und FOREIGNER-A-Seiten.

Im Laufe der Jahre haben einige FOREIGNER-Singles (und natürlich auch Alben) ihren Weg in meine Plattensammlung gefunden. Songs wie Urgent, I Want To Know What Love Is und White Lie brauch ich an dieser Stelle nicht vorstellen. Wer diese Stücke nicht kennt, liest das falsche Review. Auf den Rückseiten ihrer Singles haben FOREIGNER mit Vorliebe Albumtracks platziert, die der jeweiligen A-Seite weit unterlegen waren (z.B. Girl On The Moon oder Under The Gun). Während diese Songs auf den Alben nicht weiter auffielen, erschienen sie im Licht der großen Hits gewöhnlich kümmerlicher, als sie eigentlich waren.

Ich schicke diese ausführliche Einleitung voraus, weil es fast unmöglich ist, die Musik von BONRUD zu beschreiben, ohne früher oder später FOREIGNER als Vergleich heranzuziehen. Und weil FOREIGNER im Laufe ihrer Karriere einen wohl einmaligen Grad an Perfektion erreicht haben, wirkt jede andere Band im Vergleich dazu kleiner, harmloser und schwächer.

Da macht Bonrud keine Ausnahme. Doch das heißt noch lange nicht, dass das Album nicht hörenswert ist!

Paul Bonrud stammt aus Seattle, spielt Gitarre und hat auf seinem selbstbetitelten Debüt eine ganze Reihe ausgezeichneter Melodic Rock-Songs am Start! Die besten Lieder sind natürlich wenig wert, wenn nicht ein charismatischer Sänger sie zum Leben erweckt und mit Leidenschaft rüberbringt. In dieser Hinsicht hat Bonrud das große Glück, dass er Dave Hendricks als Sänger gewinnen konnte. Denn dessen Stimme besitzt alles, was eine charismatische Rockröhre ausmacht! Wohl oder übel gehört dazu auch eine beängstigende Ähnlichkeit mit FOREIGNERs Lou Gramm.

Doch nicht nur stimmlich erinnert die Musik an FOREIGNER. Auch vom Songwriting her würde ein Großteil der Songs problemlos auf die Alben der Rocklegende passen. Und wenn ich mir das balladeske Desperate Heart so anhöre, stellt es die meisten Songs der letzten drei FOREIGNER-Studioalben klar in den Schatten! Auch manche der rockigeren Songs wie etwa Give Me A Chance (klingt wie 1981!) sind wesentlich hörenswerter als die eingangs erwähnten B-Seiten.

Nun ist natürlich der Eindruck entstanden, dass BONRUD nichts weiter als ein (gelungenes) Plagiat ist. Dabei gibt es eine Reihe von Unterschieden zu FOREIGNER. Dazu gehört leider der Schlagzeug-Sound, der die ansonsten ordentliche Produktion mit einer scheppernden Snaredrum belastet und arg weit im Vordergrund steht. Sooo extrem ist es allerdings nicht. Zudem ist das Album eh sehr rockig ausgefallen. Statt dominanter Keyboards gibt es in erster Linie Gitarren sowie natürlich den erstklassigen Gesang zu hören. Die Stücke sind entsprechend nachvollziehbar aufgebaut.

Schon der Opener Leap Of Faith kommt ohne Umwege zum Refrain. Der Song ist zwar kein zweites Tooth And Nail, lässt aber schon aufhorchen. Dem schweren The Phoenix fehlt leider ein zündender Refrain. Einen echten Ausfall sucht man auf dem Album aber vergebens. Die rockigen Songs machen einfach Spaß und die zweite Ballade Hollywood Movie Star ist fast so schön wie Desperate Heart.

Fans von FOREIGNER, JOURNEY und auch PINK CREAM 69 sollten hier also das abstoßende Cover ignorieren und ein Ohr (oder besser noch zwei) riskieren!

Veröffentlichungstermin: 20.09.2004

Spielzeit: 44:17 Min.

Line-Up:
Dave Hendricks: Gesang

Paul Bonrud: Gitarre, Bass, Keyboard

Paul Higgins: Schlagzeug

Produziert von Paul Bonrud
Label: Frontiers

Homepage: http://www.bonrud.com

Tracklist:
1. Leap of Faith

2. The Phoenix

3. Desperate Heart

4. I´ve Changed

5. Give Me A Chance

6. Take Me Home

7. Date With Destiny

8. Once In A Lifetime

9. Live Your Dreams

10. Look Me In The Eyes

11. Hollywood Movie Star

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