AMORPHIS: Circle

Stagnation auf sehr hohem Niveau? Auch "Circle" ist prinzipiell ein verdammt gutes Album, kommt aber nicht an die ersten drei Alben der Joutsen-Ära heran. Mit seinem Vorgänger kann das neue Album indes auf jeden Fall mithalten.

Als bekannt wurde, dass AMORPHIS ihr neues Album von Peter Tägtgren produzieren lassen, hat der eine oder andere vermutlich schon damit gerechnet, dass plötzlich der Death Metal wieder Einzug bei den Finnen hält. Das passierte natürlich nicht. Allerdings ist die Produktion insgesamt doch eine  Ecke heavier und gitarrenlastiger ausgefallen als zuletzt. Auch an der Härteschraube haben AMORPHIS nochmal ein bisschen gedreht. Und so befinden sich auf Circle einige der härtesten Nummern der jüngeren Bandgeschichte. Na ja, also eigentlich seit den Prä-Pasi-Zeiten. Davon abgesehen liefern die Finnen den bekannten und geliebten Sound, den man seit dem Einstieg von Tomi Joutsen etabliert hat. Ganz so leicht ins Ohr wie auf dem Vorgänger gehen die Songs, auch aufgrund des höheren Härtegrades, allerdings nicht.

Shades Of Gray ist ein wuchtiger, heavy Opener mit heftigen Growls von Toni, geht dann aber in einen typischen, melodischen AMORPHIS-Refrain über. Guter Song, aber als Opener eine vorhersehbare Wahl, weil von den Vorgängern bekannt. Das folgende, zumindest anfangs verhältnismäßig ruhige, melancholische Mission kommt komplett ohne Growls aus, ist insgesamt aber etwas unauffällig. Narrowpath zeigt die Band mit seinem stampfenden Rhythmus und den Flöten von ihrer folkigen Seite. Zu Hopeless Days haben AMORPHIS ein Video gedreht. Der Song beginnt mit harten Riffs und düsteren Keyboard-Klängen, zwischendurch ein Piano und Tomi Joutsens Gesang, dann ein typischer, großer AMORPHIS-Refrain. Ein guter Song, aber es fehlt das gewisse Etwas, um mit den ganz großen AMORPHIS-Songs der jüngeren Vergangenheit mithalten zu können.

Nightbird´s Song ist vielleicht der härteste Song, den die Finnen seit Ewigkeiten geschrieben haben. Tomi holt hier alles aus seinen Stimmbändern und sein Namensvetter an der Gitarre sowie Esa lassen es so richtig krachen. Natürlich ist der Refrain dann doch wieder melodisch – wir haben ja nicht mehr Anfang der Neunziger. Zwischendurch kommen auch wieder Flöten und Orgelklänge zum Einsatz, doch kurz darauf verarbeiten die Gitarren wieder alles zu Kleinholz. Ebenfalls eine starke und endlich auch mal ein wenig überraschende Nummer. Into The Abyss klingt danach ziemlich harmlos, auch wenn der Titel etwas anderes suggeriert. Der Refrain ist zwar gewohnt klasse, ansonsten passiert aber nicht furchtbar viel. Das epische Enchanted By The Moon ist da wieder eine Ecke spannender.

Insgesamt ist auch Circle ein gutes Album geworden, schlecht können AMORPHIS – wie ich schon in meiner Review zum Vorgänger sagte – gar nicht. Doch an die ersten drei Alben der Tomi Joutsen-Ära kommt Circle genau wie sein Vorgänger nicht ran. Man könnte hier von Stagnation auf ziemlich hohem Niveau sprechen. Das wird die meisten Fans wohl nicht stören. Ich würde mir, trotz all der Qualitäten, die Circle ohne Frage hat, allerdings wünschen, dass AMORPHIS beim nächsten Album nochmal etwas zulegen. Die ganz großen Gänsehaut-Momente sind inzwischen einfach etwas rarer gesät.

Veröffentlichungstermin: 19.04.2013

Spielzeit: 46:24 Min.

Line-Up:
Tomi Joutsen – vocals
Esa Holopainen – guitar
Tomi Koivusaari – guitar
Niclas Etelävuori – bass
Jan Rechberger – drums
Santeri Kallio – keyboards

Produziert von Peter Tägtgren
Label: Nuclear Blast

Homepage: http://www.amorphis.net
Mehr im Netz: https://www.facebook.com/amorphis

Tracklist:
1. Shades Of Gray
2. Mission
3. The Wanderer
4. Narrowpath
5. Hopeless Days
6. Nightbird´s Song
7. Into The Abyss
8. Enchanted By The Moon
9. A New Day

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