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BARN OWL: Ancestral Star

Wer sich zwischen Drone und Ambiente wohl fühlt und einen Hang zum Space-Rock hat, der wird sich hier wiederfinden.

San Francisco soll ja ganz nett sein, als Wiege der Hippie-Bewegung, die witzigen Cable-Cars, die berühmt-berüchtigte Alcatraz-Insel, das bunte Vergnügungsviertel Pier 39. Aber wenn der damalige  Bassist von THE LORD WEIRD SLOUGH FEG – ist glatt schon 10 Jahre her – bei mir aus dem Fenster schauen muss, um gerührt zum ersten Mal ein echtes Eichhörnchen zu sehen, hm, so toll ist es da vielleicht doch nicht. Das denkt sich dann wohl auch BARN OWL, das Duo  will da raus und träumt vom befreienden Trip ins Weltall, ihren Drone-Sound bringen sie mit einen mächtigen Hang zum Space-Rock.

Nein nein, mit rumpelndem HAWKWIND-Sound hat das dritte Album des Duos nichts zu tun. Zum Auftakt geht es kurz etwas lauter und ruppiger zu, beim Abheben eines Raumschiffs geht es ja auch nicht immer zimperlich zu. Dann folgen aber durchgehend ruhigere sphärische Klänge, nicht so dunkel wie SUNN O))), vielleicht eher tragend wie neuere EARTH, werden mit Gitarren, Keyboards und allerlei anderen Instrumente Klangwelten gemalt, die durchaus in ferne Welten entführen. Da werden Synthesizer durch das Marshall gejagt, weltfremde Gesänge tauchen auf, Gitarren werden verwabbert und in dichten Sternennebeln mit schwebendem Hall und tiefem Sustain eingewoben. Endlich konnten BARN OWL ihre Visionen in einem echten Studio einspielen, der gute Sound tut den Kreationen besser als der bisherige Homerecordingklang des Debüt, das zweite Album The Conjurer kenne ich nicht. Das kommt nicht nur der Kreativität des Duos, sondern auch der Atmosphäre auf Ancestral Star zu Gute. Der Sound ist minimiert, es passiert oberflächlich gehört nicht viel, hier formt Stille die Musik, nicht Licht formt, sondern Schatten. Auch wenn BARN OWL etwas in der Drone-Schublade gefangen sind, so sind sie weitaus weniger düster und dröhnig, wie man es vermuten würde. Die Songs wirken wie eine geschlossene Reise, die Titel deuten zwar Richtung kalter, klirrender Schwärze, nach zerrender Unendlichkeit, aber das Bild, was die Sounds  zeichnen, ist doch ein anderes, schöneres, bunteres. Man spürt die unendliche Weite, das Gefühl von Einsamkeit,  sieht aber auch das Aufblitzen entfernter Sterne, glitzernder Nebelbänken, die sich zur Geburt eines neuen Planeten vereinen, bunte Sonnensysteme und schillernde Himmelskörper bringen eher ein Gefühl von Erstaunen, Freiheit und Erwachen. Hier kann man wirklich eintauchen, und man braucht gar nicht so weit in die Ferne schweifen. Wer gerne mal eine Nacht in der Natur verbringt, nein, nicht mit den Pagan-Kumpels zur Humppa-Sauffete, sondern um sich als Teil des Ganzen zu fühlen, auch der wird dieses Erlebnis hier wieder finden. Das Loslassen, Eintauchen und das Erwachen wird hier fühlbar.

Aber wenn man bedenkt, dass vielen Menschen dank Leben vorm Fernseher und PC heute die Natur fremder und ferner ist als so manche außergalaktische Welt, und diese Leute dem minimalistischen, und dadurch doch so großen Sound von BARN OWL nicht viel abgewinnen können werden, wird Ancestral Star wohl nur wenige nicht zu extreme Drone-Freaks erreichen. Das ist schade, das Album zeichnet wunderschöne Bilder von gar nicht mal zwingend weit entfernten Welten. Wer sich aber zwischen Drone und Ambiente wohl fühlt und einen Hang zum Space-Rock hat, der wird sich hier wiederfinden.

Veröffentlichungstermin: 05.11.2010

Spielzeit: 41:12 Min.

Line-Up:
Evan Caminiti – Electric & Acoustic Guitars, Voice, Piano
Jon Porras – Electric Guitars, Drums, Harmonium, Voice, Piano, Trumpet

Gäste:
The Norman Conquest – Doepfer Modular Synthesizer (4), Vocals (10)
Marielle Jakobsons – Violin (6,8)
Portraits – Percussion (9)

Produziert von Barn Owl und The Norman Conquest

Label: Thrill Jockey Records

Homepage: http://electrictotem.com/barnowl

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/barnowlband

Tracklist:
1. Sundown
2. Visions In Dust
3. Night´s Shroud
4. Ancestral Star
5. Cavern Hymn
6. Flatlands
7. Twilight
8. Awakening
9. Incantation
10. Light From The Mesa

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