Wäre man gemein, könnte man behaupten, “Dystopia Lane” hätte seinen Titel nur, weil es eben jene fürchterliche Zukunftsvision des Metal verkörpert, die bis auf die jüngste Generation niemand sehen, geschweige denn hören will. BLOWSIGHT kommen nicht nur wie SONIC SYNDICATE aus Schweden, sie zielen auch auf haargenau die gleiche Schublade ab. Einzelne Versatzstücke aus dem Metalbereich – für gewöhnlich eine Handvoll Schwedenriffs und die passenden Screams dazu – werden ihrer Härte weitgehend entledigt und zusammen mit Keyboardteppichen und süßlichen Gesangslinien in ein schickes Popgewand gezwängt. Im direkten Vergleich dürfen sich BLOWSIGHT noch mit einer Punkrock-Schlagseite brüsten und sind damit eine noch rockigere, weniger aggressive Ausgabe des bewährten SONIC SYNDICATE-Erfolgsrezepts.
Dass dieses zu großen Teilen aufgeht, ist angesichts von eingängigen Refrainbombardements in Form von “I Wish You 666”, “Blue Hair”, “Invisible Ink” und “Three Words (Under Ordinary)” quasi Ehrensache. Dass damit jeglicher Tiefgang im Abguss landet, dafür ebenso. Unter die Haut gehen BLOWSIGHT nie, sie sind höchstens eine Alternative zum noch mehr verwässerten Radioprogramm, bleiben dabei aber nicht nur produktionstechnisch so steril und unbefleckt, dass man Schmutzpigmente schon mit der Lupe suchen muss. Das trifft auf klebrig-süße Balladen wie “Days Of Rain” genauso zu wie auf den Indie-Pop-Punk-Hit “Wake Up Dead”.
BLOWSIGHT tun niemandem weh
Klar, “Dystopia Lane” könnte man problemlos von Anfang bis Ende zerpflücken, wenn man denn möchte. Letzten Endes läuft es jedoch ohnehin darauf hinaus, dass die Skandinavier niemandem wehtun, der Pop Metal-affinen Zielgruppe ein paar neue Hits spendieren und von der restlichen Metalwelt nicht eines Blickes gewürdigt werden. Zumindest mit einer Ausnahme, denn das LADY GAGA-Cover “Poker Face” ist so grausam schlecht, dass selbst der größte Ignorant da nicht einfach weghören kann. Zum einen weil nur Eric Cartman dieses Stück singen darf und zum anderen weil die Umsetzung mit ihren stupiden Powerchords so abgedroschen und misslungen ist, dass die eingangs getätigte Assoziation zwischen Titel und Musik schnell wieder an Relevanz gewinnt.
Veröffentlichungstermin: 29.10.2010
Spielzeit: 52:28 Min.
Line-Up:
Nick Red – Vocals, Guitars
Seb – Guitars, Vocals
Mini – Bass
Fabz – Drums, Vocals
Produziert von Nick Red
Label: Fastball Music
BLOWSIGHT “Dystopia Lane” Tracklist
01. I Wish You 666
02. Three Words (Under Ordinary)
03. Invisible Ink
04. Wake Up Dead
05. Things Will Never Change
06. Miracle
07. Bandit For Life
08. Blue Hair
09. Days Of Rain
10. Based On A True Story
11. Standby Button
12. Compassion For A Dream
13. Poker Face (LADY GAGA-Cover)
14. Dystopia