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AUTOPILOT: Play [Mini-CD] [Eigenproduktion]

Wer sich für moderne Rockmusik mit Frauen-Gesang und einer positiven Grundstimmung begeistern kann, der macht mit "Play" definitiv nichts falsch.

Manchmal hält das Leben noch äußerst positive Überraschungen für den von viel Durchschnitt geplagten Rezensenten bereit. Jüngstes Beispiel: AUTOPILOT, eine junge Band aus Freising mit einem Durchschnittsalter von gerade einmal 19 Jahren, vier von ihnen frisch gebackene Abiturienten.

Nun musizieren die meisten Bands in diesem Alter auf Schülerband-Niveau oder haben gravierende Schwächen in mindestens einem der Punkte Songwriting, technische Fähigkeiten, Produktion und Gesang. Nicht so AUTOPILOT. Dass bei diesem Quintett mehr zu erwarten ist, macht schon das Cover-Artwork deutlich, welches den Titel Play doppeldeutig umsetzt – bezogen auf das Abspielen der CD sowie auf Gesellschaftsspiele. Bereits in der Cover-Gestaltung steckt viel Liebe zum Detail und es ist offenkundig, dass man sich Gedanken gemacht hat.

Die dadurch geweckten hohen Erwartungen können die vier Jungs und ihre Frontfrau dann auch – Achtung Wortspiel – scheinbar spielend erfüllen. AUTOPILOT bezeichnen ihre Musik selbst als Alternative Rock. Im Grunde handelt es sich jedoch schlicht um moderne, aber ganz und gar untrendige Rockmusik. Im sehr dynamischen und abwechslungsreichen Opener Voices wechselt man geschickt zwischen Singlenote-Riffs mit zwingendem Groove und ruhigeren Passagen mit akustischen Gitarren, in denen auf instrumentaler Seite der Bass die tragende Rolle spielt. Auch Schlagzeuger Stefan Bauer versteht es hier, genau die richtigen Akzente zu setzen. Der Song besticht, wie eigentlich die komplette Mini-CD, durch sehr schön ausgearbeitete Arrangements mit viel Liebe zum Detail. Jeder der Beteiligten verhält sich ausgesprochen songdienlich und offenbart gerade dadurch seine hohen musikalischen Fähigkeiten. Besonders wissen auf Play die ausgefeilten Gitarren-Arrangements zu gefallen, denn bei AUTOPILOT stellt das Vorhandensein von zwei Gitarristen einen echten Mehrwert dar.

Nachdem schon so viel über die instrumentale Seite geschrieben wurde, sei gesagt, dass der erste musikalische Eindruck noch viel mehr durch den ausdrucksstarken Gesang der stimmgewaltigen Frontfrau Sabine Heller geprägt wird. Was die Sängerin hier von sich gibt, klingt nach einigen Jahren Gesangsunterricht, ohne allerdings dadurch die Ecken und Kanten verloren zu haben, um ordentlich zu rocken. Mit dieser Gesangsleistung sind AUTOPILOT dem, was andere Bands mit einem vergleichbaren Status in der Regel anzubieten haben, meilenweit voraus. Ergänzt wird der Gesang von Sabine in einigen Songs übrigens durch vereinzelte männliche Gesangs-Passagen, die sich ebenfalls hören lassen können, wenn sie auch nicht an das Niveau der hauptamtlichen Sängerin heranreichen.

Schwächen lassen sich auf Play fast keine ausmachen. Einzig Feel Fine plätschert im Vergleich mit den restlichen Songs ein wenig vor sich hin, hier fehlt es an einer wirklich guten Hookline, sei es in Form eines zwingenden Gitarrenriffs oder einer ins Ohr gehenden Gesangsmelodie. Die auch hier ausgefeilten Arrangements retten das Stück aber noch einmal. Der qualitative Unterschied wird dennoch gerade durch den Kontrast zum direkt folgenden Xenophobia deutlich, welches sehr gekonnt disharmonische Akkorde in abgehackter Rhythmik mit sehr eingängigen Hooklines und einem chilligen Mittelteil verbindet und den Höhepunkt der CD darstellt.

Mit Metal haben AUTOPILOT natürlich wenig bis gar nichts zu tun. Wer sich aber für moderne Rockmusik mit Frauen-Gesang und einer positiven Grundstimmung begeistern kann, der macht mit Play definitiv nichts falsch. Einen ersten Höreindruck kann sich der interessierte Leser auf der Website des Quintetts oder auf deren MySpace-Seite verschaffen. Um es mit den Worten der Band zu sagen: Abheben und AUTOPILOT ans Steuer lassen.

Veröffentlichungstermin: April 2007

Spielzeit: 22:06 Min.

Line-Up:
Korbinian Reiter – Gitarre
Sabine Heller – Gesang
Matthias Schranner – Bass
Stefan Bauer – Schlagzeug
Julian Hobmeier – Gitarre

Produziert von Kalle Wallner

Homepage: http://www.autopilot-music.de

Email-Adresse der Band: kontakt@autopilot-music.de

Tracklist:
1. Voices
2. Time´s Running
3. Mike The Bear
4. Feel Fine
5. Xenophobia

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