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AUGURY: Concealed

Progressiv angehauchter Death Metal aus einer kanadischen Edelschmiede.

Extremen Metal aus Kanada umgibt oft die Aura des Besonderen. Ob nun das steril-kalte Element KATAKLYSMs oder die anspruchsvollen Kompositionen CRYPTOPSYs. Da passt es dann auch wie der Puck ins Tor, dass AUGURY aus dem französischsprachigen Teil Kanadas stammen. Denn die fünf Recken spielen nicht einfach nur Death Metal, sondern versorgen Concealed mit ausreichend Beiwerk, das sich an manchen Stellen unbequem querlegt und an anderen Stellen wiederum wie Gleitmittel die Lieder ins Kleinhirn flutschen lässt.

Dabei ist Concealed eigentlich schon ein alter Hut. An den Songs wurde stetig seit der Bandgründung um 2001/2002 getüftelt, bis sich die Band Ende 2003 entschloss, die Kompositionen auf einem Silberling zu verewigen. Diverse Komplikationen verzögerten die Aufnahmen jedoch, so dass Concealed erst ein Jahr später erschienen ist. Doch das Album blieb bislang nur den Nordamerikanern vorbehalten, so dass die Europäer bis heute durch die Finger schauen mussten. Schließlich nahm sich Adipocere des Albums an, um es auch hierzulande zugänglich zu machen. Und das französische Label hat gut daran getan!

Concealed beginnt mit einem barocken Synthie-Intro, das behutsam von einer sopranen Frauenstimme und einer angsteinflößend gesprochenen Raukehle begleitet wird, bis sich schließlich das Schlagzeug stotternd und knatternd warm spielt, um ab sofort auf glühender Betriebstemperatur durchzubolzen. Die jeweiligen Tracks vermengen die Brutalität des extremen Metals mit der berechnenden Präzision großer Death Metal-Vorbilder und verweben darin noch melodische Elemente unter anderem mit jazzigen (Nocebo) und orientalischen (Alien Shores) Fäden. Diese Abwechslung ist aber auch nötig, denn die fast durchgängig getrampelten Doublebass-Passagen machen die Gefahr der Monotonie ruchbar. Doch zum Glück umschiffen AUGURY diese Gefahr mit technischer Versiertheit, indem Soli dargeboten werden, mit songwriterischer Professionalität, indem dem Hörer auch kurze Momente der akustischen Entspannung kredenzt werden (From Eden Estranged), und mit durchdachtem Playlist-Management.

Auch die gesangliche Variabilität ist den Kanadiern bei der Flucht vor drohender Eintönigkeit behilflich. Ein gutes Beispiel für die unterschiedlichen Vocals liefert etwa The Lair of Purity ab. Hier sind in einem engen Zeitrahmen sowohl männliche Growls (tief und hoch) und cleane Vocals zu finden, als auch Pagan-Chöre und weiblich sopraner und cleaner Gesang. Das Lied ist im Übrigen eines der sachtesten auf Concealed. Nicht nur aufgrund der langen Akustik-Einleitung, sondern auch wegen der folkig angehauchten Melodie und des ebensolchen Rhythmus. Will man über die Qualitäten der einzelnen Gesangsparts urteilen, so bilden die tiefen Growls die Speerspitze. Die anderen Vocalelemente gehen zwar in Ordnung, sind aber steigerungsfähig. So rennen in härteren Passagen die normal gesungenen female Vocals gegen die Stahlwand des AUGURY-Sounds ohne Hoffnung auf Durchbruch an (In Russian Dolls Universes) und auch die Chor-Elemente könnten ein wenig mehr Esprit vertragen.

Auf instrumentaler Ebene erweisen sich die kanadischen Herren als versierte und erfahrene Musiker, die mitunter progressive Ausflüge unternehmen, um ihr Talent zur Schau zu stellen. Davon zeugen eine Reihe von Gitarrensoli, sowie Slap-Passagen am Bass. Und dass Etienne Gallo hinter den Drums ein Tier ist, muss wohl an der kanadischen Luft liegen. Zu allem – im positiven Sinne gemeinten – Überfluss saß auch noch KATAKLYSMs Jean-Francois Dagenais hinter den Reglern, um das ohnehin ansprechende und fordernde Songmaterial soundmäßig zu veredeln. Daher verwundert es auch nicht, dass Concealed mit einem sehr klaren und vollen Sound ausgestattet ist.

AUGURY ist bestimmt nicht jedermanns Sache. Die verschiedenen Elemente – vor allem gesanglicher Natur – werden für manch einen nicht so recht zum extremen Metal der Kanadier passen. Für eine andere Klientel ist jedoch gerade dieser Knüppel-Metal eine Hemmschwelle. Doch für eine wohl nicht gerade übergroße Schnittmenge bietet Concealed eine berauschende und irre Expedition, die vieles platt walzt, um im Nachhinein die Samen zarter Pflänzchen in den Boden zu legen. Ja, und zu letzterer Kategorie freut es mich, mich zählen zu dürfen.

Veröffentlichungstermin: 03.03.2006

Spielzeit: 47:18 Min.

Line-Up:
Patrick Loisel – Vocals & Guitars

Mathieu Marcotte – Guitars

Dominic Forest Lapointe – Bass (6 string)

Arianne Fleury – Vocals

Etienne Gallo – Dums

Produziert von Jean-Francois Dagenais (Mix), Bernard Belley (Mastering)
Label: Adipocere Records

Homepage: http://www.augurymetal.com

Email-Adresse der Band: augurymathieu@hotmail.com

Tracklist:
1. Beatus

2. …Ever Know Peace Again

3. Cosmic Migration

4. Nocebo

5. Alien Shores

6. In Russian Dolls Universes

7. Becoming God

8. The Lair of Purity

9. From Eden Estranged

10. …As Sea Devours Land

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