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AURA: New Life [Eigenproduktion]

Niveauvoller musikalischer Dilettantismus.

Man kann wirklich erkennen, dass die Italiener AURA einiges an Talent besitzen. Aber zu diesem Schluss kommen wahrscheinlich nur sehr verständnisvolle Hörer. Es ist doch schlichtweg unmöglich, dass eine Band, die seit 1996 existiert, keine Erfahrungen im Produzieren eines vernünftigen Klanges hat. Auch wenn es sich um eine Eigenproduktion handelt, das haben andere schon wesentlich besser hinbekommen.

New Life geht zu allem Überfluss auch gleich richtig furchtbar los. Der Opener Strategic Madness führt zunächst durch einige progressive Spielereien, die man aufgrund des dumpfen Sounds nur schwer wahrnimmt. Die negative Steigerung folgt dann mit dem Einsetzen des Gesangs, den man auch leicht für schief halten kann. Nicht wenige Leute hätten die Platte gedanklich jetzt schon verkauft. Doch wer noch ein zweites mal hinhört, kann von AURA durchaus interessante Dinge hören. Ohne hier die Bilanz übermäßig beschönigen zu wollen, kann man der Band attestieren, dass sie es versteht spannende Instrumentalpassagen zu kreieren, wie in den mittleren Teilen von The Power To Be, dem Track, der auch den stärksten Groove besitzt. Ebenfalls angenehm ist die Tatsache, dass sich musikalisch keine Referenzen notwendigerweise aufzwingen. Würde man im harmonischen Bereich partiell von DREAM THEATER-Einflüssen sprechen, erübrigt sich dieser Vergleich im Gesamtkontext. Im Gegensatz zu den New Yorker Vorzeige-Proggern ist man bei weitem nicht so rasant, heftig und technisch, sondern lässt den Klängen auch mal ihren Lauf, wie zum Beispiel im balladesken Pray. Die Arrangements sind meistens transparent, kaum überfrachtet, sondern offen und rockig. Trotz der Soundkatastrophe ist also die eigene Handschrift der Band zu erkennen und das lässt versöhnlich stimmen, auch wenn man mit den teilweise völlig aus dem Konzept fallenden, kirmesartigen Keyboardsounds, dem mit übertriebenem Hall versehenen und stellenweise alles überlagernden Gesang und den kraftlosen Gitarren wirklich alle Voraussetzungen erfüllt, um einen richtigen Verriss einzufahren. Auch bei einigen Harmonieführungen muss man schon mal auf die Zähne beißen. Es ist nicht so, dass AURA herrlich naiv klingen. Die Band schwankt im Niveau einfach derartig, dass man nur fassungslos vor der eigenen Anlage sitzt. Der Vergleich zwischen dem fast Awake-artigen Instrumentalteil von The Power To Be und den chaotischen Arrangements von Faded Gray, die dann zu allem Überfluss noch in einen kitschigen Balladenteil übergehen, spricht Bände. Da reihen sich schon einige Geschmacklosigkeiten aneinander. Am treffendsten ist New Life mit niveauvollem musikalischen Dilettantismus zu beschreiben. Gute Musiker, keine Frage – aber ein sehr zweischneidiges Resultat. Schlecht ist anders, gut aber auch. Mittelmäßig trifft es schon gar nicht.

Veröffentlichungstermin: 2004

Spielzeit: 37:08 Min.

Line-Up:
Giovanni Trotta – Vocals & Drums

Angelo Cerquaglia – Bass & Vocals

Diego Corini – Guitars & Vocals

Francesco Di Verniere – Keyboards

Produziert von AURA

Homepage: http://members.xoom.it/auranet

Email: aurainfo@virgilio.it

Tracklist:
1. Strategic Madness

2. Pray

3. Faded Gray

4. The Power To Be

5. Fairy Tale

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