BETWEEN THE BURIED AND ME: Coma Ecliptic

Erwachsener, aber mit weniger Esprit als in der Vergangenheit: BETWEEN THE BURIED AND ME gelingt mit "Coma Ecliptic" kein neuer Husarenstreich.

Die beispiellose Karriere von BETWEEN THE BURIED AND ME geht ungebremst weiter. Sie sind Vollblutmusiker, entstanden aus dem Metalcore-Underground des jungen Jahrtausends und mischten mit viel Verve und Esprit die Progressive Metal-Szene auf – das rief nicht selten Neider auf den Plan, die BETWEEN THE BURIED AND ME partout nicht das Talent attestieren wollten, das sie schlicht und ergreifend besitzen. Seit dem zweiteiligen METAL BLADE-Einstand The Parallax, aber eigentlich schon seit dem 2007 erschienen Meisterwerk Colors sollte jedem Musikliebhaber mit wachem Verstand und offenem Geist klar sein, dass BETWEEN THE BURIED AND ME das Potenzial haben, einer Szene eine Frischzellenkur einzuhauchen, die sich selbst viel zu Ernst nimmt.

BETWEEN THE BURIED AND ME hätte nun mit Coma Ecliptic ein erneuter Husarenstreich gelingen können, doch aus zweierlei Gründen übertreffen sich die fünf Musiker aus North Carolina diesmal nicht selbst: Erstens war The Parallax II: Future Sequence einfach zu stark und zweitens lässt Coma Ecliptic oftmals sowohl die wilden und schnellen Ausbrüche, als auch die epischen, emotionalen Momente vermissen. Zwar finden sich diese immer noch in dem Album wieder, aber sie sind begraben unter einer Schicht von Elementen, die eine zeitgemäße Metalversion von bizarrem Seventies-Prog darstellen. Das lässt BETWEEN THE BURIED AND ME erwachsener denn je klingen, andererseits gibt es noch immer einen Schwung irre Ideen wie in The Ectopic Stroll und Memory Palace.

Bis derartige Ausbrüche zu hören sind, verhalten sich BETWEEN THE BURIED AND ME aber erschreckend bieder. Das Intro Node ist ein nettes Progressive Rock-Stück mit OPETH-Feeling, danach ist The Coma Machine und das mit Synthesizern unterlegte Dim Ignition melodisch, vertrackt, aber insgesamt leider langatmig und zahnlos. Erst mit Famine Wolf beginnt Coma Ecliptic Spaß zu machen. Die Gitarren duellieren sich wieder mit akrobatischen Soli, die verschiedenen Puzzleteile, aus denen die Songs bestehen, fügen sich in einem bizarren Wirbelwind aneinander. Doch es fehlen nach wie vor die schnellen, wirklich furiosen Momente. Auch die ruhigen Stellen kommen nicht recht zur Geltung, weil der Kontrast fehlt.

Gegen Ende nimmt Coma Ecliptic dann wieder Fahrt auf. In den letzten fünfzehn Minuten höre ich wieder die BETWEEN THE BURIED AND ME, die ich liebe: Mit wunderbaren Harmonien, unglaublicher Gitarrenarbeit, packendem Songwriting, viel Drive und ausufernden Gänsehautmomenten. Mit Life In Velvet klärt sich das verschwommene Gesamtbild, wir erwachen beinahe buchstäblich aus einem labyrinthischen Fiebertraum. Davor zieht Coma Ecliptic ohne Rücksicht auf den Hörer an diesem vorbei und irrt durch sein eigenes Universum, stellenweise leider ihn mitzunehmen. BETWEEN THE BURIED AND ME sind mit diesem Album zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um wirklich intensiv zu wirken. Sie beweisen an den Instrumenten wie üblich außerordentlich gutes Können, selbst wenn sich die Gitarristen vergleichsweise oft zurück halten. Dan Briggs spielt Basslinien mit viel Seele, aber mit vergleichsweise wenig Schnörkel, ebenso wie das Drumming von Blake Richardson, das weniger verrückte Rhythmen und Schemata bietet, als möglich wäre. Tommy Rogers, der seine Stimme weiter zu variieren vermag als in der Vergangenheit, fügt sich den verschiedenen Stimmungen des Albums sehr gut an, schafft ebenso Kontraste wie Harmonie. Und gerade das ist nach wie vor BETWEEN THE BURIED AND MEs Lebensversicherung. Diese Stimme ist Gold wert.

Schön ist, dass Coma Ecliptic einen geschlossenen Gesamteindruck bildet, dass hier Songwriting wichtiger ist als technisches Können. Der Plan, eine große Rockoper zu schreiben, bei der ein Mensch im Koma sich an ein falsches Leben erinnert, gelingt indes nur teilweise. Coma Ecliptic ist BETWEEN THE BURIED AND ME light, wenn auch für die Band reichlich typisch. Als Realist, der diese Band seit dem ersten Album verfolgt, wurde ich von diesem Coma Eclipse nicht enttäuscht, denn ich war mir bereits im Vorfeld bewusst, dass hier kein neues Colors entstehen und dass man einen Gang zurück schalten würde – wie bei einer langen Freundschaft hat man so eine Entwicklung einfach im Gefühl. Dass BETWEEN THE BURIED AND ME der drögen, langweiligen Progressive Metal-Szene dank ihrer Hardcore-Wurzeln immer noch vorauseilen, steht glücklicherweise nicht zur Debatte. Fans hören hier immer noch ihre Lieblingsband, die ganz großen Emotionen und Wunder werden sie dieses Mal aber nicht erleben.

Veröffentlichungstermin: 10. Juli 2015

Spielzeit: 68:32 Min.

Line-Up:
Tommy Rogers – Vocals, Keyboards
Paul Waggoner – Guitar
Dustie Waring – Guitar
Dan Briggs – Bass
Blake Richardson – Drums

Produziert von Jamie King
Label: Metal Blade

Homepage: http://www.betweentheburiedandme.com/

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/BTBAMofficial

Tracklist:
1. Node
2. The Coma Machine
3. Dim Ignition
4. Famine Wolf
5. King Redeem – Queen Serene
6. Turn On The Darkness
7. The Ectopic Stroll
8. Rapid Calm
9. Memory Palace
10. Option Oblivion
11. Live In Velvet

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