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BAY LEAF: About Kings And Gods: Leaf-Live [Eigenproduktion]

Ein musikalisches Überraschungsei aus dem tiefsten Untergrund der deutschen Metalszene…

BAY LEAF sind mal wieder so eine… …eine dieser interessanten Kultruppen aus dem tiefsten Untergrund, die es verdient hat, ihr mal ein bisschen mehr Zeilen zu widmen. Und die Pforzheimer sind gleich in mehrfacher Hinsicht spannend. Da wäre zum einen die thematische Ausrichtung der Combo: Zieht man Albumtitel wie Ramses The Great oder The Son Of The Sun (in Anlehnung an die ägyptische Königstitulatur) sowie Songtitel à la The battle of Kadesh, Nefertari, Akhenaten oder Egypt heran, kann man BAY LEAF mit Fug und Recht als die Ägyptologen des Metalzirkus bezeichnen.

Darüber hinaus ist auch die Lebenszeit der Formation eine Bemerkung wert, denn BAY LEAF behandeln nicht nur altehrwürige Themen, sondern weisen zudem inzwischen selbst eine lange Geschichte auf. 20 Jahre Bandhistorie können nicht viele Bands vorweisen.

Und schließlich besteht auch hinsichtlich der musikalischen Ausrichtung des Fünfers Gesprächsebdarf. Von Doublebass-Attacken inklusive dementsprechender Riffs und düsteren, epischen Klängen über Partymucke bis hin zu Mann im Mond-Schlafliedmelodien (und das soll nicht abwertend klingen) ist auf dieser Live-CD – der ersten der Bandhistorie – nämlich so ziemlich alles vertreten. Eine Melange aus Progressive Rock und Progressive Metal trifft`s wohl letztlich am ehesten, wobei der Terminus Progressive hier weniger für überaus komplexe Songstrukturen stehen soll, sondern eher für das genreübergreifende Songwriting.

Na, dann mal aber direkt rein in die Geburtstagsfeier, die von der Band als Initialzündung für eine neue Blütephase stehen soll. Freier Einritt sowie (alkoholische) Freigetränke sind ja schonmal nicht die schlechtesten Voraussetzungen für eine stimmungsvolle Feier mit viel Spaß und Emotionen. Nun gut, gleich vorweg muss diesbezüglich angemerkt werden, dass die Publikumsatmosphäre auf der kreisrunden Konserve stellenweise schon etwas künstlich hervorgehoben scheint und auch manche Mitgrölparts ziemlich gestellt wirken (oder wie erklärt man sich Passagen, in denen Fans ohne Anleitung das Richtige singen? Das schaffen zum Teil nicht mal die ganz Großen), aber mit einem zugedrückten Auge verweisen wir diesbezüglich nochmal auf die spendablen Gesten der Band und der dadurch hervorgerufenen Euphorie und Feierlaune der Gäste… So, ich schwafle schon wieder zu viel, so wie im Examen letzte Woche. Also zum Salz in der Suppe, zur Musik. Das große Plus dieser Live-Best Of – wie die Band das Album selbst bezeichnet – ist die Vielfalt und Flexibilität, die das hauseigene Songwriting letztlich möglich macht. Man kann zu keiner Zeit des ersten Hördurchlaufs erahnen, was der nächste Song bringen wird. About Kings And Gods: Leaf-Live ist kaum durchschaubar, und das macht den Hörgenuss zu einem spannenden Unterfangen. Wenn dann auch noch einige Nummern wirklich Laune machen, wie z.B. das episch-verspielte Nefertari, das morgenländisch verzierte The Great oder das straighte God of toys, dann zaubert einem das durchaus ein Lächeln ins Gesicht. Auch der bisher unveröffentlichte Track Turn back time mit seiner partyesken Grundstimmung fügt sich gut ein, ja, und die erwähnten Mann im Mond-Schlaflied-Melodien in Akhenaten sowie die Lagerfeueratmosphäre von Changes sind nochmal echte Farbtupfer im Überraschungsei About Kings And Gods: Leaf-Live. Fehlt nur noch die Schokolade…

…die in dem Fall aufgrund ihrer Absenz einfach mal als Symbol für die Kritikpunkte an About Kings And Gods-Live herhalten muss. Zum einen muss man einfach anmerken, dass sich doch schon die ein oder andere Komposition eingeschlichen hat, die nicht wirklich zünden kann und so nebenbei am Hörer vorbeidümpelt. Insbesondere beim 12-minütigen Medley 1 wirkt sich das dann eher ungünstig aus. Zum anderen wirkt mir, wie bereits angesprochen, die Kommunikation mit dem Publikum teilweise zu gestellt. Das ruft eine gewisse Unglaubwürdigkeit hervor, die eigentlich vermeidbar gewesen wäre. Dass diese Geburtstagssause ein besonderer Tag der Bandgeschichte geworden ist, hätte ich auch alleine durch die Spielfreude und das Engagement der Truppe unterschrieben. Wie dem auch sei…mein positives Fazit bleibt dennoch bestehen, denn BAY LEAF lassen sich stilistisch nicht minimieren, sie bieten viele fein umgesetzte Aha-Momente und machen last but not least auch einen sympathischen Eindruck. Für die flexible metallische Hörerschaft, die sich gerne überraschen lässt, ist BAY LEAF demnach durchaus zu empfehlen!

Veröffentlichungstermin: 09.11.2009

Spielzeit: 76:48 Min.

Line-Up:

Gesang, Gitarre: York Milchraum
Gitarre: Manfred Mikonya
Bass: Kai Jansen
Schlagzeug: Harry Selasis
Keyboard: Jutta Mikonya

Gastmusiker:
Gesang: Wiebke Duschek

Produziert von BAY LEAF
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.bayleaf.de

Tracklist:
1.Intro
2.The vision
3.The great
4.The great hymn to the Aten
5.Nefertari
6.Akhenaten
7.Turn back time
8.Medley 1
9.Changes
10.God of toys
11.Die for Allah
12.Medley 2
13.Let it be (Frankenstein)
14.Outro

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