SOUTHERN LORD entdecken den Hardcore nicht erst seit heute, aber jetzt strecken sie ihre Fühler auch in Richtung Deutschland aus. ALPINIST sind die zweite deutsche Band neben PLANKS, die Greg Anderson und Konsorten unter ihre Fittiche nehmen. Rabiat, aber nicht platt geht es auf den beiden hiermit wiederveröffentlichten Alben von ALPINIST zu. Nah am Portland-Hardcore, aber auch mit gewissen Crust-Momenten, kämpfen die vier Münsteraner gegen alles Schlechte dieser Welt. Kein Wunder, dass die Band selbst explizit erwähnt, dass jemand, der mit Faschismus, Rassismus, Sexismus und Homophobie sympathisiert, nicht zum Hörerkreis gezählt werden will. Nun spielen die beiden Alben von ALPINIST unglaublich dunklen, bitteren Hardcore, der sicherlich nicht zum Innovativsten gehört, was man in den letzten Jahren gehört hat, aber Freunde von HIS HERO IS GONE, FROM ASHES RISE, TRAGEDY, SKITSYSTEM und sogar von DISFEAR und frühen NEUROSIS kommen bei der über einstündigen Gewaltvorführung von ALPINIST schwer auf ihre Kosten.
Die beiden Alben Lichtlaerm und Minus.Mensch ähneln sich einerseits, andererseits zeigen ALPINIST aber schon einen leichten qualitativen Sprung vom Debütalbum Minus.Mensch hin zum im letzten Jahr erschienenen Lichtlaerm, die Musik wirkt dort kompakter und durchdachter, aber nicht impulsiver und mitreißender. Die vierköpfige Band folgt ihrem Weg, weit abseits von Trends im Hardcore-Business, aber nicht weit entfernt von eingängigen Songs. Es ist schon melodisch, was uns da entgegen donnert. Leidenschaftliche Leadgitarren, klassische Riffs, massiver Bass, völlig deprimiertes, hysterisches Geschrei und ein wenig Gebrüll, von dem es gerne etwas mehr hätte sein dürfen, sowie eine wohldosierte Mischung aus dezent verspielten, aber doch direkten Grooves, schönen D-Beat-Moshparts und sogar der ein oder anderen Blast Beat werden zu einer spannenden Angelegenheit vermengt.
Dieser explosive Cocktail manifestiert sich in hervorragenden Songs wie Aidt, Licht, The Cursed Word Open-Minded und Laerm auf Seiten von Lichtlaem, andererseits durch Schalterhygiene, Rost, Amuse Yourself To Death, The Charme Of Dominating und das Outro bei Minus.Mensch. Besonders schön sind auch die doomigen, verstörenden Instrumentals auf beiden Alben dieses Re-Releases, Yarncarrier And Break und Nighttime Poet, Daytime Dead sind zwei Beispiele für den gelebten Pessimismus auf Lichtlaem || Minus.Mensch. Es gibt jedoch nicht nur gelungenes Material in dieser Stunde, Neverest, und 2te Klasse Bahnabteil können das restliche Niveau nicht halten. Problematisch ist das aber nicht, ALPINIST gleichen kleinere Mängel gerade durch die direkten, schnellen Songs wieder aus.
Diese auf zweitausend Stück limitierte Wiederveröffentlichung macht natürlich für diejenigen Sinn, die in Sachen dunklem Hardcore neues, radikales Material suchen. ALPINIST begehen den reinsten Rachefeldzug und nehmen keine Gefangenen. Somit ist das angesprochene Klientel klar: Leute mit Iros, die in besetzten Häusern vegane Eintöpfe essen. Sollte man meinen. Lichtlaerm || Minus.Mensch hat eine Relevanz, die darüber hinaus geht und trotz aller Trendfreiheit diese Musik irgendwie salonfähig macht, eben weil es gewitzter und energetischer klingt, als das meiste, was dieses Genre in den letzten Monaten zu bieten hatte. Auch frustrierte Punks, Grinder und Metaltypen, die es rabiat und zynisch mögen, sollten ALPINIST ins Visier nehmen. Immerhin, das ist das Beste, was Münster neben Thiel und Börne zu bieten hat.
Veröffentlichungstermin: 17. Juni 2011
Spielzeit: 66:28 Min.
Line-Up:
Julian – Vocals, Guitar
Flo – Vocals, Guitar
Benny – Bass, Vocals
Hendrik – Drums
Label: Southern Lord
MySpace: http://www.myspace.com/alpinistsucks
Tracklist:
Lichtlaerm:
1. Deliberate
2. Rogen
3. Aidt
4. Licht
5. Yarncarrier And Break
6. Neverest
7. Project Fatigue
8. The Cursed Word Open-Minded
9. Hak Nam
10. Laerm
Minus.Mensch:
11. Nighttime Poet, Daytime Dead
12. Schalterhygiene
13. A Is For Army Of Slaves
14. Rost
15. 2te Klasse Bahnabteil
16. Amuse Yourself To Death
17. Delta Flood Of Ignorance
18. The Charme Of Dominating
19. From Groveling To Running In Less Than A Second
20. This Song Will Save Your Life
21. Outro