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ANTHEMON: Dystopia

Ein eigenständiges Gothic Doom-Album mit jeder Menge Atmosphäre und interessanten Texten, aber arm an Highlights.

Der Albumtitel lässt bereits darauf schließen, dass wir es bei ANTHEMON nicht unbedingt mit einem Happy Metal-Act zu tun haben. Und wie der vielversprechende Titel vermuten lässt, zeichnen die Franzosen in ihren Texten tatsächlich ein düsteres Zukunftsbild, immer unter Einbeziehung von Tendenzen, die bereits in der Gegenwart erkennbar sind und teilweiseunserer heutigen Realität sogar erschreckend ähnlich. Explizite Referenzen zu einer der großen modernen Dystopien gibt es allerdings erst im letzten Stück, Serene Eves, bei die Droge Soma aus Huxleys Brave New World thematisiert wird.

Musikalisch ist das, was diese Pariser Band auf ihrem zweiten Album abliefert, gar nicht leicht zu beschreiben, da man bereits einen erstaunlich eigenständigen Sound vorzuweisen hat. Gothic Doom meets Power Metal würde es wohl am ehesten treffen. Majestätische Keyboards, viele Gitarrenharmonien und ein zumeist getragenes Tempo mit einigen eingestreuten Doublebass-Passagen bereiten den düsteren und atmosphärischen Teppich für Loic Malassagne, der mit seinem hohen, kraftvollen Power Metal-Gesang zunächst einmal im Kontext der Musik recht ungewöhnlich klingt, damit aber einer der wichtigsten Faktoren für die erwähnte Eigenständigkeit der Band ist. Neben dem hohen Gesang, der stets voller Pathos steckt, beherrscht Malassagne auch den den für diese Musik typischeren tiefen Gesang. Die Grunts von Bassist Marc Canlers wirken hingegen etwas deplatziert.

Viel bedauerlicher ist es, dass das Songmaterial nicht ganz mit den starken Leistungen des Frontmanns mithalten kann. Dank aufwändiger Arrangements gibt eseinige kleine Details zu entdecken, welche sich erst nach mehrmaligem Hören erschließen. Dazu zählen etwa die 70er-Prog-Keyboards in Foretell Omega oder die hinter einem Keyboardteppich verborgene orientalische Gitarrenmelodie in Chatter Of The Tube, welches in lyrischer Hinsicht vage Bezüge zu Ray Bradburys Fahrenheit 451 enthält. Insgesamt aber fehlt es den häufig überlangen Songs einfach an Spannung, es fließt alles etwa auf einem Niveau dahin ohne Überraschungen. Daran ändern auch die gar nicht mal so seltenen Tempowechsel nichts, denn auch diese bleiben in vorhersehbaren Schemata. Hooklines, die sich auch wirklich festsetzen und somit ihrem Namen gerecht werden, gibt es eigentlich nur beim starken Eröffnungstrack, bei Recall The Absence sowie bezeichnenderweise beim Instrumentalstück Tuned To A Dead Channel.

Was bleibt ist ein dank Mix und Mastering in den finnischen Tico-Tico-Studios sehr ordentlich produziertes, vor allem aufgrund des Gesangs eigenständiges Gothic Doom-Album mit jeder Menge Atmosphäre und interessanten Texten, das aber arm an Highlights ist. Dystopia ist wirklich kein schlechtes Album, man muss es aber nicht unbedingt haben, und damit ist es irgendwie typisch französisch.

Veröffentlichungstermin: November 2004

Spielzeit: 48:45 Min.

Line-Up:
Loic Malassagne – Lead Vocals

Sylvain Bégot – Lead & Rhythm Guitars

Alexandre Kohler – Lead & Rhythm Guitars

Marc Canlers – Grunts & Bass Guitar

Sébastien Latour – Keyboards

David Verbecq – Drums
Label: Thundering Records

Hompage: http://www.anthemon.com

Email-Adresse der Band: info@anthemon.com

Tracklist:
1. Above Us

2. Foretell Omega

3. Chatter Of The Tube

4. Recall The Absence

5. Tuned To A Dead Channel (instrumental)

6. La Chute De L´Architecte

7. Manifold Of…

8. Serene Eves

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