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AGALLOCH: The Serpent & The Sphere

Ein lethargischer Anfang lässt die Hoffnung auf ein weiteres grosses AGALLOCH-Werk beinahe schwinden – aber dann bäumt sich "The Serpent & The Sphere" mächtig auf…

AGALLOCHs letzte Veröffentlichung – die EP Faustian Echoes – liegt gerade mal zwei Jahre zurück. Ich für meinen Teil war nicht sonderlich beeindruckt davon, also wollte ich beim ersten Anhören von The Serpent & The Sphere wohl sowohl alles absorbieren, wie auch gleichzeitig die Geister der jüngeren Vergangenheit austreiben.

The Serpent & The Sphere beginnt sanft, was wohl für die meisten Fans kaum eine Überraschung sein dürfte. Doch dann explodiert es zum Leben – nur um dann in ein schwarzes Loch des Dooms zu kollabieren, und sämtliche Versuche, diesem als Hörer zu entkommen werden scheitern, denn es schleppt sich ganze zehn Minuten durch diese Lethargie und zieht den Hörer immer weiter und weiter hinein. Das Ganze klingt natürlich noch immer nach AGALLOCH, wer aber das Übliche erwartet hat, wird hier in komatösem Zustand zurückgelassen. Die entfernte Hoffnung, dass es besser wird, ist zwar noch am Leben, aber sich durch den ersten Song zu hören grenzt schon an eine Herkulesaufgabe. Auch das darauf folgende akustische Intermezzo – von Nathanael Larochette der kanadischen Neofolk Band OX – macht es nicht einfacher, die aufkommende Unterforderung des AGALLOCH-Fans abzuwenden. Nicht gerade der beste Start für das lang ersehnte Full Length-Album der amerikanischen Truppe.

Wer es jedoch bis hierhin geschafft hat, der wird nun belohnt – mit The Astral Dialogue, einem Song, der sich auch gleich als Anspieltipp empfehlen kann. Es scheint, als wären AGALLOCH plötzlich aus dem Schlaf des Openers erwacht und darauf bedacht, das Tempo raufzuschrauben. Das Album fliesst nun, nicht so schnell wie ein Asteroid, der auf die Erde zurast, sondern eher wie ein Komet, der mit regelmässiger Geschwindigkeit über den Nachhimmel zieht. Nach zwei Minuten quillt in The Astral Dialogue eine Melodie hervor, auf welche AGALLOCH ein zweistimmiges, harmonisches Gitarrenspiel legen und damit definitiv einen Höhepunkt des Albums kredenzen.

Darauf folgt Dark Matter Gods, ein ebenfalls sehr gelungener Song, der das Tempo von The Astral Dialogue aufrecht erhält. Celestial Effigy beschwört dann die Dunkelheit und Energie herauf, die man vom Marrow of the Spirit-Album her kennt. Das zweite Intermezzo Cor Serpentis (The Sphere) übertrifft das erste an musikalischer Qualität und schafft es vor allem, den Fluss des Albums nicht zu stören. Mittlerweile sind meine Bedenken vom Beginn komplett verflogen, und offenbar habe ich mit den ersten 13 Minuten von The Serpent & The Sphere auch nicht 13 Minuten meines Lebens unwiderruflich verloren. 

In Vales Beyond Dimension bearbeiten AGALLOCH dann Midtempo-Gefilde und gleiten nahtlos in Plateau of the Ages über, ein Instrumental, das musikalisch an Ghosts of the Midwinter Fires vom Marrow of the Spirit-Werk gemahnt. Das akustische Finale – wiederum von Nathanael Larochette – überzeugt dann wiederum vollends und schliesst The Serpent & The Sphere mehr als würdig ab.

AGALLOCH zeigen mit The Serpent & The Sphere, dass man ihr Album nicht auf Basis der ersten beiden Songs bewerten darf bzw. kann. Würde man mir sagen, dass die Band das Album live in einem Take eingespielt und hierfür einfach mal auf den Record-Knopf gedrückt habe, wäre ich nicht überrascht, denn es würde schlicht Sinn machen. Der erste Song fungiert als Warm Up, so dass sich die Bandmitglieder akustisch beschnuppern und erahnen können, wohin es sie ziehen wird. Danach sind AGALLOCH in ihrem Groove und bieten ein exzellentes Album, das mal an Ashes Against the Grain, mal an Marrow of the Spirit erinnert. The Serpent & The Sphere ist nicht neu, es ist nicht alt, es ist nicht sicher, es ist nicht zügelloses Risiko. Nein, dieses Album ist schlicht und ergreifend AGALLOCH, die mit ihrer Hörerschaft kommunizieren und sich an jene richten, die ihnen zuhören mögen. Ein Dialog jenseits sprachlicher Limitationen.

Veröffentlichungstermin: 19.05.2014

Spielzeit: 59:58 Min.

Line-Up:
Don Anderson – Gitarren, Piano, Vocals
John Haughm – Gitarren, Vocals, Drums
Jason William Walton – Bass
Aesop Dekker – Drums

Gastmusiker:
Nathanael Larochette(OX) – akustische Intermezzi

Produziert von Billy Anderson
Label: Profound Lore Records / Eisenwald Tonschmiede

Homepage: http://www.agalloch.org

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/AgallochOfficial

Tracklist:
1. Birth and Death of the Pillars of Creation
2. (Serpens Caput)
3. The Astral Dialogues
4. Dark Matter Gods
5. Celestial Effigy
6. Cor Serpentis (The Sphere)
7. Vales Beyond Dimension
8. Plateau of the Ages
9. (Serpens Cauda)

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