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AKREA: Lügenkabinett

Ein wenig melodiefokussierter als der Vorgänger, ansonsten hat sich bei der bayerischen Melodic Death Metal-Band leider nicht allzu viel getan.

Es passiert nicht zum ersten Mal. Schon viele Bands haben nach ihrem Debüt – die INNER AGGRESSION-Vergangenheit blenden wir mal aus – alles noch besser machen wollen und sich dann doch zu verkopft um die eigene Frische gebracht. ENSIFERUM ist es so ergangen, TURISAS ebenfalls. Und AKREA? Die wollten mit “Lügenkabniett” noch professioneller, ausgefeilter, melodischer werden, büßen dabei allerdings ebenfalls einiges von dem ungestümen Charme ein, der “Lebenslinie” zu einem Überraschungshit verholfen hat.

Diese vorsichtige Einschätzung sollte keineswegs falsch verstanden werden, schließlich sind die Bayern nach wie vor Äonen davon entfernt, weichgespült zu klingen, oder gar den genannten Beispielen ins künstlerische Vakuum zu folgen. Das Fundament aus aggressivem Death Metal, der mit zahlreichen Solos und melodischen Leadgitarren schwedischer Prägung aufgehübscht wird, ließen AKREA komplett unangetastet. Nur ist zugleich jederzeit der Atem des starken Debüts zu spüren und damit der Druck, auf “Lebenslinie” noch eins draufzusetzen. “Lügenkabinett” ist zwar alles andere als verkrampft, einem Großteil der elf Stücke ist dennoch anzumerken, dass die Jungs hier nicht mehr mit der Leichtigkeit agieren, die den Vorgänger so sorglos aussehen ließ.

AKREA gehen mit neuen Elementen sparsam um

“Vier Sonnen”, “Guten Tag” und “Meteor” etwa zielen wesentlich mehr auf eingängige Melodieführung ab, als es bisher der Fall war. Das Ergebnis besitzt dadurch einerseits immer noch Wiedererkennungswert, ein unumstrittenes Alleinstellungsmerkmal sieht im Melodic Death Metal nichtsdestotrotz anders aus. Die Annäherung an die genreüblichen Grundfeste sind besonders in “Versprochen ist versprochen” zu spüren, wodurch sich Überraschungen ähnlich stark in Grenzen halten wie meine Begeisterung für warmes Bier.

Ein Umstand im Übrigen, der sich auf große Teile von “Lügenkabinett” ausweiten lässt, mit neuen Elementen gehen AKREA nämlich recht sparsam um. Gut ist das Material selbstverständlich im Regelfall trotzdem. Vor allem “Wilde Flut” und “Vier Sonnen” kristallisieren sich bald als zukünftige Live-Hits heraus, besitzen zugleich aber auch auf Platte die nötige Energie, die ihnen in erster Linie von der makellosen Produktion aus der Hand V. Santuras (DARK FORTRESS) zugesprochen wird. Frontmann Sebastian Panzer macht derweil eine ähnlich gute Figur wie seine Kollegen Fabian Panzer und Stephan Schafferhans, welche an den Gitarren wieder vor allem mit ihren Flitzefingern bestechen, und lässt die eine oder andere holprige Textzeile routiniert in einer leidenschaftlichen Performance verschwinden.

“Lügenkabinett” muss im Schatten seines älteren Bruders existieren

Ein Fazit zu ziehen fällt vor allem dahingehend schwer, als da AKREA zwei Gesichter an den Tag legen. Auf der einen Seite sehe ich gestandene Musiker, die ihr Handwerk beherrschen und erneut gutklassiges Material vorzuweisen haben. Aus dem Spiegel grinst indes frech die Fratze der Vergangenheit, die “Lügenkabinett” mangels entscheidender Neuerungen etwas gealtert wirken lässt und so den ihm eigenen Reiz untergräbt. Eine nette Momentaufnahme bleibt das Album also in jedem Fall, über eine Existenz im Schatten des älteren Bruders kommt der neue Spross dafür leider nicht hinaus.

Veröffentlichungstermin: 22.10.2010

Spielzeit: 46:32 Min.

Line-Up:
Sebastian Panzer – Vocals
Fabian Panzer – Guitar
Stephan Schafferhans – Guitars
Christian Simmerl – Bass
Jonas Nelhiebel – Drums

Produziert von Victor Bullock
Label: Drakkar Records

Homepage: http://www.akrea.de

AKREA “Lügenkabinett” Tracklist

01. Vier Sonnen
02. Meteor (Video bei YouTube)
03. Auf los geht’s los! (Video bei YouTube)
04. Versprochen ist versprochen
05. Bühne frei
06. Guten Tag
07. Ach was bist Du schön…
08. …so schön
09. Auf leisen Sohlen
10. Zwischen den Welten
11. Wilde Flut

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