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AMORPHIS: Under The Red Cloud (Tour Edition)

Interessant ist das Bonusmaterial: Braucht man eine neue Version von “My Kantele”? Nein. Das Livealbum ist trotzdem magisch.

Braucht die Welt eine neue, andere Version von “My Kantele”? Ich meine: Nein. Der Zauber des Originals vom 1996er Album “Elegy” ist bis heute ungebrochen – und die 2016er Live-Version mit Gastmusikern kommt für mich niemals an die pure, reine und reduzierte Originalfassung ran. Aufgenommen haben AMORPHIS “My Kantele” und acht weitere Songs beim Helsingin juhlaviikot (Helsinki Festival) im Herbst 2016. Bei dem zweiwöchigen Kulturevent spielen unterschiedlichste Bands auf der Zeltbühne “Huvila” , insgesamt besuchten rund eine Viertelmillion Menschen die Konzerte, Theater-, Tanz-  und Filmaufführungen und Ausstellungen.

Im Netz gibt es den Auftritt als Videomitschnitt  schon eine ganze Weile,  jetzt wurde er auch als Zugabe zur 2017er Tour-Edition des fantastischen AMORPHIS-Albums “Under The Red Cloud” veröffentlicht.  Eigentlich ein faires Angebot, denn die Arrangements der anderen Song sind beeindruckend und zeigen eine neue Seite der Band. AMORPHIS holten sich Gastmusiker auf die Bühne, unter anderem den Saxophonisten Sakari Kukko und Pekko Käppi, der sich auf traditionelle finnische Instrumente spezialisiert hat – beide waren auch schon auf verschiedenen Alben der Band zu hören. Außerdem dabei: Anneke van Giersbergen.

Der Opener “Enigma” ist vielleicht noch einen Ticken zu überambitioniert: Hier noch ein paar Flötentöne, da noch eine Saxophonpart – das ist etwas anstrengend. Zum Glück war Sänger Tomi Joutsen an diesem Tag in Höchstform –  sein Können kann er mit diesem Aufnahmen endlich auch mal komplett unter Beweis stellen. Die wunderbaren Versionen von “Silent Waters” und besonders “Far From The Sun” verzaubern durch seine warme, gefühlvolle Stimme und die zarten Pianokläge – und hier halten sich die Gastmusiker mehr im Hintergrund, so dass sie die Songs einfach nur noch schöner machen.

Allerdings muss man sich grundsätzlich darauf einlassen, dass AMORPHIS an diesem Abend einfach mal mehr auf Improvisation und Jamming-Session setzen: Die ganzen verästelten Verzierungen und Improvisationen nehmen ganz schön viel Raum ein. Man merkt aber auch, wie verdammt gut die Songs sind, die diese Band schreibt. Da steckt so viel mehr drin als Strophe-Bridge-Refrain-Strophe und ein Solo obendrauf.

Bei “Silver Bride “, eingeleitet mit wabernden Didgeridoo-Klängen, gibt es tatsächlich auch derbe Growls zu hören, “The Wanderer” bekommt einen Publikums-Chor, bei “Sampo” rocken schwere Riffs – ihre Herkunft verleugnen AMORPHIS zu keiner Sekunde.  Das Highlight des Albums: “Her Alone” ist ein unfassbar schönes Duett mit Anneke van Giersbergen geworden, die den Song mit ihrer unverwechselbaren Stimme nochmal auf eine ganz andere Ebene hebt.

Kein Album für jeden Tag, im Normalfall bevorzuge ich tatsächlich die Studioversionen der Songs. Aber ich werde mir dieses Album irgendwann weit draußen in der Natur, bei Sonnenaufgang, anhören. Ich bin sicher, das werden magische Momente.  

Veröffentlichungstermin: 24. Februar 2017

Line-Up:
Tomi Joutsen – vocals
Esa Holopainen – guitar
Tomi Koivusaari – guitar
Niclas Etelävuori – bass
Jan Rechberger – drums
Santeri Kallio – keyboards

Label: Nuclear Blast

CD1 “Under The Red Cloud”
01. Under The Red Cloud
02. The Four Wise Ones
03. Bad Blood
04. The Skull
05. Death Of A King
06. Sacrifice
07. Dark Path
08. Enemy At The Gates
09. Tree Of Ages
10. White Night
Bonus:
11. Come The Spring
12. Winter’s Sleep

CD2 Live-CD: “An Evening With Friends At Huvila”
01. Enigma
02. Far From The Sun
03. Silent Waters
04. My Kantele
05. Silver Bride
06. Sampo
07. Alone
08. The Wanderer
09. Her Alone
Der Mitschnitt im Netz: AMORPHIS live@HUVILA – JUHLAVIIKOT 2016 bei YouTube

 

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