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ATROCITY: Atlantis

Schwungvoller und zielsicherer kann man sich nicht zwischen die Stühle setzen.

Schwungvoller und zielsicherer kann man sich nicht zwischen die Stühle setzen. ATROCITY verwursten auf ihren neuen Album „Atlantis“ so ziemlich alles: Death Metal, CRADLE OF FILTH Bombast, tiefer gestimmte „Nu Metal“ Riffs und höchst eingängigen Hitstrukturen. Da stellt sich natürlich die Frage, wen das Album ansprechen soll. Die konservativen Alt-Fans haben ATROCITY längst abgehakt, für Bombast-Liebhaber ist das Album stellenweise zu derb, für Grooveanhänger zu komplex und diejenigen, die auf die offensichtliche Hitsingle „Cold Black Days“ hereingefallen sind, werden vermutlich entsetzt ihre Boxen auf ihre Funktionstüchtigkeit untersuchen, sobald sich das gesamte Album im heimischen CD-Player dreht.

Anders herum gesehen, bietet „Atlantis“ sehr viel Abwechslung – was es nicht einfacher macht, die CD zu bewerten. Die Reise zum versunkenen Königreich Atlantis biete wirklich gute Momente, aber sie hat auch ihre Schattenseiten. Letztendlich kann man ATROCITY einen großen Vorwurf machen: Handwerklich geht alles vollkommen in Ordnung – auch wenn man über den Gesang trefflich streiten kann. Es spricht auch nichts dagegen, auf einem Album alle Schaffensperioden in ein stimmiges Konzept zu verpacken. Aber: Wer soll sich ein Album kaufen, von dem ihm ungefähr die Hälfte zusagt? Wie viele Leute sind bereit, einer Band einmal quer durch den Garten der Metal-Subgenres zu folgen?

Ich bin von den härteren Songs wie „Reich of Phenomena“, „Superior Race“, Morbid Minds“ und „Clash Of The Titans“ ziemlich angetan, die moderneren Nummern wie „God Of Nations“ und „The Sunken Paradise“ oder die Kombi-Packungen aus derben Riffs, Opern-Bombast und eingängigen Refrains wie „Ichor“ oder „Atlantean Empire“ sind gut umgesetzt, treffen aber einfach nicht meinen Geschmacksnerv. Hervorragend sind wiederum die beiden Intros beziehungsweise Zwischenspiele „Omen“, das mit düsteren Sirenengesängen eine bedrohliche Atmosphäre aufbaut und „Lost Eden“, eine kleine, stimmungsvolle Einleitung zum folgenden Song „The Sunken Paradise“. Mit „Enigma beweisen ATROCITY dann auch, dass sie sehr eingängige und gleichzeitige abwechslungsreiche und überraschende Songs schreiben können, bei denen die Stilvielfalt nicht ganz so groß ist. „Cold Black Days“ hingegen ist für mich ein ganz klarer Ausreißer nach unten, der auch kaum zum Rest des Albums passen will, der Song ist zu simpel, zu vorhersehbar, zu kalkuliert.

Es gibt sehr, sehr viel zu entdecken in Atlantis, welche Fundstücken man voller Begeisterung ans Herz presst und welche man am liebsten mit spitzen Fingern von sich schleudern möchte, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks.

In einem Punkt sollten sich dann aber wieder alle einig sein: Richtig gut gemacht ist das Bonusmaterial auf der CD, so gibt es alle Songtexte zum Nachlesen und ausführliche Erklärungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu Atlantis – nicht nur informativ, sondern auch sehr schön umgesetzt und ein ganz dicker Pluspunkt für diese CD.

VÖ: 26. April 2004

Spielzeit: 55:51

Besetzung:

Alexander Krull – Gesang

Christian Lukhaupt – Bass

Mathias Röderer – Gitarre

Thorsten Bauer – Gitarre

Martin Schmidt – Schlagzeug

Produzent: Alexander Krull

Label: Napalm Records

Tracklist:

Reich of Phenomena

Superior Race

Gods Of Nations

Ichor

Enigma

Morbid Minds

Omen

Cold Black Days

Atlantean Empire

Clash Of The Titans

Apocalypse

Lost Eden

The sunken Paradise

Aeon

Ein Volk

Multimedia Part mit Songtexten, Hintergrundinformationen und dem Video zu „Cold Black Days“

Hompage: http://www.atrocity.de

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