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BLINDEAD: Affliction XXIX II MXMVI

BLINDEAD wollen auf Album Nummer drei beweisen, dass sie dem Post Metal entwachsen sind – und haben Erfolg.

Ein griffiger Albumtitel, der einen guten Vorgeschmack auf die unwesentlich griffigere Musik bietet. Mit ihrem dritten Album wollen die Polen BLINDEAD beweisen, dass sie nach Autoscopia: Murder In Phazes der vagen Schublade des Post Metal entwachsen sind und nun den Progressive Metal unsicher machen. Dass hier aber noch eine Menge Momente enthalten sind, die CULT OF LUNAs The Beyond oder von Through Silver In Blood von NEUROSIS entliehen sind, ist unbestreitbar. Dazwischen scheint es manchmal so, als wollten BLINDEAD ihre Hörer auf die Probe stellen und hoffen, dass diese die ganzen stilistischen Ausbrüche verkraften. Mal gibt es Post Metal-kompatible Soundscapes mit etwas Noise zu hören – siehe Dark And Gray -, dann wird es fast schon PINK FLOYDesk, mit psychedelischen, cleanen Gitarren und Saxofon, wie in After 38 Weeks, schließlich machen BLINDEAD auch nicht vor Ausbrüchen in Richtung extremen Metal halt, wie die fast schon Death Metal-artigen Momente in My New Playground Became deutlich machen.

Dass Affliction XXIX MXMVI seine Zeit braucht, bis es zündet, auch trotz vieler mitreißender Riffs, liegt vielleicht auch an der konzeptionellen Herangehensweise der polnischen Band. BLINDEAD erzählen die Geschichte eines Mädchens mit Autismus, was schon allein die Songtitel andeuten. Vielleicht muss ein Album wie Affliction XXIX II MXMVI ja selbst irgendwie autistisch, schwer nachvollziehbar, unberechenbar, und so weiter, sein. Es ist kein Hitalbum, keine leichte Angelegenheit, aber es hat seine Reize. Einerseits weil es sehr intensiv dargeboten wird und durch Abwechslungsreichtum besticht, weil es weder trotz seiner gewissen Gelassenheit und songschreiberischen Ruhe immer wieder zwischen den Extremen pendelt. Gut geschrieben ist das Album, trotz einem Durchhänger in der Mitte durchaus, auch die Musiker um den ehemaligen BEHEMOTH-Gitarristen Mateusz Smierzchalski zeigen technisches Können, die Gitarren überraschen immer wieder mit kleinen, gewitzten Einlagen, die Synthesizer sind stilvoll ausgewählt und werden immer im richtigen Moment eingesetzt. Sänger Patryk, der auch schon bei ANTIGAMA in Lohn und Brot stand, kann nicht nur erbittert brüllen, sondern hat beim Titeltrack einen schönen Gesangseinsatz.

Somit schaffen es die im Metal beheimateten Musiker von BLINDEAD vor allem, ihre eigenen Grenzen gekonnt zu überschreiten. Man kann der Musik schon anhören, wie viel Mut und Arbeit in ihr steckt. Der Promo-CD liegt das Digibook nicht bei, hier haben BLINDEAD aber bestimmt Nägel mit Köpfen gemacht, die Story wird dort zusätzlich vertieft. Auch die Produktion ist sehr gelungen, ist massiv und brachial, aber mit genügen Raum für Dynamik. Affliction XXIX II MXMVI mag kein leichtes Album sein, aber es ist eines, das den Hörer herausfordert und eine nicht zu leugnende Faszination ausstrahlt. Post Metal-Freunde, die aber eher aus den härteren musikalischen Gefilden stammen dürfen BLINDEAD gerne folgen, vor allem, da die großen Helden in diesem Genre momentan hauptsächlich durch Abwesenheit glänzen.

Veröffentlichungstermin: 19. April 2011

Spielzeit: 46:07 Min.

Line-Up:

Patryk Zwolinski – Vocals
Mateusz Smierzchalski – Guitars, Bass
Marek Zielinski – Guitars, Soundscapes
Piotr Kawalerowski – Bass
Konrad Ciesielski – Drums
Bartosz Hervy – Keys, Electronics

Label: Mystic Production

Homepage: http://www.blindead.net

MySpace: http://www.myspace.com/blindead

Tracklist:

1. Self-Consciousness Is Desire And
2. After 38 Weeks
3. My New Playground Became
4. Dark And Grey
5. So It Feels Like Misunderstanding When
6. All My Hipes And Dreams Turn Into
7. Affliction XXVII II MMIX

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