AGE OF RUIN: The Tides Of Tragedy

Rassiger US-Metalcore der Marke KILLSWITCH ENGAGE.

Nicht erst seit Metalcore eine „offiziell“ anerkannte Schublade im Sektor der harten Musik ist, beginnt sich dieses Genre gigantisch auszuweiten. Mit eigener Szene, eigenen Idealen und eigenen Labels ist die Mischung aus Metal und Hardcore längst mehr als nur eine Verbindung der beiden Stile. Diente der Begriff vor einiger Zeit nur dazu besonders innovative Bands irgendwie einzuordnen, so wird heute allen möglichen Kapellen der Stempel „Metalcore“ aufgedrückt, sei es um der Ideale willen oder nur aus Marketinggründen sei mal so dahingestellt. Fakt ist, dass Metalcore sich derzeit einfach gut verkauft. Ob die Schwemme an Bands allerdings gut für die Hartwurst-Szene ist ist fraglich.

Auch AGE OF RUIN haben sich diesem Sound verschrieben und bieten hier ihre eigene Interpretation dieser Musik dar. Diese springt selbstverständlich nicht zu sehr aus dem Rahmen und kommt mit der üblichen Offenheit der Szene daher mit den unterschiedlichsten Stilen zu spielen. Die Bausteine sind klar: Heftiger Metal, der an schwedischen Melodic-Death erinnert, donnernde Hardcore Stakkato-Riffs und aggressiver, vielseitiger Gesang, der Marke KILLSWITCH ENGAGE.

Das Intro („Dawn“) ist kurz und unspektakulär, wie man es schon tausendfach gehört hat. Der Opener Yesterday`s Ghost“ erinnert mich etwas an SOILWORK, das folgende „Truest Flame“ macht seinem Namen alle Ehre und klingt stark nach IN FLAMES. In der Tat schimmern solche Einflüsse im Laufe der Platte sehr oft durch. Ohne das Rad wirklich neu zu erfinden rocken sich AGE OF RUIN durch die Songs und können dabei durchaus überzeugen. Das Instrumental „Serengeti“ klingt etwas wie „Kaiowas“ von SEPULTURA und lockert das Album in der Mitte etwas auf, danach geht`s nach bewährtem Rezept weiter. Erste Abnutzungserscheinungen deuten sich genau jetzt an und man glaubt die Lieder und Riffs bereits gehört zu haben, was sich auch bis zum Ende der Scheibe nicht so recht ändern will.

Insgesamt bietet „The Tides of Tragedy“ gute Metalcore-Kost, die sicher am oberen Ende der Liga angesiedelt ist und Fans des Genres sicher begeistern dürfte. Auch Fans von melodischem Deathmetal könnten an der Platte gefallen finden. Ich persönlich finde das Album zwar technisch gut, aber auf die Dauer zu monoton. Und mir fehlt ein kleines bisschen die Tiefe, die geniale Bands wie HEAVEN SHALL BURN ausmacht. Emotionsgeladene Songs, die Wut und der Hass des Hardcores und die ungezügelte Power des Death Metals, das hat Metalcore für mich immer bedeutet. AGE OF RUIN gehen dem zwar nach, aber das Image wirkt auf mich des öfteren etwas aufgesetzt, die Songs etwas oberflächlich. Ihre Labelkollegen THE JUDAS CRADLE finde ich zum Beispiel wesentlich intensiver und ehrlicher. Vielleicht ist es aber auch nur weil „The Tides of Tragedy“ teilweise eher Melancholie als Hass verarbeitet, eher träumerisch als bodenständig klingt. Ganz großes Vorbild und somit auch ganz zahlreicher Vergleichspartner ist auf jeden Fall KILLSWITCH ENGAGE , diese Vergleiche wird die Band sich einfach gefallen lassen müssen.

Letztendlich wird sich wohl in näherer Zukunft entscheiden was aus dem Metalcore wird. Wird er sich etablieren, hat er das bereits? Oder verschwindet er in ein paar Jahren als Trend wieder von der Bildfläche? Sicher ist, dass AGE OF RUIN da ein Wörtchen mitzureden haben werden.

Veröffentlichungstermin: 17.06.2004

Spielzeit: 54:58 Min.

Line-Up:
Daniel Fleming: Lead Guitar

Ben Swan: Vocals

Brian Kerley: Guitar

Colin Kercz: Drums

Joseph Scheibel: Bass

Produziert von Ken Olden
Label: Alveran Records

Homepage: http://www.ageofruin.net

Email: band@ageofruin.net

Tracklist:
dawn

yesterday`s ghost

truest flame

elapse

no kiss cuts as deep

diaries of the dead

serengeti

bluest eyes in blackest hearts

siren`s passage

glowing embers

yours to bury

a portrait of solemn seas

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