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AXEGRINDER: Satori

Trevor Speed spukt wieder Gift und Galle über zentnerschwere Doom-Riffs im Punk-Sound. AXEGRINDER sind wieder da – wer von “Satori” aber eine Kopie von “Rise Of The Serpent Men” erwartet, sollte bedenken, dass AXEGRINDER älter geworden sind. Das hört man. Die Welt wurde aber nicht besser oder schöner. Das hört man auch.

Das AXEGRINDER-Debüt “Rise Of The Serpent Men” erschien 1989 via Peaceville, seitdem gab es etliche Re-Relaeses. Schon ein Jahr später kam das Album auf einer Split-CD/LP zusammen mit PROPHECY OF DOOMs “Acknowledge the Confusion Master” nochmal raus – und wurde zu einem der meistgetauschten Tapes unter den Metal-Fans an meiner Schule  – immer mit dem Zusatz: “Vergiss PROPHECY OF DOOM, die sind nicht so toll. Aber AXEGRINDER sind der Hammer!”

Was kommt nach “Rise Of The Serpent Men”?

AXEGRINDERs Debüt ist ein räudiger Bastard aus Punk, Doom und Metal – zusammengehalten von einem ganz eigenen Sound. Ein scheppernder Bass, ein Schlagzeug, das klingt, als ob man besser sofort alle Verschraubungen nachziehen sollte, unendlich viele Höhen im Gesamtsound, ein sägender Gitarrensound, den man so noch nicht gehört hatte und über allem Trevor Speeds Vocals. Er klingt wie ein tollwütiger Pitbull und verkündet in der nächsten Minute als Prediger der Apokalypse finstere Prophezeiungen. Über all die Jahre hat “Rise Of The Serpent Men” nichts von seiner Eindringlichkeit und Intensität verloren – ich habe das Album tatsächlich immer wieder gerne gehört.

“Satori” ist zu 100 % AXEGRINDER – aber AXEGRINDER sind jetzt anders

1991 lösten sich AXEGRINDER auf und es wurde ruhig um die Briten. Nach zwei Singles aus dem Jahr 2017, “My Plague Queen” und der Neuaufnahme des Demo-Songs “Grind The Enemy”, sind AXEGRINDER jetzt knapp 30 Jahre nach dem Debüt wieder da – ihr Album “Satori” erscheint über Lee Dorrians Label Rise Above. Und schon der Blick aufs Cover zeigt: AXEGRINDER sind 2018 anders. “Wir wollten kein Crustpunk-Stockphoto-Cover”, betont Gitarrist und Songschreiber Steve Alton in unserem Interview. Der Titel “Satori” bedeutet grob gesagt so etwas wie “Erleuchtung” und stammt aus dem Zen-Buddhismus. Und trotzdem ist “Satori” 100 Prozent AXEGRINDER – im Klang haben sich zwar 30 Jahre Entwicklung der Studiotechnik niedergeschlagen, ihren scheppernden Signature-Sound haben AXEGRINDER aber über die Zeit retten können. Ebenso wie die doomig-düstere Endzeitstimmung. Es ist eine deprimierende Welt, in der AXEGRINDER leben, eine Welt geprägt von wütendem Aufbegehren, in der aber auch der Schatten der Resignation und der Abgrund des Fatalismus lauern – und in diesem Punkt unterscheifdet sich “Satori” vom viel aggressiveren Debüt “Rise Of The Serpent Man”.

AXEGRINDER sind älter, aber nicht alt geworden

AXEGRINDER sind melodiös geworden, Songs wie “Satori” und “Under The Sun” überraschen mit Melodien – natürlich in Moll-Tönen. Mit “Too Far From Home” ist den Briten sogar so etwas wie eine Ballade gelungen, der detailreiche Song wird durch den Kontrast von Trevor Speeds wundgeschriener Stimme und zerbrechlichem Frauengesang noch eindringlicher. Ganz anders sind der Opener “Halo (Snakes For The Breeding”) und die Video-Single “Rain” – sie erinnern am ehesten an die alten AXEGRINDER-Songs. Highlight ist neben den Titeltrack “The Unthinkable”, in dem AXEGRINDER ihre Unzufriedenheit mit Politik und Gesellschaft ziemlich eindrucksvoll auf dem Punkt bringen. Es ist gut, dass AXEGRINDER wieder da sind. Sie sind nur älter, aber keinesfalls alt geworden.

Veröffentlichung: 13. Juli 2018

Label: Rise Above

AXEGRINDER “Satori” Tracklist

1. 61803398875 02:32
2. Halo (Snakes for the Breeding) 04:37
3. Rain 04:59 (Video bei YouTube)
4. The Unthinkable 04:57
5. Over 05:20
6. The Hurting 05:32
7. Satori 07:04
8. Under the Sun 05:06
9. Too Far from Home 06:35

Besetzung
Trevor Speed – Gesang
Steve Alton – Gitarre
Chris Allen (Session-Drummer für Satori)

Live-Line-up
Trevor Speed – Gesang
Steve Alton – Gitarre
Darin Garlinge (Drums)
Chris Rogers – Bass
Phil Legg – Gitarre

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