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ASCETIC: Self Initiation

ASCETIC können noch nicht alle Trümpfe ausspielen, haben aber das Potenzial in Zukunft beim Post Punk / Gothrock-Revival eine tragende Rolle zu spielen.

Es ist doch mit allen Genres das Gleiche: Da kommt der große Hype, wenn es noch frisch ist, wenn es neu und aufregend ist. Dann verstaubt es schneller, als man es ahnen mag, nur selten überlebt es auch länger als vermutet. Aber plötzlich ist diese Musik wieder da, ein zweiter Frühling, eine kleine Renaissance. Ob es sich ASCETIC zu Nutze machen, dass Post Punk über den Black Metal-Umweg – siehe ALCEST und viele andere – plötzlich wieder ein heißes Eisen ist, dass Gothrock wieder straffrei gehört werden darf, ohne dass man in der Öffentlichkeit für einen Perversen gehalten wird, der an Pfingsten Dresden unsicher macht. Ich würde die Klischeekiste nun gerne schließen und versiegeln und für immer geschlossen halten. Aber so ganz einfach machen es uns ASCETIC aus Melbounre dann doch nicht.

Das Trio, bei dem mittlerweile Damian Coward von HEIRS in Lohn und Brot steht, klingt nach einer klassischen Verneigung vor JOY DIVISION, SISTERS OF MERCY, SWANS und dann vor allem wieder JOY DIVISION. Die Rhythmen klingen kalt und klinisch, die Gitarren wabern meist darüber, sind oft auch ein wenig verzerrt, schließlich wieder sehr atmosphärisch, aber nie wirklich hart. Mit dabei sind natürlich unauffällige, aber essentielle Synthesizer, zurückhaltende Basslinien, und dann ist da natürlich der Gesang, der ein bisschen an Ian Curtis erinnert und bei dem es auch nichts ausmacht, dass er ein wenig prätentiös wirkt. Ach, seien wir ehrlich: Wenn es bei einer Band wie ASCETIC keinen prätentiösen Gesang gäbe, es wäre fürchterlich. Self Initiation ist also ein Paradebeispiel für diese Musik, so rein und authentisch, wie es heute, so viele Jahre nach den großen Zeiten des Genres, nur selten der Fall ist.

Es gibt sehr schöne Momente auf Self Initiation zu hören. Pharmacy, We Are Not All Dead und Before The Storm klingen irgendwie widerborstig, haben aber Wendungen parat, die oftmals einen unspektakulär beginnenden Song zu einer Gänsehautnummer machen können. Und statt sich permanent selbst in Selbstmitleid zu ersaufen und typischen Schwoofsound (Religion und Silver Circle) zu spielen, zeigen ASCETIC auch hier und da eine etwas wütendere Seite, wie in Uroburos, das sehr treibend und vergleichsweise wild klingt. Daneben gibt es eine Menge kleiner Ideen, gerade im Bereich der Gitarren, die Self Initiation für lange Zeit spannend wirken lassen. Und dennoch, ein Meisterwerk ist der Band aus Melbourne noch nicht geglückt, obwohl es mit I Burn einen kleinen Genrehit zu hören gibt. Self Initiation hinterlässt den Eindruck, dass ASCETIC es besser können, auch weil sie noch zeigen, dass es Raum zur stilistischen Entfaltung gibt.

Wer Freunde an leicht experimenteller Musik aus dem Bereich Post Punk und Gothic hat, für den sind ASCETIC vermutlich genau die richtige Band, nicht zuletzt durch das großartige Artwork von HEIRS-Gitarrist Brent Stegeman. Self Initiation ist ein atmosphärisches Album mit guten Songs, bisweilen großartigen Ideen, das aber in letzter Konsequenz nicht alle Trümpfe ausspielen kann. Immerhin, das Album wurde bereits 2011 aufgenommen, vielleicht hören wir daher schon sehr bald neues Material von dem australischen Trio. Potenzial und die Hoffnung sind vorhanden, dass ASCETIC in Zukunft aber eine führende Rolle beim großen Revival des Post Punk, Wave und Gothic spielen können.

Veröffentlichungstermin: 15. März 2013

Spielzeit: 46:24 Min.

Line-Up:
Saxon Jorgensen
August Skipper
Vijay Singh

Produziert von Lindsay Gravinn
Label: Golden Antenna

Homepage: http://www.ascetic.com.au/
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/asceticascetic

Tracklist:
1. Pharmacy
2. We Are Not All Dead
3. I Burn
4. Religion
5. Trankasham
6. Before The Storm
7. Uroburos
8. A Day In The Fields
9. Silver Circle

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