BLACKGUARD: Profugus Mortis

Lässt sich kommerzieller Erfolg planen? Im Falle von BLACKGUARD will man fast sagen: Ja.

Passend zum 200 Jahre Darwin-Jubiläum beweisen NUCLEAR BLAST, dass der Grundsatz Survival Of The Fittest auch fürs Musicbusiness gilt. Schwupps einen Myspace-Wettbewerb lanciert. Preis: Ein Plattenvertrag. Gewinner: BLACKGUARD. Und schon nach wenigen Minuten von Profugus Mortis – das zweite Album der Kanadier wurde verwirrungsfrei nach dem ursprünglichen Bandnamen benannt – ist klar, warum das Sextett diesen Wettbewerb gewinnen musste.

BLACKGUARD sind der Traum eines jeden Labels, das der Finanzkrise den Mittelfinger zeigen will. Die Kanadier sind jung und unverbraucht, aber nicht zu jung. Gegründet anno 2001 zeigen sie spielerisch zu jeder Sekunde, dass sie nichts anbrennen lassen – die leicht verstimmten Gitarrenaugenblicke in Scarlet To Snow wirken sich nicht negativ aus. Schön anzuschauen sind sie auch, mit Justine hinter dem Drumkit haben sie einen weiblichen Exotenbonus (nur merkwürdig, dass sie als einzige auf den Myspace-Bandfotos nichts zu saufen kriegt – ist Met unweiblich?). Außerdem ist Kanada noch nicht so abgegrast wie der skandinavische Metallacker, der Unverbrauchtbonus spielt also auch da mit.

Und dennoch ist Skandinavien allgegenwärtig auf Profugus Mortis. Denn allzu ungewohnt darf das mehrheitstaugliche Produkt ja nicht sein. Und so zitieren BLACKGUARD in süßlicher Art und Weise Bands wie WINTERSUN oder ENSIFERUM. Größter Einfluss dürften CHILDREN OF BODOM sein und BLACKGUARD haben ähnlich wie NORTHER Mühe, sich den Reizen von Alexi & Co. musikalisch zu entziehen. Wenn sie es doch tun, klingen sie entweder thrashiger als die Finnen oder lassen den Drive aus neueren KORPIKLAANI-Tagen inklusive Akkordeon zum Zug kommen (This Round`s on Me, The Last We Wage). Böse, fies oder unbequem sind BLACKGUARD nie, da passt auch die moderne Produktion. Dass bei dieser die Becken fehlen, die Keyboards und das Kit allgemein allzu klinisch klingen – der Mehrheitsfähigkeit tut dies keinen Abbruch.

Was also fehlt? Visuell, biographisch, soundtechnisch, genrespezifisch, spielerisch – alle diese Punkte werden von BLACKGUARD perfekt abgedeckt. Fast zu perfekt. Profugus Mortis mangelt es an einer wichtigen Sache: Einem Hit. Ja, das klingt jetzt nach Poptitan-DSDS-Vokabular, aber es ist doch so. Den Kanadiern fehlt dieser eine spezielle Song, mit dem man unmittelbar sie, und nur sie, in Verbindung bringt. Bei EQUILIBRIUM ist es Met, bei KORPIKLAANI Happy Little Boozer – und eben genau so ein Hit fehlt BLACKGUARD noch. Fans der genannten Parallelbands sollten Profugus Mortis dennoch ein aufmerksames Ohr leihen, denn lange wird der Hitsong nicht auf sich warten lassen…

Veröffentlichungstermin: 20.03.2009

Spielzeit: 40:52 Min.

Line-Up:
Paul Ablaze: Vocals
Terry: Gitarre
Jonathan: Keyboards
Justine: Drums
Etienne: Bass
Kim: Lead Gitarre

Produziert von Jonathan Lefrançois-Leduc, Kim Gosselin, Achim Köhler
Label: Nuclear Blast

Homepage: http://www.profugusmortis.com

MySpace: http://www.myspace.com/blackguard

Tracklist:
1. Scarlet To Snow
2. This Round`s On Me
3. Allegiance
4. I Demon
5. The Sword
6. In Time
7. Cinder
8. Vain
9. The Last We Wage

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