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BLUENECK: Epilogue

BLUENECK goes soundtrack. Eine schaurig-schöne Instrumental-Platte, die aus der Diskografie der Band heraussticht.

Keine Angst, BLUENECK stehen nicht kurz vor der Auflösung, auch wenn der Titel Epilogue das suggerieren mag. Auch nicht, obwohl Bandchef Duncan Attwood in den nächsten Tagen Vater werden wird und sicherlich erstmal andere Sorgen als die Band haben wird. Epilogue ist übrigens ganz sein Ding. Ein Abgesang, ein stilles, hier und da von Eruptionen unterbrochenes Bye-Bye. Von was? Vom Stil der letzten Alben. Weniger von der Enge des Post Rock, denn die machte BLUENECK niemals zu schaffen. Die englische Traurigkeit ist auf Epilogue jedenfalls so greifbar wie auf Scars Of The Midwest, The Fallen Host und Repetitions, wenn auch abstrakter. Attwood, der Epilogue eigentlich als Soloalbum konzipiert hat und es nun unter dem Banner BLUENECK heraus bringt, arbeitet hier noch ein wenig soundtrackorientierter, als wir es von ihm gewohnt sind.

Epilogue stellt in sich tatsächlich einen imaginären Film dar, BLUENECK klingen mal recht entweltlicht, dann wieder recht direkt. So als würden sich MOGWAI, JOHN MURPHY, ANGELO BADALAMENTI und GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR treffen, um für einen todtraurigen Endzeitfilm ohne Happy End die Musik zu schreiben. Entsprechend vielschichtig ist Epilogue trotz aller Zurückhaltung. Es passiert viel in den leisen ebenso wie in den lauten Momenten, viele schöne und gleichzeitig schwere Klavierstellen werden mit anderen Instrumenten und unterstreichenden Effekten unterlegt, die Gitarren werden mal verfremdet, mal ergänzt. Das Drumming kommt sporadisch vor, aber wenn, dann um die Dynamik enorm anzuheben. Was vielen fehlen könnte, einschließlich mir, ist der leise, zerbrechliche Gesang von Ducan Attwood. Freilich hätten dieser aber nicht zum Konzept des fiktiven Soundtracks gepasst. Schade ist es trotzdem.

Epilogue ist und bleibt aber eine halbe Stunde spannender Musik, die frei ist von Effekthascherei, die gerade in ihren ausladenden Momenten wie Colonization – Incident 2 und Symbiosis Part 2, sowie den traurigen, leisen Momenten wie in Suppression richtig unter die Haut geht. Epilogue ist eigenständig, unheimlich, sehr liebevoll geschrieben und wächst mit jedem Durchlauf. Dieses Instrumentalwerk taugt zu mehr, als nur um die Wartezeit auf das nächste reguläre Album zu verkürzen, Epilogue lädt ein, sich selbst fallen zu lassen, vermeidet jegliches Post Rock-Klischee und ist ebenso gefühlvoll wie unnahbar, das abstrakte Artwork deutet dies bereits sehr treffend an. Ihr bestes Album The Fallen Host werden BLUENECK mit diesem Projekt nicht übertrumpfen, das war aber auch nicht die Aufgabenstellung. Stattdessen folgen Duncan Attwood und seine Bristol-Crew dem Bauchgefühl und erfinden sich bis zu einem gewissen Grad neu, was die Weichen für Album Nummer vier stellt. Es bleibt spannend – und es bleibt schaurig-schön.

Veröffentlichungstermin: 19. Oktober 2012

Spielzeit: 30:31 Min.

Line-Up:
Duncan Attwood – Guitars, Keys, Vocals
Oli Duerden – Guitar
Rich Sadler – Guitar
Ben Paget – Bass
Chris Copsey – Drums

Produziert von Matt Sampson
Label: Denovali Records

Homepage: http://www.blueneck.com

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/BlueneckUK

Tracklist:
1. Apogee
2. Carina
3. [eta carinae]
4. Colonization – Incident 1
5. Colonization – Incident 2
6. Symbiosis Part 1
7. Symbiosis Part 2
8. Suppression

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