AFSKY: Sorg

AFSKY ist eines dieser Black-Metal-Soloprojekte depressiver Trauerklöße – Menschen, die ihre Freizeit damit verbringen, durch graue Straßen oder verschneite Wälder zu stapfen und hin und wieder Fotos davon zu machen. Dabei hören sie Musik, und hin und wieder verspüren sie sowas wie Glück.

AFSKY ist eines dieser Black-Metal-Soloprojekte depressiver Trauerklöße – Menschen, die ihre Freizeit damit verbringen, durch graue Straßen oder verschneite Wälder zu stapfen und hin und wieder Fotos davon zu machen. Dabei hören sie Musik, und hin und wieder verspüren sie sowas wie Glück.

Genau mein Ding also.

Schon mit seiner Band SOLBRUD konnte der AFSKY-Typ mich begeistern, aber “Sorg” legt nochmal ne Schüppe drauf: Die ersten 12 Minuten sind einfach nur herrlichste brutale Wehmutsraserei; der Klang messer- bzw. rasierklingenscharf, das Gekrächze nochmal extra verzerrt, die Breaks auf dem Punkt. Und klar hat man das schon hundertmal gehört, aber hier steckt nochmal die Extraportion Dreck drin, die es manchmal braucht, wenn man vom üblichen “Atmospheric Black Metal” die Schnauze voll hat.

AFSKY können mehr als den üblichen “Atmospheric Black Metal”

Und dann geht’s weiter: Plötzlich wird’s doomig, und als ich gerade anfangen will, endgültig keine Freude mehr empfinden zu können, wird wieder losgerast, und die Gitarren steigen in ungeahnte Hymnen-Sphären empor, dass mir die Tränen in die Augen schießen wollen. Kann was! Lied Nummer drei fängt mit Meeresrauschen an, der Doom-Faktor wird ausgewalzt – halt’s Maul und nimm mein Geld! Und das sage ich, obwohl sich das Konzept auf LP-Länge vielleicht etwas abnutzt – man muss schon sehr hasserfüllt und angepisst-traurig sein, um über die knapp 50 Minuten aufmerksam zu bleiben. Also z.B., wenn man durch graue Straßen stapft, mit Musik auf den Ohren, manchmal das Stapfen unterbrechend, um Fotos… hatten wir schon.

Ein ziemlich geiler Mischmasch aus Industrie- und Naturruinenlandschaft

Dass mir graue Straßen in den Sinn kommen, ist übrigens kein Wunder, ist die Atmosphäre doch zur Hälfte aufgrund des Sounds und der vielen Disharmonie eher urban. Dann aber wird Lied Nummer fünf von Gastmusikerin MYRKUR mit einer Nyckelharpa eingeleitet, und das folgende Riff zieht auch wieder mehr in die Folk-Richtung – ohne dass sich das jedoch groß auf den nach wie vor brutalstmöglich verkratzten Gesang auswirken würde, so dass ein ziemlich geiler Mischmasch aus Industrie- und Naturruinenlandschaft vor dem geistigen Auge entstehen würde, wenn man nicht halt schon komplett depressiv wäre.

Egal: Danach packt AFSKY die Akustikklampfe aus, und wir hören Vögel zwitschern, ehe wir plötzlich wieder zu skandinavischer Folklore durch den Schnee stapfen, denn das war ja auch bitter nötig. Herrlich! AFSKY ist nach SOLBRUD und ADDAURA für mich das nächste große Highlight auf Vendetta Records und ein heißer Anwärter auf einen prominenten Platz in der Jahresabrechnung.

Spieldauer: 48:13 Minuten
VÖ: 09.03.2018 (digital), 07.04.2018 (LP)

https://afsky.bandcamp.com/

Vendetta Records

01. Jeg Bærer Deres Lig
02. Skær
03. Sorte Vand
04. Stjernerne Slukkes
05. Vættekongen
06. Glemsomhedens Elv
07. Oh Måneløse Nat

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