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BABYLON WHORES: Death Of The West

BABYLON WHORES sind schwärzer als sämtliche Samtträger zusammengenommen. Doch die Schwärze der BABYLON WHORES hat nichts mit dem kuschelig-wohligen Melancholie der Gothic Metal Bands gemein. Statt sich im Selbstmitleid zu suhlen, spucken die Finnen dem Schicksal ins Gesicht und rocken unbeirrt weiter…

“Seek not the glories of the world

the fleeting beauties soon gone

the flowers of the meadow that spiders suck

black as disease”

Wer bei solchen – jetzt der Kürze wegen einfach mal aus dem Zusammenhang gerissenen – Zeilen auf weinerlich-depressive Klänge, die zum Bad im Selbstmitleid einladen, hofft, sollte sich nicht mit dem BABYLON WHORES beschäftigen. Depressiv sind die Finnen nämlich überhaupt nicht, dafür können sie den Zuhörer so richtig deprimieren. Zum einen, da irgendwie klar ist, dass dieses Album nie die Aufmerksamkeit erregen wird, die es eigentlich verdient hätte – aber das war ja schon beim Vorgänger King Fear so. Zum anderen, weil die Band schwärzer ist als sämtliche Samtträger zusammengenommen. Doch die Schwärze der BABYLON WHORES hat nichts mit dem kuschelig-wohligen Melancholie der Gothic Metal Bands gemein, nein, „Death Of The West“ ist wie eine bittere, unausweichliche Erkenntnis. Doch statt sich im Selbstmitleid zu suhlen, spucken die Finnen dem Schicksal ins Gesicht und rocken unbeirrt weiter.

Musikalisch liegt der „Apocalyptic Death Rock“ irgendwo zwischen Rockmusik, flottem Stonerrock und Metal. Death `n Roll mit wenig Death und ganz viel Roll. Stilbezeichnungen können manchmal so unzureichend sein, doch letztendlich spricht es nur für eine Band, wenn gängige Schematisierungen versagen – denn dann hat die Band etwas neues, etwas eigenes geschaffen. Die BABYLON WHORES kochen nach wie vor ihre ganz eigene, bittere Suppe. Neben straighten Rock n´ Roll Songs wie „Life Fades Away“, einem dreckigen Bastard ganz in der Tradition von „Errata Stigmata“ vom Vorgängeralbum oder dem vergleichsweise flachen, weil unspektakulären „Dating With Witchcraft“ bietet „Death Of The West“ auch höchst interessante und beeindruckende Titel wie „Mother Of Serpents“, das über sieben Minuten erstreckt und keine Sekunde langweilt oder das düster-bedrohliche „Death In Prague“.

Schlichtweg genial-einfache Arrangements und der Einsatz von Gastsängern machen dieses Album zu einem ganz besonderen Hörgenuss: Taneli Jarva gröhlt in Hintergrund bei „Life fades away“ und „A Pale horse agains Time“, „Death In Prague“ bekommt diesen morbiden Charme alter Schwarz-Weiß Vampirfilme durch Maniacs Gekreische und Anna Pienimäki macht mit ihrem orientalisch anmutenden Backingvocals „A Pale Horse against Time“ zu einer Reise in unbekannte Soundlandschaften. Eine höchst bemerkenswerte Kombination, harsche Rockklänge und orientalisch-harmonische, mehrstimmige Gesänge – es geht halt auch ohne das abgegriffene „Beauty and the beast“ Prinzip. Eigentlich bezeichnend für diese Band: Statt ausgelatschten Pfaden zu folgen, führten die BABYLON WHORES in ein fast undurchdringliches Dickicht – nicht nur musikalisch, sondern auch textlich. Der Blick ins Booklet lohnt sich bei dieser Band immer – ganz so wie es sich auch lohnt, sich intensiv mit den vordergründig so simplen und direkten Songs zu beschäftigen. Doch manchmal ist das Einfach das Wirkungsvollste; eine Erkenntnis, die BABYLON WHORES verinnerlicht haben. Sogar das synthetische Instrumental „Eveningland“ überzeugt, ganz ruhig und gelassen hat Sänger Ike Vil zusammen mit Gitarrist Antti Litmanen einen perfekten Ausklang für dieses Album geschrieben.

Überraschend ist übrigens, dass das Album tatsächlich von Hiili Hiilesmaa produziert wurde – doch statt dem typischen H.I.M. Einheitsmix hat dieses Album noch viele Ecken und Kanten und einen durchweg rauen, der Fuck Off-Atmosphäre angemessenen Sound.

Tracklist:

Life Fades Away

Hell Abloom

Mother Of Serpents

Lucibel (The Good Spirits Of Europe)

Dating With Witchcraft

Death In Prague

A Pale Horse Against time

Eveningland

Besetzung:

Ike Vil – Gesang

Antti Litmanen – Gitarre

Daniel Stuka – Bass

Pete Liha – Schlagzeug

Spielzeit: 44:44

Label: Spinefarm/Motor Music

Veröffentlichungstermin: 19.08.2002

Hompage: http://www.deggael.com

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